Poseck sieht keinen zusätzlichen Handlungsbedarf beim Waffenrecht
Der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) fordert im Vorfeld der Innenministerkonferenz einen grundsätzlich besseren Schutz vor "psychisch auffälligen, gewaltbereiten Personen", sieht aber nach dem Amoklauf von Graz keinen unmittelbaren Handlungsbedarf etwa beim Waffenrecht oder beim Schutz von Schulen.
Dem Nachrichtensender "Welt" sagte Poseck am Mittwoch: "Wir wissen, auch
in Deutschland hat es schreckliche Amok-Läufe - auch immer mal wieder
an Schulen - gegeben. Unsere Maßnahmen sind bereits sehr hoch an dieser
Stelle. Wir haben auch das Waffenrecht immer wieder verschärft. Das
waren auch notwendige und richtige Schritte. Ich sehe deshalb
gegenwärtig jetzt keine Notwendigkeit, dass wir bei uns gesetzgeberisch
aktiv werden. Aber wir werden die weitere Entwicklung in Österreich auch
sehr intensiv beobachten."
Im Moment diskutiere das Land Hessen
über ein Waffenverbot an Schulen, so Poseck. "Unser Kultusminister ist
da aktiv. Das finde ich sehr richtig. Denn Waffen haben an Schulen
nichts zu suchen. Ich glaube aber auch nicht, dass es eine Notwendigkeit
gibt, dass wir Schulen jetzt zu Hochsicherheitsgebäuden machen. Das
würde den Schulen auch ihren Charakter nehmen. Das hätte wiederum auch
viele andere Nachteile zur Folge. Wir müssen das abwägen. Natürlich ist
Sicherheit wichtig, aber wir müssen auch das richtige Maß wahren. Gerade
deshalb werden wir das jetzt auch auf der Innenministerkonferenz mit
besprechen. Wir dürfen jetzt an dieser Stelle auch nicht überreagieren.
Und wir müssen auch sehen, wir haben in Deutschland bereits viele
Maßnahmen getroffen, nicht zuletzt auch im Waffenrecht."
Es sei
wichtig, dass sich Schulen auch mit Notfallübungen auf Amok-Situationen
vorbereiteten, findet Poseck. Das passiere aber auch schon: "Diese
Übungen finden statt. Wir müssen uns natürlich auch immer wieder auf
diese schrecklichen Szenarien vorbereiten. Das macht die Polizei auch,
die Amok-Übungen durchführt. Das machen die Schulen aber auch selbst.
Das ist ein Szenario, das in der Tat auch vorbereitet und geübt werden
muss. Wir hoffen natürlich, dass es nie eintritt, aber es ist immer gut,
wenn man vorbereitet ist. Und da hat sich auch in den letzten Jahren
sehr viel getan. Da haben wir, glaube ich, auch einen insgesamt guten
Stand - was aber auch nicht heißt, dass man es nicht aus diesem
schrecklichen Anlass heraus auch noch mal überprüfen kann."
Insgesamt
müsse es vor allem darum gehen, psychisch auffällige gewaltbereite
Personen besser im Blick zu haben, mahnte Poseck. "Wir sehen, dass es
mehr psychisch auffällige Menschen gibt, die auch gewaltbereit sind. Das
haben wir zuletzt auch immer wieder bei anderen Anschlagsszenarien
gesehen. Wir haben auf der einen Seite die Gefahr, die von politisch und
religiös motivierten Tätern ausgeht, aber auf der anderen Seite eben
auch eine Gefahr von psychisch auffälligen, gewaltbereiten Personen. Wir
müssen uns damit auseinandersetzen, wie man dieser Gefahr besser
begegnen kann. Das ist auch ein Schutzauftrag des Staates. Als
Innenminister ist es uns ganz wichtig, dass wir für ein Höchstmaß an
Sicherheit sorgen. Absolute Sicherheit können wir nicht gewährleisten.
Das ist leider nicht möglich, aber unser Anspruch muss es sein, ein
Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten. Und deshalb bin ich sehr
offen, darüber auch zu diskutieren, wie wir solchen Gefahren besser
begegnen können. Wir haben in Hessen im Landeskriminalamt eine eigene
Einheit eingerichtet, die sich mit diesem Personenkreis beschäftigt,
auch mit konkreten Fällen, damit wir frühzeitig reagieren können. Auch
das schreckliche Attentat auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg war ja
letztlich eines, das von einem psychisch erkrankten Täter offensichtlich
ausgegangen ist."
Quelle: dts Nachrichtenagentur