Kretschmann wirft Grünen ungeklärtes Verhältnis zur Migration vor

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Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat den Grünen ein ungeklärtes Verhältnis zur Migration vorgeworfen. "Meiner Partei ist bis heute nicht gelungen, in ihrer Breite dafür Klarheit zu schaffen, einerseits Begrenzung der irregulären Migration, andererseits Verflüssigung der legalen Migration, also der Einwanderung von Fach- und Arbeitskräften", sagte Kretschmann der Funke-Mediengruppe.
Humanität gebe es "überhaupt nur in der Ordnung", so der
Grünen-Politiker. "Wenn ich Ordnung habe, begrenze ich, sonst habe ich
ja offene Grenzen. Das ist das, wofür die Grünen ursprünglich
eingetreten sind, das ist natürlich unhaltbar. Das kann ein Gemeinwesen
nicht machen."
Humanität und Ordnung bedeute in der Praxis,
irreguläre Migration zu begrenzen und reguläre zu erleichtern. In dieser
Frage herrsche "keine wirkliche Klarheit in meiner Partei bis heute,
und das haben wir nun bitter bezahlt durch eine schwere Wahlniederlage".
Das Asylrecht und die Genfer Flüchtlingskonvention dienten dazu,
politisch Verfolgte und Kriegsflüchtlinge aufzunehmen. Sie seien nicht
dafür da, dass sich Menschen aus Perspektivlosigkeit auf den Weg nach
Deutschland machten, sagte Kretschmann.
Das geschehe aber zu
einem erheblichen Teil, und Rückführungen seien schwierig. "Dann gerät
es Asylrecht so unter Druck, dass es anfängt zu erodieren." Wenn man
reguläre und irreguläre Migration nicht trenne, "dann haben wir den
Zustand, den wir jetzt haben, und da muss man sich nicht wundern, wenn
die rechtspopulistischen Parteien überall so zunehmen", mahnte der
Ministerpräsident, "und wenn die was zu sagen haben, dann ist es aus mit
einer humanitären Flüchtlingspolitik".
Kretschmann hob die
Bedeutung von Transitzentren an den EU-Außengrenzen vor, wie sie die
europäische Asylreform vorsieht. "Wir wissen einfach, wenn jemand mal
die Grenze überschritten hat, ist es ganz schwierig, weil wir sind ein
Rechtsstaat, die wieder loszubekommen. Die haben vielleicht keine
Papiere. Ja, wo schieben Sie die dann zurück? Also, das sind alles
Probleme", so der Grünen-Politiker. "Deswegen: Transitzentren machen an
den Grenzen. Dass jemand an die Grenze kommt und Asyl sagt, und dann
müssen wir ihn reinlassen, das geht auf Dauer nicht, es funktioniert
einfach nicht."
Der Landesregierungschef verwies auf Beschlüsse
der Ministerpräsidentenkonferenz zur Migration - und appellierte an die
künftige Bundesregierung, diese umzusetzen: "Wir brauchen ein
funktionsfähiges Flüchtlings- und Asylsystem, dazu haben wir
entsprechende Vorschläge gemacht in der Ministerpräsidentenkonferenz,
und die wird die neue Regierung jetzt mit Sicherheit umsetzen. Da sind
wir mal gespannt, was sie uns vorlegen."
Als seine schwerste
politische Entscheidung bezeichnete Kretschmann seine Zustimmung im
Bundesrat zur Einstufung der Westbalkanstaaten Serbien, Mazedonien und
Bosnien-Herzegowina als sichere Herkunftsländer im Jahr 2014. Er habe
gewusst, "dass ich mit einem großen Teil meiner Partei, also muss sagen,
mit der Mehrheit meiner Partei richtig handfest anlege", so
Kretschmann. "Und das war auch so, das ist auf breites Unverständnis
gestoßen, dass ich dem zugestimmt habe und das hat mir die Partei viele
Jahre, wenn man so sagen will, nicht wirklich verziehen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur