Grüne zweifeln an Koalitionsmehrheit für neuen Wehrdienst
Die Grünen sehen bei den Regierungsplänen zum neuen Wehrdienst der Bundeswehr rechtliche Risiken und zweifeln wegen des Koalitionsstreits an einem rechtzeitigen Inkrafttreten des Gesetzes zum Jahreswechsel.
"Der Gesetzesvorschlag des Verteidigungsministeriums birgt rechtliche
Herausforderungen im Bereich Gleichstellung und Wehrgerechtigkeit, die
nicht ohne Risiko sind", sagte die sicherheitspolitische Sprecherin der
Grünen-Bundestagsfraktion, Sara Nanni, den Zeitungen der
Funke-Mediengruppe (Donnerstagsausgabe).
Wenn es später doch zu
einer Wehrpflicht kommen sollte, sei die große Frage, ob eine solche
Verpflichtung nur für einen Teil der wehrfähigen Männer mit dem
Verfassungsrecht auf Gleichbehandlung zu vereinbaren sei. "Das wird
wahrscheinlich vom Bundesverfassungsgericht geklärt werden müssen, das
schafft große Unruhe in der Gesellschaft." Dieses Problem sei ja auch
ein Grund für die Aussetzung des verpflichtenden Wehrdienstes gewesen.
Deshalb
sei der Ansatz des Verteidigungsministeriums, zunächst auf
Freiwilligkeit zu setzen, zwar vernünftiger. Aber es sei ebenso zu
erwarten, dass unter den zwangsverpflichteten jungen Männern jemand
versuche, die Ungleichbehandlung der Geschlechter vor Gericht
anzufechten. "Ob die Wehrpflicht nur für Männer im Jahr 2025 angesichts
der gesellschaftlichen Entwicklung noch mit der verfassungsrechtlich
garantierten Gleichstellung von Mann und Frau zu vereinbaren ist, ist
tatsächlich eine spannende Frage", erklärte Nanni.
Nanni sagte
weiter: "Ich habe Zweifel, dass die Koalition es schafft, das Gesetz wie
vorgesehen so zu beschließen, dass es zum 1. Januar 2026 in Kraft
treten könnte." Beim Streit um den von der Union geforderten
Automatismus gehe es um einen grundlegenden Konflikt, der nicht gelöst
sei. "Dies könnte der nächste Fall sein, bei dem die Mehrheit der
schwarz-roten Koalition nicht steht." Sie werde ihrer Fraktion
empfehlen, nicht zuzustimmen. "Die Koalition muss alleine Mehrheiten
besorgen."
Für einen Automatismus im Gesetz, wie die Union ihn
nun wolle, sei es außerdem der falsche Zeitpunkt. "Die Bundeswehr hat es
ja noch gar nicht versucht, ob die neuen Ziele auch ohne
verpflichtenden Wehrdienst erreicht werden können." Nanni sagte aber
auch: "Die Personalprobleme der Bundeswehr werden so oder so nicht
alleine durch mehr junge Wehrdienstleistende gelöst." Man müsse vor
allem schauen, dass man die Soldaten, die schon in der Bundeswehr sind,
auch länger im Dienst halte. Bei der Entwicklung der Reserve stehe man
noch ganz am Anfang, "das ist im Grunde eine Katastrophe".
Quelle: dts Nachrichtenagentur