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Angela Merkel hatte als letzten Ausweg schon an eine Flucht in den Westen gedacht

Archivmeldung vom 18.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

"Durch viel Bewegung" und "ausreichend Schlaf" hat sich Angela Merkel (55) im Südtirol-Urlaub fit für den Wahlkampf gemacht. Das verrät die Bundeskanzlerin im Exklusiv-Interview mit der Peoplezeitschrift FRAU IM SPIEGEL.

"Ich habe mir hin und wieder auch mal eine ruhige Stunde auf dem Balkon gegönnt, wo ich nur dasaß und auf die schönen Berge geschaut und dabei nachgedacht habe." Bei ihren Wanderungen hängt sie mit den Gedanken "nicht im politischen Alltag, sondern kann mal so richtig den Kopf durchlüften". Zwar sei sie nicht frei von konditionellen Problemen. "Aber ich versuche immer, meine Routen zu schaffen. Im Urlaub setze ich mich nicht unter Druck, aber ein bisschen Muskelkater schadet schließlich auch nicht."

Das geringe Maß an Privatheit ist für Angela Merkel kein Problem. "Die Freude an der Verantwortung, die vielen schönen Momente, das Spannende oder Unverhoffte in meinem Amt als Kanzlerin überwiegen so sehr, dass ich die Einschränkungen in Kauf nehme", erklärt sie. "Natürlich wäre es auch schön, ohne den großen Aufwand für die Sicherheit mal ganz privat und unerkannt zu sein. Aber man kann nicht alles gleichzeitig haben."

Als ehemalige DDR-Bürgerin findet Angela Merkel "das heutige Leben sehr viel freier und bereichernder". Natürlich gebe es auch in einem politischen System, das man ablehnt, schöne private Momente. "Aber man kann ein gesellschaftliches System nur als Ganzes bewerten, und das war in der DDR auf Unfreiheit und staatlichen Zwang gegründet." Merkel bekam damals mehrmals pro Monat Pakete aus dem Westen, überlegte sich jedoch, was sie in der Schule zeigt. "Den schönen Füller oder die neuen Filzstifte habe ich dann zum Beispiel lieber zu Hause gelassen. Ich wollte ja keine Angeberin sein."

Durch Westfernsehen und Besuche von Verwandten habe sie "ein relativ realistisches Bild vom Westen" gehabt. Trotzdem musste sie erst ein kleines Manko in ihrer Wahrnehmung überwinden: "Einige Jahre vor der Maueröffnung durfte ich einmal mit dem Zug zur Hochzeit meiner Cousine im Westen fahren. Als ich dann ganz alleine in einem Hotel übernachtete, überkam mich plötzlich die Furcht, ob man als Frau alleine nicht doch irgendwie unsicher in einem solchen Hotel lebt. Zum Bad über den Flur bin ich förmlich geschlichen, weil ich nicht wusste, ob nicht gleich einer hinter der Ecke steht." Die Polit-Lady vermutet, dass sie "wohl zu viele "Tatorte" und andere Westkrimis geschaut hatte".

Auf die Frage, ob sie in der DDR nie an einen Ausreiseantrag oder gar eine Flucht gedacht habe, antwortet sie, dass sie das als letzten Ausweg "schon im Kopf" hatte, bevor sie "als Mensch kaputt gegangen" wäre. "Aber es wäre ein hoher Preis gewesen, denn ich hätte die Eltern, die Geschwister, die Freunde nicht mehr gesehen."

Die Bundeskanzlerin ist als Kind eines Pfarrers mit dem christlichen Glauben aufgewachsen und hat ihn auch gelebt, "durch Tischgebete und vieles andere". Im Grunde begleite sie der Glaube bis heute. "Dieses Gottvertrauen, das man mit auf den Weg nehmen kann, ist für mich eine sehr wichtige Größe." Regelmäßig betet und reflektiert die 55-Jährige. "Ich lasse mich nicht unterkriegen. Es gibt mir ein Stück Optimismus auch bei schwierigen Problemen."

Eine Beißhemmung der Männer ihr gegenüber erlebt sie nicht. Zu ihrer Zeit als Frauenministerin sei das noch manchmal so gewesen. "Aber ich habe schnell gemerkt, wenn es um die Substanz, ums Eingemachte geht, dann kämpft jeder hart." Da müsse man was einstecken können, und sie müsse "dann auch manchmal austeilen". Die Geschlechter-Gewichtung im Team ihres Herausforderers Frank-Walter Steinmeier - acht Männer, zehn Frauen - zeigt Merkel, dass sich die Zeiten geändert haben. "Frauen gehören mittlerweile selbstverständlich dazu." Allerdings sei die Politik der Wirtschaft einen Schritt voraus. Merkel zu FRAU IM SPIEGEL: "Ich bin der festen Überzeugung, dass den Vorständen dadurch etwas entgeht."

Wenn Angela Merkel "eine zeitlich weniger fordernde Arbeit" hätte, würde sie "öfter lange Reisen an fremde Orte unternehmen, zum Beispiel auf den Inkawegen in Peru oder mit der Transsibirischen Eisenbahn oder nach Grönland".

Quelle: FRAU IM SPIEGEL

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