Wehrbeauftragter drückt bei Bundeswehr-Ausrüstung aufs Tempo

Foto: Urheber
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.
Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Henning Otte (CDU), fordert eine höhere Geschwindigkeit bei der Ausrüstung der Bundeswehr. "Die Zeitenwende ist nicht dynamisch genug umgesetzt worden, Entscheidungen wurden zu spät getroffen, die Stückzahlen waren zu gering", sagte Otte der "Welt am Sonntag".
"Da muss jetzt Tempo rein." Die Möglichkeiten der durch eine
Verfassungsänderung beschlossenen Abkopplung der Verteidigungsausgaben
von der Schuldenbremse des Grundgesetzes müssten nun zügig genutzt
werden. "Das Geld darf jetzt nicht nur ins Schaufenster gestellt
werden." Die Soldaten müssten jetzt die notwendige materielle
Ausstattung erhalten, um ihren Auftrag erfolgreich erfüllen zu können,
so Otte.
Dabei dürfe das Geld nicht einfach beliebig ausgegeben
werden. "Es müssen militärische Fähigkeiten in Systemverbünden aufgebaut
werden. Nur auf diese Weise kann der Wehretat effizient genutzt
werden", so der Wehrbeauftragte. Alle Funktionsträger müssten "besser
und schneller" werden, insbesondere der neue Rüstungsstaatssekretär Jens
Plötner stehe in der Verantwortung, "den Rüstungsprozess
zielgerichteter zu organisieren".
Bezüglich des neuen
Wehrdienstes pochte Otte auf einen baldigen Gesetzentwurf mit einem
Pflichtanteil: "Es ist die Aufgabe der Bundesregierung, dieses Gesetz
mit seinen verpflichtenden Teilen so zu formulieren, dass es
verfassungsfest ist und noch in diesem Jahr verabschiedet werden kann."
Zwar sehe der Koalitionsvertrag vor, es zunächst weiter mit einem
freiwilligen Wehrdienst zu versuchen. "Sollte das nicht ausreichen, muss
um verpflichtende Elemente erweitert werden", sagte Otte. Er werde "die
Entwicklung des neuen Wehrdienstes genau verfolgen und mir das Thema
auf Wiedervorlage legen".
Die Bundeswehr brauche aufgrund ihrer
Aufgabenlast dringend personelle Verstärkung, mahnte Otte in Richtung
von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Bislang sei es das Ziel
gewesen, die Zahl von rund 182.000 Soldaten auf rund 203.000 zu
steigern. "Das wurde klar verfehlt", so der CDU-Politiker. Nun sei das
Ziel noch weiter in die Ferne gerückt - der Verteidigungsminister habe
jetzt einen zusätzlichen Bedarf von 60.000 Soldaten ausgerufen. "Das ist
eine enorme Herausforderung, die Boris Pistorius jetzt bewältigen
muss."
Auch den Bundestag nahm Otte in die Pflicht. So könne er
persönlich sich vorstellen, die Praxis zu verändern, jeden
Rüstungseinkauf über 25 Millionen Euro gesondert im Haushaltsausschuss
zu bewilligen. Es sei grundsätzlich gut für die gesamte
gesellschaftspolitische Debatte, wenn die Parlamentarier über diese
Vorlagen eng in die Rüstungsbeschaffung eingebunden seien und damit auch
Kontrollmöglichkeiten hätten, so Otte. "Ich kann mir persönlich aber
vorstellen, dass es angesichts der neuen Dimensionen zur Entlastung
aller Beteiligten eine höhere Betragslinie geben könnte."
Quelle: dts Nachrichtenagentur