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FDP-Chef rät nach Gauland-Äußerung über Boateng zu Gelassenheit

Archivmeldung vom 30.05.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.05.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Alexander Gauland (2014)
Alexander Gauland (2014)

Foto: Christian Jung V
Lizenz: CC-BY-SA-2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner rät angesichts der Aufregung über die Äußerungen von AfD-Vize Alexander Gauland über Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng zu Gelassenheit: "Die aufgescheuchten Regierungsparteien und die Medien lassen die AfD die politische Agenda bestimmen. Das hat es bei einer Partei, die nun wirklich nicht vor der Machtübernahme steht, zuvor nicht gegeben", sagte Lindner dem "Handelsblatt".

Lindner weiter: "Ich empfehle, cool an den Aufgaben unseres Landes zu arbeiten und die Wähler der AfD nicht als Nazis zu stigmatisieren, sondern der Partei konkrete Konzepte für Megathemen wie Digitalisierung, Demografischen Wandel und Bildung abzufordern. Meine Prognose: Da kommt nix."

Die Grünen verurteilten die Äußerungen Gaulands scharf, warnten aber davor, die AfD pauschal in die rechte Ecke zu stellen. Der "Rassismus" Gaulands gegen Boateng sei "widerlich" und zeige "die geistige Verkalkung der Partei", sagte Grünen-Bundesgeschäftsführer Michel Kellner, dem "Handelsblatt".

Gleichwohl wolle seine Partei Debatten mit der AfD nicht aus dem Weg gehen. "Statt sie pauschal in die rechtsextreme Ecke zu stellen, wollen wir ihre Zukunftsvergessenheit entlarven", sagte Kellner. "Wer Klimawandel leugnet, Frauen auf ihre Mutterrolle reduziert oder die Religionsfreiheit negiert, steht diametral gegen unsere gesellschaftlichen Vorstellungen."

Die Forderungen der AfD in der Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftspolitik trügen zudem nichts zur Lösung der Probleme bei, sondern verschärften diese. "Deshalb setzen wir auf klare Kante."

Boateng zu AFD-Eklat: "Traurig, dass so etwas heute noch vorkommt"

Jérôme Boateng nimmt die Beleidigung von AFD-Vize Gauland gelassen hin. "Kann ich nur drüber lächeln. Ist traurig, dass so etwas heute noch vorkommt", sagte Boateng am Sonntag in der ARD. Er habe viele positive Antworten auf den Eklat gesehen, auch auf Plakaten im Stadion.

Gauland hatte nach Angaben zweier Redakteure der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gesagt: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben". Gauland bestreitet dies. Er habe sich an keiner Stelle über den Innenverteidiger geäußert, da er sich mit dem Sport nicht auskenne. AFD-Chefin Frauke Petry entschuldigte sich unterdessen für ihren Parteifreund.

Henkel nennt Gaulands Aussagen "wahnwitzig und rassistisch"

Hans-Olaf Henkel, ehemals stellvertretender AfD-Vorsitzender und heute EU-Abgeordneter der "Allianz für Fortschritt und Aufbruch" (Alfa), hat die Aussagen des AfD-Vizechefs Alexander Gauland zum Fußballnationalspieler Jérôme Boateng scharf kritisiert: "Die wahnwitzigen und rassistischen Äußerungen von Alexander Gauland sind Teil einer Strategie der AfD", sagte Henkel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Die Eskalation bringe der Partei in den Medien kostenlose Aufmerksamkeit. "Das sind Methoden, wie sie auch Donald Trump oder die FPÖ in Österreich nutzen", sagte Henkel. Gauland sende damit ein Signal in den extrem rechten Teil in der AfD. Die Parteichefs Frauke Petry und Jörg Meuthen wiederum würden sich gemäßigt äußern und den bürgerlichen Teil der AfD ansprechen. "Dabei spielen sie das Spiel genauso mit, drehen sich nach dem politischen Wind. Das ist heuchlerisch und opportunistisch", sagte Henkel.

Der EU-Abgeordnete sagte, er selbst, der Parteichef der Alfa, Bernd Lucke, und 6.000 andere ausgetretene ehemalige AfD-Mitglieder hätten "zu spät gemerkt, dass die Partei von rechts außen unterwandert wird". Die Alfa-Partei sei ein Versuch, ein Programm für eine bessere Merkel-Politik zum Beispiel in der Flüchtlings- und der Euro-Politik anzubieten - "aber vernünftig und tolerant".

SPD-Politiker Kahrs will inhaltliche Debatte mit AfD nur ohne Gauland

Politiker von Union und SPD plädieren nach den Äußerungen von AfD-Vize Alexander Gauland über den Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng für eine verstärkte inhaltliche Auseinandersetzung mit der Partei: Der Sprecher des Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, lehnt jedoch eine solche Debatte unter Beteiligung Gaulands ab.

"Mit solchen peinlichen Figuren wie diesem Herrn Gauland ist keine inhaltliche Diskussion möglich", sagte Kahrs dem "Handelsblatt". "Trotzdem sollten wir alle weiter versuchen, mit denen in der AfD, die sich auf der Sachebene bewegen, inhaltlich zu diskutieren." Eine inhaltliche Auseinandersetzung erfordere aber auch sachliche Argumente, fügte der Bundestagsabgeordnete hinzu. "Die sind leider in der AfD immer weniger zu finden."

Der Vize-Vorsitzende der Unions-Fraktion im Bundestag, Michael Kretschmer (CDU), sieht in einer inhaltlichen Auseinandersetzung den einzigen Weg, "das wahre Gesicht der AfD ans Licht zu bringen". Gaulands Äußerungen seien "keine Ausrutscher", sagte Kretschmer dem "Handelsblatt". "Die AfD radikalisiert sich zusehends. Diese Äußerungen sollen spalten und Vorurteile bedienen."

Ein Konservativer würde hingegen sagen: "Boateng ist ein Beispiel wie großartig Deutschland ist". Wer sich anstrenge und etwas leiste, könne in Deutschland alles erreichen. "Boateng ist zu Recht für viele ein Vorbild", betonte der der CDU-Politiker.

Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach warf Gauland vor, Menschen wegen ihrer Staatsangehörigkeit, Hautfarbe oder Religion auszugrenzen. "Dass Herr Gauland kein Fußballexperte ist, glaube ich sofort, aber er wird dennoch wissen, dass Jérôme Boateng seit Jahren Fußballnationalspieler ist", sagte Bosbach dem "Handelsblatt". "Und warum sagt Herr Gauland nicht klipp und klar, dass man Menschen nicht nach Staatsangehörigkeit, Hautfarbe oder Religion beurteilen sollte, sondern nach ihren ganzen persönlichen, Individuellen Eigenschaften? Nach ihrem Charakter und Verhalten? Und das ihm deshalb auch Jérôme Boateng als Nachbar herzlich willkommen ist?"

Bundesregierung nennt Gauland-Äußerung "niederträchtigen Satz"

Die Bundesregierung hat die Äußerung des AfD-Vizechefs Alexander Gauland zum Fußballnationalspieler Jérôme Boateng scharf verurteilt: "Dieser Satz, der da gefallen ist, ist ein niederträchtiger und ein trauriger Satz", sagte der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, am Montag. Boateng habe es selbst auf den Punkt gebracht, als er gesagt habe: "Traurig, dass so etwas heute noch vorkommt", so Seibert weiter.

Die Reaktion der Fans und der Nationalmannschaft bezeichnete er als "wunderbar".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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