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Sarrazin würde unentgeltlich als Wirtschaftsberater arbeiten

Archivmeldung vom 23.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dr. Thilo Sarrazin Bild: Deutsche Bundesbank
Dr. Thilo Sarrazin Bild: Deutsche Bundesbank

Thilo Sarrazin wäre bereit, unentgeltlich als Wirtschaftsberater zu arbeiten, wenn die nächste griechische Regierung ihn fragen würde. Der Wochenzeitung "Die Zeit" sagte er: "Ich käme vielleicht in Versuchung, wenn ich erstens klare Zuständigkeiten und Kompetenzen hätte, zweitens mir einige deutsche Beamte meines Vertrauens aussuchen könnte und drittens jeder dieser Beamten sowie auch ich einen nicht korrupten griechischen Dolmetscher beigestellt bekämen."

Auf die Frage, wie die Kanzlerin ihre Euro-Politik ändern sollte, würde sie seinen Ratschlägen folgen, sagte Sarrazin: "Wenn sie den französischen Präsidenten sieht, sollte sie sagen: Lieber François, wir wollen weiterhin die Wäh­rungs­union gemeinsam mit Frankreich, die deutsch-französische Freundschaft ist der Kern Europas, völlig klar." Aber Sarrazin spricht sich auch für eindeutige Stoppzeichen aus. "Wenn der Fiskalpakt von Frankreich nicht genau so ratifiziert wird, wie wir ihn verabschiedet haben", dann sollte die Kanzlerin "den Antrag auf Zustimmung zum europäischen Rettungsschirm im Bundestag zurückziehen."

Im Übrigen: Sollte die Notenbank dauerhaft vom Vorrang der Preisstabilität abweichen, dann sollte die Bundesbank ihre Vertreter aus dem Gouverneursrat der EZB zurückziehen.

Top-Ökonom warnt vor Folgen der Sarrazin-Debatte

Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, hat vor den Folgen der Debatte um das Anti-Euro-Buch von Thilo Sarrazin für die Bewältigung der gegenwärtigen Schuldenkrise in der Euro-Zone gewarnt. "Das Buch "Europa braucht den Euro nicht" von Thilo Sarrazin ist ein schlechtes und verantwortungsloses Buch", schreibt Horn in einem Gastbeitrag für "Handelsblatt-Online". "Es fängt mit dem Titel an, zieht sich methodisch durch das ganze Buch und endet in unappetitlichen politischen Mutmaßungen, die inhaltlich nahtlos an das Vorgängerbuch anschließen und beweisen, dass es zumindest einen nationalistischen Sozialdemokraten gibt."

Man könne aber auch die Klage erheben, dass sich in Sarrazins Buch "Geschäftssinn und Verantwortungslosigkeit des Autors, des Verlags und einiger Medien paaren", so Horn weiter. "Sie tragen damit in der gegenwärtigen krisenhaften Situation zu möglicherweise verheerenden ökonomischen und politischen Entscheidungen bei." Konkret wirft Horn Sarrazin vor, dass er mit dem Buchtitel den Eindruck erwecke, dass man das Rad der Euro-Geschichte zurückdrehen könne. Doch selbst wenn die Entscheidung falsch gewesen wäre, den Euro einzuführen, so könne die Entscheidung, ihn wieder abzuschaffen, genauso falsch sein. "Ein Ausstieg ist - im Gegensatz zur Nicht–Einführung - schließlich nicht kostenlos", betont Horn. "Die Erwartungen der Marktteilnehmer werden massiv gestört. Turbulenzen an den Finanzmärkten sind dann unvermeidlich." Auf- und Abwertungen der neuen alten Währungen würden zudem die Realwirtschaft über gestörte Handelsbeziehungen "massiv" beeinträchtigen. "Rezession und hohe Arbeitslosigkeit wären die unvermeidliche Folge."

Überdies sei die Annahme Sarrazins falsch, dass das gesamte wirtschaftliche Geschehen im Euroraum durch die Einführung des Euro erklärt werden könne. "Wenn also die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte relativ schwach war, dann ist seiner Meinung nach der Euro Schuld. Damit vernachlässigt er u.a. fahrlässig die Auswirkungen der Arbeitsmarktreformen, die die Lohnentwicklung gerade im Niedriglohnbereich sehr gedrückt haben." Sarrazin übersehe dabei auch die verheerenden Folgen der Finanzkrise, die zu einem erheblichen Wachstums - und Einkommenseinbruch in fast allen Ländern des Euroraums geführt habe. Dabei seien Ursachen der Finanzkrise vor allem in der schlechten Regulierung der Finanzmärkte und der Ungleichheit der Einkommen zu suchen, aber nicht in der Einführung des Euro. Das zeige, dass die Untersuchung Sarrazins "pseudowissenschaftlich" sei. "Sie erhebt den Anspruch, wissenschaftlich zu sein, ist es aber nicht. Sie ist schlicht falsch", so Horn.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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