Mützenich: Friedenspapier kein Angriff auf Klingbeil
Der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich hat das sogenannte Friedens-Manifest und eine Gesprächsoffenheit gegenüber Russland verteidigt und sieht es nicht als Angriff auf den Vorsitzenden Lars Klingbeil und den Kurs von Kanzler Friedrich Merz (CDU). "Putin sitzt fester im Sattel denn je", sagte Mützenich der "Süddeutschen Zeitung". "Ich gebe doch zu, ich kann mit meinen Bemühungen und Ansichten jederzeit auch scheitern. Aber dieses Russland wird ja nicht weg sein. Wir müssen eine Koexistenz finden, um das Überleben zu sichern".
Ausgerechnet US-Präsident Donald Trump zeige gerade, dass Reden
Fortschritte im Krieg zwischen Russland und der Ukraine bringen könne,
seien sie auch zunächst nur minimal. "Es gab zweimal den Austausch von
Gefangenen, Verwundeten und Toten, oder denken Sie an die Vereinbarung
zu den Getreidelieferungen über das Schwarze Meer durch Vermittlung der
Vereinten Nationen und der Türkei." Natürlich habe man mit Putin einen
Akteur, der sich zahlloser Menschenrechtsverbrechen schuldig gemacht
habe. "Ich kann mir jedoch keinen anderen Ansprechpartner aussuchen."
Er
zeigte sich überrascht über die Reaktionen: "In dem Papier steht nichts
Anrüchiges, es ist kein Russlandpapier. Es ist eine Antwort auf den
Überfall Russlands auf die Ukraine, die Einbettung in das, was zurzeit
Trump macht." Zu Vorwürfen, er vertrete mit den Mitunterzeichnern eine
naive Politik, glaube an eine Einhegung Putins, antwortete Mützenich:
"Appeasement ist eine Behauptung, die mich schwer trifft." Die Einhegung
des Krieges in der Ukraine und neuer Unsicherheiten erreiche man nur,
wenn es auch mehr diplomatische Versuche gebe.
"Was ist denn die
Alternative, Russland militärisch niederzuringen? Das haben alle
Kritiker schon gegen mich gewendet, als ich es im Bundestag gewagt habe,
über Wege hin zu einem Einfrieren des Konfliktes zu sprechen." Russland
sei aber nicht zurückgewichen. "Im Gegenteil. Ich bin bereit, Kritik
einzustecken, aber vielleicht wäre ein bisschen Selbstkritik derjenigen,
die alles auf eine Karte setzen, genauso wichtig."
Mützenich
wies den Eindruck zurück, dass seine Unterstützung des Papiers auch ein
Angriff auf Parteichef Klingbeil sein könnte. "Das ist Quatsch. Es gibt
keinen Bruch mit meinem bisherigen Kurs, den ich auch als
Fraktionsvorsitzender vertreten habe. Dieses Papier vom
Erhard-Eppler-Kreis zirkuliert doch schon seit Wochen in der Partei zur
Unterschrift, das ist nichts Geheimnisvolles."
Mützenich
kritisierte, dass einige in der SPD nun den Unterzeichnern einen Wechsel
zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) nahelegten. "Das ist wirklich ein
bisschen traurig." Zudem sei es ein Fehler, dass bisher nie breiter in
der ganzen Partei über eine neue Russlandpolitik diskutiert worden sei
und Zwischentöne kaum noch akzeptiert würden. "Ich habe es immer wieder
versucht, aber gut, oft fehlt die Zeit und die Beteiligung. Aber
irgendwie haben wir uns eingerichtet in so einer Diskussionsfaulheit."
Quelle: dts Nachrichtenagentur