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Liebe geht DOCH durch den Magen: Auf die Unsterblichkeit

Archivmeldung vom 06.12.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.12.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Es gibt zwei Gruppen von Menschen: Die einen mögen Weihnachtsfeiern, die anderen nicht. Selbst wenn man zu Letzterer gehört, kann es aber gute Gründe geben, doch an einer teilzunehmen.

Du weißt eigentlich gar nicht, warum Du nun doch gekommen bist. Du hattest nicht kommen wollen, schließlich hattest Du noch in jedem Jahr zuvor die Betriebsweihnachtsfeier boykottiert und es war nie zu Deinem Schaden gewesen. Dann aber hatte im Oktober der Neue in der Personalabteilung angefangen. Das hatte alles verändert. Seitdem hattest Du stets versucht, irgendwie unbemerkt an ihn heran und dann ganz ungezwungen und wie zufällig mit ihm ins Gespräch zu kommen. Funktioniert hatte das aber nie. Es blieb die nicht einmal im Ansatz vorhandene Beziehung zwischen Euch in diesem Stadium stecken. Dabei schien er an Dir genauso interessiert zu sein, wie Du an ihm. Das sagten Dir Dein Gefühl … und Deine beste Freundin Marie. Wobei Dein Gefühl vielleicht nicht ganz objektiv war (oder sogar ganz bestimmt nicht), Marie aber schon. Wenn sie sagte, er wäre interessiert, dann war er das. Punkt. Aber irgendwie half Dir dieser Gedanke nun auch nicht weiter.

Die Zeit verging. Dann meinte Marie, die nicht nur mit der großartigen Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe eines Sherlock Holmes gesegnet war, sondern auch mit dessen Scharfsinn: „Er ist neu. Neue gehen IMMER zur Weihnachtsfeier. Wenn es überhaupt einen Ort und eine Zeit für ein unverfängliches Gespräch gibt, dann ist es bei der Weihnachtsfeier.“
Gesagt, getan. Du nahmst Dir also vor, diesmal zu erscheinen – und nicht nur das: Du meldetest Dich auch freiwillig zur Mitarbeit im Organisationsteam. Nicht, dass es Dich wirklich danach verlangt hätte. Im Gegenteil, Du hattest ganz gewiss genug zu tun gehabt ohne dass, ABER Du sagtest Dir „Wenn ich eine mehr oder weniger offizielle Funktion habe, dann habe ich auch ein Alibi und ein Thema, um Menschen anzusprechen. Zum Beispiel, um sie zu fragen, ob ihnen wohl das Essen geschmeckt hat …“

Nun ergab es sich, dass Du nicht für das Essen eingeteilt wurdest, sondern für die Tombola. Aber das war Dir auch egal, schließlich kann man ja auch Menschen ansprechen und so tun, als wollte man ihnen Lose verkaufen … Und überhaupt hatte Sieglinde Faller aus der Buchhaltung das Regiment in der Gruppe an sich gerissen, die sich um das Essen kümmern sollte und Dir wurde schon übel, wenn Dir hin und wieder über die ebenso end- wie lange Zeit ergebnislosen Diskussionen zum Thema „Kann man bei einer Weihnachtsfeier ‚Salzekuchen‘ anbieten, nur weil es eine regionale Spezialität ist?“ berichtet wurde. Da war die Sache mit den Losen doch viel besser.

So schleppte sich die Zeit auf den Nikolausabend zu, dem Termin für die Weihnachtsfeier entgegen. Es ist schrecklich, wie langsam Zeit vergehen kann, wenn man auf etwas wartet. Aber das war Dir egal, denn in der Zwischenzeit stiegen nur Deine Erwartungen. Bis schließlich vier Tage vorher Sieglinde zum etwa fünfzigsten Mal durchfragen ließ, wer erscheinen würde, da man ja eine ausreichende Menge der oberhessischen Speise, für die man sich zu guter Letzt dann doch entschieden hatte, würde vorhalten müssen. Denn es gibt nichts Schlimmeres als hungrige Menschen bei einer Weihnachtsfeier.
Da, auf einmal, hörtest Du in diesem Zusammenhang die geradezu vernichtende Nachricht: Der Neue, so hieß es, sei unter denen, die nicht zugesagt hatten.

So war das. Und so ist das. Nun bist Du also gewissermaßen gefangen … und ärgerst Dich in einem überfüllten und viel zu geräuschvollen Raum über Deine Dummheit, versuchst das hinter einem Lächeln zu verstecken, was Dir auch nur deshalb gelingt, weil die meisten ohnehin nicht ganz anwesend zu sein scheinen.

Dann ist da Maries Stimme hinter Dir, die sagt: „Na, hier ist sie doch. Sie MÜSSEN ein Los kaufen, ich bestehe darauf. Ist für einen guten Zweck, wissen Sie.“
Also setzt Du das Lächeln wieder auf und drehst Dich um und da ist – ER!

Schrecksekunde …, die gefühlte zwei Jahre dauert. Lächelst Du noch? Er tut es. Du hast keine Ahnung, was Du tust oder nicht. Dann rammst Du ihm fast Dein kleines Eimerchen mit den Losen in den Bauch und sagst so etwas wie: „Sie hat recht. Guter Zweck. Kaufen Sie!“
Oder vielleicht hast Du das gar nicht gesagt. Es scheint von einer anderen Person zu kommen. DU scheinst eine andere Person zu sein … naja, jedenfalls hast Du das Gefühl, es wäre besser, wenn Du es wärest.

Er gibt Dir das Geld und sagt irgendetwas, das Du vor Schreck nicht mitbekommst.
„Hm?“, fragst Du.
„Darf ich mir eins aussuchen?“
„Ja“, antwortest Du, „ja, klar. Viel Glück!“
„Viel Glück!“, meint auch Marie und zwinkert so auffällig unauffällig, dass Du das Gefühl hast, puterrot anzulaufen. „Ich muss an die Bar“, verkündet sie dann und weg ist sie.

Glücklicherweise sieht er Dich nicht an, sondern wühlt sich ein Los aus dem Eimerchen, dass Du ihm entgegen hältst … Wie hältst Du das denn? Er muss sich ja halb verrenken … Du bringst das Gefäß in eine für ihn bessere Lage, er lächelt Dich an, schaut auf sein Los und sagt: „Gewonnen. – Sie bringen mir Glück.“
„Na sowas, … ich meine: schön. Herzlichen Glückwunsch. Sie müssen es sich da drüben mitnehmen …“, dann fällt Dir auf, dass Du gerade dabei bist, ihn wegzuschicken und Du fügst schnell hinzu, „Ich zeig’s Ihnen. Ich geh‘ mit!“
Schon steuert Ihr durch den Raum. Du hast das Gefühl, auf rohen Eiern zu laufen und Dich völlig eckig und verkrampft zu bewegen.

Wie sich herausstellt, hat er eine Tüte Plätzchen gewonnen, die irgendwer gespendet hat. Du überreichst sie ihm.
„Haben Sie die zufällig gebacken?“, fragt er. Irgendwie ist er aus der Nähe noch interessanter als aus der Distanz … und seine Stimme klingt toll.
„Nein“, Du schüttelst den Kopf, „weder zufällig, noch absichtlich. Tut mir leid.“
„Schade. Aber wenigstens hab‘ ich jetzt was zu Essen. Ich bin nämlich ziemlich hungrig.“
„Oh, wissen Sie was?“, Du drückst ihm das Eimerchen mit den Losen in die Hand, die nicht gerade Plätzchen hält. „Ich besorg‘ Ihnen was von dem Salzekuchen. Der ist gut. – Sie sind doch nicht hier aus der Gegend, oder doch?
„Nein“, er schüttelt den Kopf, „aus Hannover.“
„Kein Grund, sich zu schämen. Ich bin sicher, es gibt nette Menschen dort. – Oder gab, bevor Sie hierher kamen …“, eine neue Hitzewallung. Du räusperst Dich.

„Danke für das Kompliment. – Leisten Sie mir Gesellschaft … beim Essen, meine ich?“
„Ohja, klar. Gerne.“ Du nickst. Kurze Pause. „Jedenfalls MÜSSEn Sie das probieren. … Gut. … Dann geh‘ ich jetzt.“
„Ja“, meint er nur.
„Sie bleiben hier, okay? Nicht bewegen.“
„Nein, ich schwöre es. Aber wir müssen sehen, wie wir das mit dem Gepäck …“, er hebt leicht die Arme, „ … machen. Es scheint, ich habe gerade alle Hände voll zu tun.“
„Das macht nichts. Mit diesem Salzekuchen …, so nennt man das“, erläuterst Du, „ … hat das so seine Bewandtnis. Das erste Stück darf man nicht selbst essen. Man muss sich füttern lassen.“
„Ach ja?“
„Ja, das ist so ein alter Brauch“, bestätigst Du mit Nachdruck.

Kurze Pause.

„Wie alt?“, möchte er wissen.
Du wiegst den Kopf. „Hmm … keine Ahnung. – Eine Minute?“
„Doch SO alt … Dann darf man wohl nicht zuwiderhandeln“, folgert er.
„Keinesfalls. – Also, ich gehe jetzt. Sie bewegen sich nicht …“.
„Nein, ganz bestimmt nicht. Ich warte.“

Er wartet … Warum ist er überhaupt da? Es hieß doch, er würde nicht kommen … Ist doch egal. Hauptsache er IST da.
Also gehst Du, um das Essen zu besorgen. Fast könntest Du Sieglinde Faller dafür küssen, dass sie sich schließlich DOCH für den Salzekuchen entschieden hat, aber nur fast. Da gibt es jemanden, den Du lieber küssen möchtest … und vielleicht kommt es ja dazu.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegetarisch.

Oberhessischer Salzekuchen

Rezept für 4 Portionen
Zutaten:

750 g Teig (Brot-)
Für den Belag:
2500 g Kartoffel(n)
250 g Quark
250 g Zwiebel(n)
125 g Öl
2 Ei(er)
125 ml Milch
25 g Kümmel
125 g Speck, durchwachsen, oder Dörrfleisch
25 g Salz
1 EL Kümmel, für die Kartoffeln
etwas Öl, zum Bestreichen

Zubereitung:

Die Kartoffeln mit der Schale in Salzwasser mit einem EL Kümmel gar kochen. Anschließend die Kartoffeln schälen und zusammen mit den geschälten Zwiebeln durch den Fleischwolf drehen. Nun alle anderen Zutaten in die Masse geben und alles gut vermischen.
Den Brotteig auf einem eingefetteten Backblech ausrollen und mit der Kartoffel-Masse bestreichen. Zum Schluss noch die Oberfläche mit Öl abstreichen. 35 - 40 Minuten im Heißluftofen bei 210°C gebacken.

Arbeitszeit: ca. 1 Std.

Salzekuchen

Rezept für 4 Portionen
Zutaten:

500 g Kartoffel(n)
250 g Quark
250 g Zwiebel(n)
250 ml Öl
1 Ei(er)
Salz
Kümmel
750 g Brot(e) - Teig

Zubereitung:

Kartoffeln 1 Tag vorher mit Salz kochen. Schälen und durch eine Kartoffelpresse drücken. Zwiebeln schälen und würfeln. Die Zwiebeln im Öl glasig braten (ca.10 Min.). Etwas abkühlen lassen! Kartoffeln, Quark, Zwiebeln (mit Öl) und dem Ei vermengen. Die Masse mit Salz und Kümmel abschmecken. Brotteig (evtl.1 Tag vorher beim Bäcker bestellen - Mischbrotteig) auf einem geölten und etwas bemehlten Blech ausrollen. Kartoffelmasse darauf geben und den durchwachsenen gewürfelten Speck auf dem Kuchen verteilen. Dann den Kuchen in den auf 220 Grad/Umluft180 Grad vorgeheizten Backofen schieben und backen lassen, bis er oben goldbraun ist.

Arbeitszeit: ca. 1 Std.

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Kolumne „Liebe geht DOCH durch den Magen“,
alles verändert sich, so ist das Leben. Menschen kommen und gehen, Dinge entwickeln sich – und nichts ist im digitalen Zeitalter so schnell in seiner Entwicklung wie die Kommunikationsmedien.
Unsere Kolumne wird in der bisherigen Form zum Ende des Jahres 2014 eingestellt. Aber die Liebe wird auch weiterhin durch den Magen gehen, wenn auch in anderer Gestalt: Wir planen eine interaktive live Spiel-Talk-Kochshow und bitten Sie dabei um Unterstützung auf der Suche nach geeignete Lokalitäten. Wenn Sie ein Lieblingslokal haben mit toller Küche (oder vielleicht selbst Gastronomin oder Gastronom sind), zu dem ein neues und ganz anderes Format gut passen würde, dann melden Sie sich bitte bei uns. Wir freuen uns auf Ihre Ideen

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