Bilger räumt Fehler im Fall Brosius-Gersdorf teilweise ein

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Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Steffen Bilger, hat Fehler beim Handling des Falls Brosius-Gersdorf eingeräumt, verortet die Ursache des Streits aber nach wie vor bei der SPD.
Dem Nachrichtensender "Welt" sagte Bilger am Freitag: "Es ist ganz klar,
dass diese Richterwahl nicht gut gelaufen ist. Dass da Fehler gemacht
wurden, sicherlich auch von uns. Rückblickend muss man einfach sagen,
dass die SPD einen polarisierenden Vorschlag gemacht hat, wir die
Brisanz zu spät erkannt haben. Und dann ist es uns als Koalition
gemeinsam nicht gelungen, einen Weg zu finden, diese Situation zu lösen.
Und so sind wir tatsächlich in schweres Fahrwasser gekommen als
Koalition."
Er könne "verstehen, wenn die SPD-Fraktion verstimmt
ist über die Abläufe", so Bilger. "Ganz sicher ist das schon eine
Belastung für die Koalition, nach wie vor." Aber man sei nun in einem
"guten Austausch" mit der SPD-Fraktion und werde gemeinsam eine Lösung
finden. Es gelte im Herbst, an die aus seiner Sicht erfolgreichen ersten
Wochen der schwarz-roten Zusammenarbeit anzuknüpfen, so Bilger.
Nachdem
die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf nicht mehr als Richterin am
Bundesverfassungsgericht zur Verfügung steht, macht die Linke Ansprüche
geltend. "Nach den aktuellen Kräfteverhältnissen im Bundestag steht uns
als Linke auch ein Vorschlagsrecht zu, was die Besetzung des Postens der
Bundesverfassungsrichterin angeht. Und das fordern wir auch ein", sagte
die Parteivorsitzende Ines Schwerdtner der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(NOZ). Schwerdtner betonte: "Die schwarz-roten Koalitionäre brauchen
unsere Stimmen bei dieser Wahl. Und insofern gehe ich davon aus, dass
sie sich auf uns zu bewegen werden".
Nach dem Rückzug von
Brosius-Gersdorf steht die Koalition vor den Fragen, wer für das Amt
infrage kommt und wie sich im Bundestag die nötige Zweidrittelmehrheit
sichern lässt. Dass die Union noch einmal bereit wäre, für ein
politisches Vorhaben AfD-Stimmen in Kauf zu nehmen, schließt die
Linken-Chefin nicht aus. "Man sieht inzwischen sehr klar, dass Teile der
Union auf den rechten Kulturkampf nicht nur hereinfallen, sondern ihn
auch noch forcieren", sagte Schwerdtner der "NOZ" weiter.
Das
habe sich auch bei der gescheiterten Wahl der Verfassungsrichterin
gezeigt. Für die Koalition sei der Rückzug der Kandidatin eine
schallende Ohrfeige, sagte Schwerdtner: "Sie kriegt nicht mal ihre
eigene Truppe auf Linie. Spahn hat seine Fraktion nicht im Griff, und
die SPD scheinbar die Durchsetzungskraft eines schlafenden Kaninchens.
So wird es schwer für eine vierjährige Amtszeit". Dieses "peinliches
Theaterstück", so die Linken-Vorsitzende, verstehe doch kein Mensch mehr
in einem Land, das "echte Probleme" habe.
Quelle: dts Nachrichtenagentur