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Liebe geht DOCH durch den Magen: Europameisterschaft (3) – oder: Ach, Du liebe Grütze!

Archivmeldung vom 30.06.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.06.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Auf Strategie kommt es an. Beim Fußball und in Beziehungen. Die Diskussionen echter und selbsternannter Experten über mögliche Fehler im Halbfinalspiel gegen Italien sind nichts gegen die strategischen Erwägungen einer Ehefrau, die sich mit ihrer einstmals besten Freundin im Finale um die Gunst ihres Mannes wiederfindet. Und in Beziehungen wie im Fußball gilt: ein Eigentor ist auch ein Tor … nur eben für die andere Seite.

Es ist vorbei. Der Traum vom Fußball-Europameister Deutschland ist erst einmal ausgeträumt. Das ist bedauerlich. Das ist schade. Du bist zwar nicht wirklich ein Fan, aber Du hast sehr wohl voller echtem Mitgefühl (wenn auch mit einem gewissen Maß an praktischem Unverstand) zusammen mit den anderen das Halbfinalspiel gegen Italien verfolgt und Dich am Synchronstirnrunzeln und kollektiven Seufzen beteiligt.
Nur als das Ergebnis dann unwiderruflich feststand, hast Du Dich mangels intimerer Kenntnisse der Sportart im Allgemeinen und Besonderen nicht an der nachfolgenden Besserwisserei beteiligt, sondern Deine Aufgabe darin gesehen, die enttäuschten wirklichen Fans mit allem zu versorgen, was sie benötigten, um Trost zu finden. Eine wahre Samariterin!

Deine Freundin Elisabeth, genannt „Betz“, ist sowieso die einzige Frau in Eurer Clique, die wirklich Ahnung von Fußball hat und in der Lage ist, mit einer Bierflasche in der Hand professionell auszusehen und sich auch so anzuhören, wenn die fachlichen Debatten geführt werden. Also hat sie ihren Platz an vorderster Front … Naja, jede wie und wo sie kann. Das ist schon immer so gewesen und das ist schließlich in Ordnung. Auch hinsichtlich Deiner Freundin Gaby, die auf ihre ganz persönliche Art und mit vollem Körpereinsatz Trost zu spenden pflegt. So ist sie eben und es hat Dich früher nie gestört. Allerdings hat sie früher auch nicht auf dem Schoß Deines Mannes gesessen und mit ihm aus einer Flasche getrunken.

Die Zeiten ändern sich, das ist normal. Man nennt das auch den „Lauf der Geschichte“. Und so lange die Geschichte läuft, im Sinne eines mittleren Trabs, ist alles völlig okay. Wenn sie aber plötzlich zu galoppieren beginnt, ist Vorsicht angeraten.
Gaby und Peter … DEIN Peter und DEINE beste Freundin Gaby, die doch eigentlich nie wirklich etwas für einander übrig hatten, plötzlich vereint in gemeinsamem Jammer über die verpasste oder verpatzte Chance auf dem grünen Rasen…

Gut, schwere Zeiten schweißen die Menschen zusammen. Das muss nichts bedeuten. Und Du willst die Dinge nicht überbewerten, ABER: Ist es nicht sonderbar, dass zwei Menschen, die bis vor wenigen Tagen noch die jeweils andere Person in der Unterhaltung mit Dir bestenfalls mit ironischen Kommentaren bedachten, falls sie auf ihre Erwähnung überhaupt reagierten, mit einem Mal von sich aus und ohne erkennbaren Anlass danach fragen, wie es wohl der bzw. dem anderen geht?

Als Du Gaby erzählt hast, dass Dein Mann seine Freunde zu Euch nach Hause eingeladen hatte zum Fernsehen, ohne sich zuvor mit Dir abzusprechen, weshalb Du ihn ob dieser Missachtung zur Renovierung der Küche und dem Bau eines Regals verurteilt hast, hat sie noch gesagt: „Gut so. Bravo! - Da soll er sich aber gefälligst mal anstrengen!“, und es hatte nach gerechtem weiblich-solidarischem Zorn geklungen. Also so, wie es normalerweise klingen sollte.

Und nun, als Du wieder darauf zu sprechen gekommen bist, hat Gaby gesagt: „Das wird bestimmt toll, Ev. - Ach, ich wünschte, ich hätte jemanden wie Peter, der so begabt ist mit solchen Dingen. Meine Küche hätte's ja auch mal nötig.“ Woraufhin Du – rein spaßeshalber - gesagt hast: „Na, frag' ihn doch einfach. Wenn er schon im Renovierungsmodus ist, kann er ja gleich bei Dir weitermachen.“ Natürlich hast Du nicht damit gerechnet, dass sie ihn wirklich fragt und erst recht nicht damit, dass er auch noch „ja“ sagen würde. - Das heißt: eigentlich hat er nicht bloß „ja“ gesagt, sondern „ja, gern“.

Sobald Du ihn wieder allein für Dich gehabt hast, hast Du natürlich nachgebohrt …. selbstverständlich höchst beiläufig … was er wohl geraucht haben mochte, dass sein sonst auf Ablehnung jeglicher nicht wirklich dringlicher handwerklicher Arbeit programmiertes Gehirn umgepolt haben könnte. Die Antwort hat Dich bis ins Mark erschüttert, denn er hat gesagt: „Ach, Gaby ist doch einfach nett ...“ - NETT!

Wie jeder halbwegs verständige Mensch weißt Du natürlich auch, es gibt zwei Arten von „nett“ und keine davon ist neutral. Die eine ist reine Schönrednerei und „nett“ bedeutet hier soviel wie „mies/blöd/grauenvoll, aber ich will's nicht so drastisch sagen, um niemanden zu verletzen“.
Die andere hingegen ist pure Untertreibung und bedeutet „phantastisch/super/toll, aber ich will's nicht so deutlich zeigen, um keinen Verdacht zu erregen“.
Das hier war unzweifelhaft ein „nett“ der zweiten Sorte. Das macht Dich betroffen, bestürzt und Du fühlst Dich verletzt.

Was ist geschehen? Was hat die Geschichte aus ihrem gemütlichen Trab gerissen und in einen gestreckten Galopp gepeitscht?
Die Antwort ist, wenn man es genau betrachtet (und das ist hier unbedingt notwendig), kurz und niederschmetternd: Alkohol – genauer gesagt: Euer gemeinsames Besäufnis vor einer Woche, das mit Euch, Gaby und Dir, begann, als Ihr Euch darüber gefreut habt, dass Du Peter ein Wellness-Wochenende für Euch zwei als Lohn für die Herstellung eines Frikadellenbergs für seine Freunde abgeschwatzt hast und das nach diversen ebenso hochprozentigen wie erfolglosen Versuchen, einen Manhattan zu mixen, bei Euch zu Hause endete, wobei sich Gaby und Peter plötzlich nahe kamen, im wahrsten Sinne des Wortes …
Alkohol hat die Gelegenheit geschaffen und Gelegenheit macht bekanntlich Diebe … Diebe jeder Art.

Deine ersten Reaktionen sind wenig freundliche Gedanken, die mit zerkratztem Autolack und ruinierten Kleidern zu tun haben. Irgendwann, beim Bügeln, gelingt Dir in Deiner Phantasie das Drehbuch für einen hochkomplizierten Psycho-Thriller, der in einem Wellness-Hotel spielt und bei dem Gaby in einer Wanne mit prinzipiell überaus gesundem Schlamm ersäuft wird von einem hinreißend aussehenden Masseur, den Du Dir gefügig gemacht hast und der am Ende auch noch Peter die Schuld an dem Mord in die Schuhe schiebt. Das beruhigt ein wenig. Aber eben nur ein wenig, denn es ist eindeutig viel zu phantastisch, um wirklich für die Realität zu taugen.

Also fragst Du Betz. Sie arbeitet halbtags in einer Apotheke, hat zwei Kinder und nachweislich schon einmal ihren Staubsauger selbst repariert. Das alles spricht für Kompetenz. Selbstverständlich packst Du Deine Anfrage in eine „Du-ich-hab'-da-mal-'ne-Frage“-Frage, an die sich eine „Ich-kenn'-da-jemanden, die ..“-Geschichte anschließt.
Es wird ein ernstes, aber erfolgreiches Gespräch und mit einer – wie Du selbst findest – perfekten Strategie machst Du Dich auf zu Gaby, nachdem Du vorher schon die nötigen Vorbereitungen bei und mit Peter getroffen hast.

„Was hälst Du davon“, sagst Du scheinheilig zu Deiner früher besten Freundin, „wenn Du am Sonntagabend zu uns kommst. Wir haben Giovanni eingeladen, das ist ein Schulfreund von Peter. Wir wollen ja keine schlechten Verlierer sein, also fußballtechnisch gesehen. Die Italiener spielen halt gut und das Finale gegen Spanien kann ja echt spannend werden. Und da dachten wir, wir laden den Giovanni ein, das hatten wir eh schon lange vor. Das passt doch.“
„Govanni?“ fragt Gaby zurück, „Kenn' ich den?“
„Nein, noch nicht. Aber Du solltest ihn kennen lernen. Der ist echt total süß. - Ehrlich gesagt: wenn ich ihn zuerst getroffen hätte, dann wär' ich jetzt nicht mit Peter verheiratet.“
„Ach … Also so 'ne Art 'Über-Peter'?“ will Gaby, deren Interesse offenbar geweckt ist, wissen.
„Ein Mega-Peter. Und immer noch Single. Frag' mich nicht, wieso. Vermutlich einfach ZU gut für die meisten.“
„Gut“, Deine nicht mehr beste Freundin hat angebissen, „klar, warum nicht? Hab' ja noch nichts weiter vor.“
„Gaby, das is' echt toll. - Kannst Du mir einen Gefallen tun?“ Nun folgt der wichtigste Teil der Übung.
„Klar. Wenn ich kann?“
„Ich mach das Essen. Was Deutsches. Giovanni fährt total auf deutsche Küche ab. Könntest Du den Nachtisch mitbringen?“ Und Du setzt einen schrägen Blick auf, von unten nach oben, der jeden Zellenwärter in Sing-Sing erweichen würde.
„Okay. - Was Bestimmtes?“
„Ja. Rote Grütze wäre toll. Der Giovanni liebt Rote Grütze“, antwortest Du und fährst in Gedanken fort: … und Peter HASST sie.
Gaby setzt ihr „Philosophengesicht“ auf, wie sie es immer tut, wenn sie angestrengt nachdenkt – mit anderen Worten, sie legt die Stirn in Falten und spitzt ihren Schmollmund.
„Okay, geht klar ...“, meint sie schließlich.

Das ist Dein Triumph: Ja, es stimmt, Giovanni liebt Süßes und ganz besonders Rote Grütze. Er wird Gaby anbeten und sie wird dahinschmelzen. Das ist ein einfaches biologisches Gesetz: Ein Organismus versucht immer, mit möglichst geringem Energieaufwand durchs Leben zu kommen. Warum also sich anstrengen, um einen verheirateten Mann von seiner Frau loszueisen, wenn man einen wirklich unverheirateten und – hoffentlich (aber Du zweifelst nicht wirklich daran, schließlich ist Giovanni nur ein Mann … und noch dazu ein Südländer) – willigen Schnuckel mit einem simplen Pott Rote Grütze bekommen kann?
Und das Beste: Peter kann Rote Grütze nicht leiden, das hat er Dir mal im Urlaub an der Nordsee gestanden, nachdem Du ihm mitgeteilt hattest, dass Deine Versuche, dergleichen zuzubereiten, in einem Roten-Matsch-Desaster mit vagem Fruchtgeschmack geendet hatten. Also ganz sicher nichts, was als Aphrodisiakum auf ihn wirken könnte. - Perfekt!

Du bist bester Laune, den ganzen Freitagabend lang und auch am Samstagmorgen, der sich schon fast wieder wie früher anfühlt. Nun, da Du weißt, die Krise wird bald überstanden sein, bist Du fast schon bereit, Deinem Mann zu vergeben.
Beschwingt steigst Du in den Wagen und fährst zum Einkaufen. Beschwingt kommst Du zurück … und als Du die Küche betrittst, hast Du das Gefühl, von einem sehr, sehr großen und sehr, sehr schweren Hammer getroffen zu werden. Denn da hockt Gaby rittlings auf der Anrichte, eine Glasschüssel auf dem Schoß, und sie füttert Deinen Mann löffelweise mit Roter Grütze, die er mit breitestem Lächeln im Gesicht zu sich nimmt.
„Ich wollte nur mal seh'n, ob mein Rezept gelungen ist“, sagt Deine nun wirklich nicht einmal mehr gute Freundin strahlend und das Zufriedene-Kater-Grinsen Deines Mannes sagt: „OH, JA!“

Du begreifst, dass Peter Dir offenbar in Norddeutschland eine kleine Lüge aufgetischt hat, damit Du Dich damals gut fühlen konntest. Das hat seinerzeit auch gewirkt. Heute dagegen fühlst Du Dich überhaupt nicht mehr so. Und ein heftiger Windzug lässt Dich ahnen, dass die Geschichte gerade im Eilzugtempo an Dir vorübergeprescht ist ...

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgt hier nun das Rezept.

Rote Grütze

Zutaten für 4 Portionen
400 g Früchte, rote ( Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren etc. )
400 ml Saft ( z. B Apfelsaft )
40 g Grieß
etwas Milch

Zubereitung
Die Früchte putzen und waschen, in einen Topf geben und zum Kochen bringen. 3 Minuten kochen. Fruchtsaft dazugeben und 3 Minuten weiterkochen. Danach die Früchte etwas zerstampfen und den Grieß langsam und gleichmäßig einrühren.

Die Rote Grütze auf 4 Schälchen verteilen und ca. eine 1 h in den Kühlschrank stellen. Zum Servieren etwas kalte Milch mit in die Schälchen geben.

Rote Grütze mit Vanillesauce (vegan)

Zutaten für Rote Grütze
50 g Rohrohrzucker
½ Glas Kirschen
75 g Himbeeren tiefg.
75 g Erdbeeren in Schale od. tiefg.
75 g Beerenmix tiefg.
25 g Speisestärke (Bio vegan)

Zutaten für Vanillesauce
375 ml Sojamilch
25 g Speisestärke (Bio vegan)
1 Brise Vanillepulver
1½ EL Rohrohrzucker
½ TL Zimt

Zubereitung Rote Grütze
Die Speisestärke zunächst in etwas Wasser anrühren, damit es zu keiner Klumpenbildung kommt.
Den Saft aus dem Kirschen-Glas und den Zucker erhitzen.
In den kochenden Saft die Stärke langsam und unter ständigem Rühren einrühren
Die rote Grütze kurz aufkochen.
Die Beeren untermischen und kurzzeitig köcheln.
Die Grütze auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Danach in die Kühltruhe stellen.

Zubereitung Vanillesauce
Speisestärke in einem Teil der Milch anrühren
Die restliche Milch mit dem Vanillezucker und dem braunen Zucker aufkochen
Die angerührte Stärke dazugeben
Bis zur guten Saucenkonsistenz köcheln lassen

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