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CDU diskutiert über höhere Löhne

Archivmeldung vom 12.08.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.08.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Siegfried Fries  / pixelio.de
Bild: Siegfried Fries / pixelio.de

Das Plädoyer der Bundesbank für Lohnerhöhungen in Deutschland von rund drei Prozent sorgt für Diskussionen in der CDU. Der Bundesvize der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler, sieht sogar den Tarifabschluss von 3,7 Prozent in der chemischen Industrie als geeignete Orientierungsmarke bei den kommenden Tarifverhandlungen.

"Bei der Frage, ob ein Tarifabschluss angemessen ist, sollte nicht nur die Inflationserwartung und der Produktivitätsfortschritt, sondern auch die bisherige Gehaltsentwicklung berücksichtigt werden", sagte der CDU-Politiker "Handelsblatt-Online". "Die Gehaltsentwicklung in fast allen Branchen war in den letzten zehn Jahren gerade im europäischen Vergleich sehr zurückhaltend."

Bäumler wies zudem darauf hin, dass sich die Binnennachfrage deutlich schwächer als die Exporte entwickelt hätte. Der Anteil der Löhne und Gehälter an der Wertschöpfung sei im Vergleich zu den Unternehmensgewinnen gesunken. Bei der Frage, was ein gerechter Lohn sei, müsse daher auch berücksichtigt werden, dass die deutsche Wirtschaft ihre Gewinne in einer Währungsunion erzielt.

"Die Euro-Zone befindet sich ökonomisch in einem Boot", betonte Bäumler. "Die einseitige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie durch Lohnzurückhaltung zulasten der deutschen Arbeitnehmer und der europäischen Partnerländer muss korrigiert werden."

Kurt Lauk, Präsident des Wirtschaftsrates der CDU, hält dagegen nicht viel davon, wenn aus der Politik einzelne Lohnabschlüsse kommentiert werden. "Wir können gerade in der chemischen Industrie darauf vertrauen, dass die Tarifpartner in ihrer Branche einen vernünftigen Abschluss gefunden haben. Auf andere Branchen halte ich diesen Abschluss für nicht übertragbar", sagte Lauk "Handelsblatt-Online".

In der chemischen Industrie sei der Personalkostenanteil im Übrigen niedriger als in der Metall- und Elektroindustrie. In der Chemie seien vielmehr die Energiekosten wesentlich relevanter. Lauk gab überdies zu bedenken, dass in den erfolgreichsten Industriebranchen die Lohnabschlüsse zuletzt um die drei Prozent gelegen hätten. "Deshalb ist die aktuelle Diskussion unnötig, weil sie einen Nachholbedarf suggeriert, den es nicht gibt", sagte der CDU-Politiker.

Vielmehr müsse generell auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands geachtet werden. Diese sei durch eine vernünftige Lohnpolitik in den vergangenen gut zehn Jahren wesentlich verbessert worden. "Das darf nicht gefährdet werden, sonst können wir in der Euro-Zone nicht mehr die schwächeren Partnerländer mitziehen", so Lauk.

Abgesehen davon sei die Lohnfindung Sache der Tarifparteien, die besser als jeder Politiker oder Bundesbank-Volkswirt wüssten, wie hoch eine produktivitätsorientierte Entlohnung ist. "Denn vor dem Verteilen kommt immer das Erwirtschaften."

DIW-Präsident sieht Aufholbedarf bei Lohnentwicklung

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hält hohe Lohnabschlüsse in einzelnen Branchen für gerechtfertigt. "In vielen Sektoren der deutschen Wirtschaft war die Lohnentwicklung schwächer als die Produktivitätsgewinne über die letzten 15 Jahre", sagte Fratzscher "Handelsblatt-Online". "Daher besteht in einigen, aber nicht in allen Sektoren, ein Aufholbedarf bei der Lohnentwicklung, auch wenn dieser begrenzt ist."

Für "falsch und gefährlich" hält es der DIW-Chef, einen angemessen Lohn oder eine Lohnentwicklung für eine gesamte Volkswirtschaft definieren zu wollen. "Die Lohnentwicklung sollte sich an der langfristigen Entwicklung der Produktivität orientieren. Diese unterscheidet sich stark über Sektoren hinweg", erläuterte der Ökonom. Dies müsse bei Lohnverhandlungen berücksichtigt werden. "Lohnsteigerungen, die die Produktivitätsentwicklung überschreiten, führen zu höherer Arbeitslosigkeit", warnte Fratzscher. "Die, die zu niedrig sind, schaden der wirtschaftlichen Dynamik."

Fratzscher bezeichnete es zudem als Illusion, darauf zu hoffen, dass ein höherer Lohnanstieg zu mehr Inflation in Deutschland führen werde. "Deutschland steht wie kein zweites Land im globalen Wettbewerb", sagte er. "Auf globalen Märkten werden die Preise bestimmt, und diese werden entscheidend die Inflation in Deutschland bestimmen."

Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, pflichtete der Einschätzung von Bundesbankchef Jens Weidmann bei, der Lohnzuwächse von rund drei Prozent als der wirtschaftlichen Lage in Deutschland für angemessen bezeichnet hatte. "Die von ihm genannten Größenordnungen entsprechen in etwa den gesamtwirtschaftlichen Erfordernissen", sagte Horn "Handelsblatt-Online". "Derzeit erfordert dies, dass die Lohnsteigerungen deutlich über die aktuellen, zu niedrigen Preissteigerungen hinausgehen, sodass kräftige Reallohnzuwächse schon aus Gründen der Preisstabilität geboten sind."

Horn hält sogar deutlich höhere Lohnabschlüsse als von der Bundesbank favorisiert für sinnvoll. "In der gegenwärtigen Lage des Euro-Raums wäre es hilfreich für die wirtschaftliche Entwicklung, wenn die Lohnzuwächse in Deutschland temporär etwas über die Marke von 3,5 Prozent hinausgehen, um durch eine besonders gute Binnenkonjunktur in Deutschland die Exportchancen der Krisenländer zu erhöhen", sagte er. "Dies käme auf Dauer auch der deutschen Volkswirtschaft zugute."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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