Bundesinnenministerium warnt vor rechtsextremen Jugendgrupen
Das Bundesinnenministerium unter Leitung von Alexander Dobrindt (CSU) warnt vor rechtsextremen Jugendgruppen. Gegen eine Gruppe, die "Letzte Verteidigungswelle", war die Bundesanwaltschaft am Mittwoch vorgegangen und hatte mehrere Personen unter Berufung auf Terrorverdacht festnehmen lassen. Die Bundesregierung beobachte die Entwicklung der rechtsextremen Jugendgruppen "intensiv", heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag, über die die "taz" berichtet.
"Innerhalb kurzer Zeit sind sehr dynamische, mobilisierungsfähige
Gruppierungen entstanden", bemerkt das Ministerium. Inzwischen hätten
diese "ihre inneren Strukturen ausbauen, festigen und sich als
Anlaufpunkt für eine neue aktionsorientierte und ideologisch weniger
gefestigte Zielgruppe in der rechtsextremistischen Szene etablieren"
können. Es gebe Führungsfiguren, welche die Gruppen anleiteten und teils
auch gruppenübergreifend miteinander interagierten, hieß es.
Die
Gefahr, die Dobrindts Ministerium sieht: Gerade die adressierten
Jugendlichen seien oft "in ihrer Wertevorstellung noch nicht gefestigt"
und damit besonders vulnerabel und "eher anfällig dafür,
propagandistische und extremistische Ideologien aufzunehmen und sich mit
diesen zu identifizieren". Durch die Gruppen drohe die Gefahr, dass
"rechtsextremistisches Gedankengut bei jungen Heranwachsenden gesät und
gefestigt wird", hieß es weiter.
Auch zur "Letzten
Verteidigungswelle" äußert sich das Ministerium. Diese umfasse eine
Mitgliederzahl im "mittleren zweistelligen Bereich", so das Ministerium.
Die Gruppe sei dem "aktionsorientierten und gewaltbereiten
rechtsextremistischen Spektrum zuzuordnen". Ideologisch bediene sie sich
nur rechtsextremer "Fragmente" und fokussiere sich vor allem auf
Feindbilder wie die Antifa und die LGBTQ-Community - die als
Projektionsfläche für "gewaltbezogene Aktionen" dienten, heißt es in der
Anwort auf die Linken-Anfrage weiter. Fünf Mal sei die Gruppe seit
Mitte September 2024 Thema im Gemeinsamen Extremismus- und
Terrorismusabwehrzentrum (GETZ) gewesen.
Auch zu anderen Gruppen
macht das Ministerium Angaben. So werden "Jung & stark" aktuell
Mitglieder in mittlerer dreistelliger Zahl zugerechnet. Bei der
"Deutschen Jugend Voran" ist es laut Innenministerium eine Zahl im
niedrigen dreistelligen Bereich. Der "Deutschen Jugend Zuerst" wird eine
Personenzahl im unteren zweistelligen Bereich attestiert, wie aus der
Antwort des Ministeriums hervorgeht. Diese Gruppen, sowie die
"Elblandrevolte", seien seit Mitte September elf Mal Thema im GETZ
gewesen.
Der Linken-Abgeordnete Ferat Kocak, der die Anfrage
stellte, erklärte, die jugendlichen Neonazi-Gruppen seien "nur die
Spitze des Eisbergs des gesellschaftlichen Rechtsrucks". Sie zeigten
"einmal mehr, wie groß die Gefahr von rechts ist und wie sehr unsere
queere und migrantischen Nachbarschaften geschützt werden müssen", sagte
Kocak der Zeitung. Man werde als Linkspartei und mit der
Zivilgesellschaft Druck auf die Regierung und Sicherheitsbehörden
machen, "endlich konsequent gegen rechte Strukturen und Führungsfiguren
vorzugehen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur