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Liebe geht DOCH durch den Magen: Das bittere Ende eines süß-sauren Anfangs

Archivmeldung vom 24.05.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Die Volkshochschule ist ein Ort der Bildung. Gelegentlich bilden sich aber dort auch Emotionen, die ganz und gar nicht auf dem Lehrplan stehen.

Manche Menschen sind wirklich undankbar. Eliane zum Beispiel, Deine … ja, was denn eigentlich? Eine Freundin ist sie wohl nicht, eher so etwas wie eine mehr oder minder periodisch wiederkehrende Erscheinung. Also so etwas wie Heuschnupfen. Nur dass man sich nicht wirklich gegen sie schützen kann.

Gut, Du musst zugeben, der Gedanke ist unfreundlich. Und wenn Du so über sie denkst, warum erwartest Du dann von ihr, dass sie netter zu Dir ist, als Du zu ihr bist? - Weil Du ihr diesen Rhabarberkuchen gebacken hast, zum Beispiel.
Ja, das ist ein guter Grund. Obwohl sie nicht einmal Deine Freundin ist, hast Du für sie buchstäblich in der Küche geschwitzt. Nur damit sie, wie sich dann herausstellte, einen Mann mit Deinem Kuchen (den sie natürlich als den ihren ausgab) becircen konnte bei irgendeinem Volkshochschulkurs, an dem sie überhaupt nur teilnahm, um diese kulinarisch-amouröse Attacke einzufädeln.
Und statt sich zu freuen und Dir dankbar zu sein, hatte sie auch noch gemault. Weil ihr der Rhabarber zu sauer erschienen war, um zur Verführung zu taugen.

Das war der Punkt gewesen, an dem Du die Notbremse gezogen und Dich entschlossen hattest, ihr nun ganz gewiss nicht mehr weiter entgegenzukommen. Undankbare Person!
Also hattest Du ihr schlicht geraten: „Dann besorg' dir einfach Vanillesoße und kipp' sie drüber, das macht die Sache süßer“, wobei Dich dann gleich geärgert hatte, so eine wirklich kluge und praktikable Idee an jemanden verschwendet zu haben, der das eigentlich doch gar nicht wert war.
Was sich nun bestätigt hatte. Denn Eliane hatte es nicht einmal für nötig befunden, Dich über das Ergebnis der Aktion zu informieren. Das musste Britta tun. Die allerdings tat es mit großem Vergnügen … naja – und an Elianes Stelle wäre es Dir wohl auch peinlich, von der Volkshochschule mit einem Hausverbot belegt worden zu sein.

Ja, Du konntest ihr Schweigen verstehen, nachdem Du die ganze Geschichte erfahren hattest. Aber das bedeutete nicht, dass Du gewillt warst, ihr zu verzeihen.

Glücklicherweise war Britta nun selbst Augen- und Ohrenzeugin der ganzen Sache geworden. Immer am richtigen Ort zu sein zur richtigen Zeit, war ganz unbestritten eines ihrer großen Talente. Das andere war ein fast pathologischer Drang zur Indiskretion.

So wie sie die Sache schilderte, war jenes obskure männliche Objekt der Begierde einer von zwei Männern in einem Kurs mit acht Frauen gewesen und – im Gegensatz zu dem anwesenden Geschlechtsgenossen – eine wahre Augenweide. Er hatte angeblich „das Gesicht von George Clooney – bis auf die Augen, die sind eindeutig Tom Cruise, die Stimme ist wie die von Sascha Hehn, Haare wie Richard Gere … und eine Figur wie Patrick Dempsey …“, wozu Dir, zugegeben, in diesem Moment nicht viel einfiel, doch Brittas schmachtender Blick ließ erkennen, dass zumindest sie das für etwas wirklich Besonderes hielt.

Wie und warum dieses Geschöpf aus dem Baukasten der üblichen Verdächtigen von Film und Fernsehen dazu gekommen war, sich ausgerechnet für Makramee zu interessieren, war Dir schleierhaft und auch die schwärmerische Britta (die im Gegensatz zu Eliane nun wirklich zu Deinen Freundinnen zählt) konnte darüber keine Aussage machen. Zwar hätte es eine Vorstellungsrunde gegeben, doch sie sei vom Klang Sascha Hehns aus fremder Kehle so verzückt gewesen, dass ihr jeglicher Inhalt der Rede völlig entgangen war.

Nun gut, jedenfalls schienen nicht nur Eliane, die Nicht-Freundin, und Britta, die Freundin, Interesse an diesem Mann entwickelt zu haben. Das stellte sich heraus, als die Pause kam und damit Elianes großer Moment.

Natürlich musste sie als Alibi den anderen ebenfalls etwas anbieten, galt auch ihre Aufmerksamkeit einzig diesem Mann, dessen Name – entäuschenderweise, wie Britta anmerkt - „Uwe“ ist.
„Was ist daran nicht in Ordnung?“ willst Du wissen.
„So ein Mann“, erklärt Deine Freundin, „sollte mindestens 'Claude' heißen. Oder 'Bartholomé' … oder irgendwas anderes Französisches und am besten mit einem Akzent.“
„Wie wär's mit 'Uwé'?“ schlägst Du vor, doch Britta findet das nicht komisch.
„Du kannst nur dumme Witze machen, weil Du ihn nicht erlebt hast“, konstatiert sie leicht verschnupft.
Dir wird klar, die Sache ist ernst.

Das war sie auch an diesem Samstagnachmittag. Erstaunlicherweise (und das ist nun wirklich Dein innerer Triumph) entpuppte sich Uwe-ohne-Akzent als ein Liebhaber von Rhabarberkuchen-ohne-Vanillesoße.
Er war richtiggehend entzückt. Natürlich war Eliane darüber noch viel entzückter.

Dummerweise war da aber dann doch noch diese „ … extrem nymphomane Blondine namens 'Tilli' oder so – wer heißt eigentlich schon 'Tilli'? - mit diesem viel zu engen Top“, erläutert Britta und um ganz sicher zu gehen, fügt sie hinzu: „Ich sage nur: LÜSTERN.“
Womit, wenn Du es richtig verstanden hast, sie sich im gleichen Zustand befand wie der überwiegende Teil ihrer dort anwesenden Geschlechtsgenossinnen, aber aus irgendeinem Grund wurde ihr das übelgenommen – nicht nur von Britta.
Wobei die Situation ihren filmreifen Höhepunkt erreichte, als „... sie sich diesen Teller mit einem Stück Kuchen vor ihn stellte. Also – sie auf der Seite, neben ihm, auf der anderen Seite Eliane. Uwe in der Mitte. Vor Eliane das Blech mit Kuchen … was soll sie machen? Sie musste dieser Frau ja nun auch ein Stück geben. Und die packt dann die Flasche mit der Vanillersoße und – ZACK! - über ihren Kuchen, über den Rand des Tellers und der Tischplatte auf SEINE HOSE – PLATSCH! Glaub mir, das war sowas von absichtlich.“

Du versuchst es Dir irgendwie vorzustellen, da geht die dramatische Schilderung schon weiter: „Er jetzt erstmal total geschockt. Eliane weiß wie die Wand. Diese Tilli sagt 'Hoppla! Ach, das ist mir aber jetzt peinlich' … und bückt sich runter, so direkt vor ihm und zieht den Finger durch die Soße auf seiner Hose und steckt ihn in den Mund … escht scho wie in einem billischen Porno!“ nuschelt Britta, die es natürlich vormachen muss, an ihrem Zeigefinger vorbei.
„Donnerwetter. Offenbar bietet einem die Volkshochschule mehr, als ich bisher ahnte“, musst Du anerkennend gestehen. „Und dann?“

„Also: Er, ganz Gentleman, entschuldigt sich ohne weiteren Kommentar und verlässt den Raum. Eliane ist inzwischen puterrot. Die Tilli will auch raus, da sagt Eliane: 'Ihr Kuchen!' und hält ihr den Teller hin. Die Blonde grinst frech und zuckt die Schulter. Da meint Eliane 'Ich pack' ihn ein für Sie' und geht an den Platz von Tilli, macht der ihre Handtasche auf und stopft das Stück Kuchen rein – natürlich mit Soße. Irgendwie kriegt die Blonde das noch mit … und ab da wurde es ziemlich laut … bis Eliane die Vanillesoße genommen und ihr übers Top gekippt hat. Dann wurde es der Kursleiterin zu bunt und sie hat sie rausgeschmissen. Und jetzt hat sie Hausverbot.“

„Hm“, machst Du nur. Mehr fällt Dir im Moment nicht ein. Brittas Augen sind groß wie Suppenschüsseln angesichts der aufwühlenden Erinnerung und sie schüttelt den Kopf.
„Das hat er nicht verdient“, sagst Du schließlich voller Überzeugung.
„Nein“, stimmt Deine Freundin zu. „Hat er nicht. Er war so süß ...“
„Fandest Du? Ich meine, Eliane hat nun wirklich übertrieben ...“
„Ja“, Britta nickt ernst und mit aufgeblasenen Backen.
„ … aber eigentlich war er schon eher säuerlich.“
„Nee, der war wirklich süß, weißt Du. Selbst hinterher. Dem tat das ja so leid ...“
Wobei Dir endlich klar wird, dass eine von Euch nicht über Deinen Kuchen spricht.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Rhabarberkuchen mit Vanillepudding

Rezept für 1 Portion
Zutaten

Für den Mürbeteig:
160 g Mehl
1 TL, gestr. Backpulver
1 Eigelb
65 g Zucker
65 g Butter
Für die Füllung:
1 kg Rhabarber
2 Becher saure Sahne
1 Becher süße Sahne
3 Ei(er)
1 Pck. Puddingpulver (Vanille)
1 Pck. Vanillezucker
100 g Zucker
n. B. Zucker zum Einzuckern

Zubereitung:

Am Vorabend den Rhabarber putzen, schälen und klein schneiden. In eine Schüssel geben und nach Belieben Zucker darüber streuen. Über Nacht kalt stellen.

Für den Mürbeteig das Mehl mit dem Backpulver mischen und auf die Arbeitsplatte sieben. Ei, Zucker und Butter dazugeben und alles zügig verkneten. In Folie wickeln und ca. 30 Min. kalt stellen. Danach auswellen und in eine gefettete, bemehlte Springform geben.

Für die Füllung saure Sahne, süße Sahne, Eier, Vanillepudding, Vanillezucker und Zucker in eine Schüssel geben und gut verrühren. Die Flüssigkeit vom Rhabarber abschütten und den Rhabarber auf den Mürbteig geben. Dann die flüssige Sahne-Eier-Masse darüber geben.

Im vorgeheizten Backofen bei 160°C Umluft ca. 1 Stunde backen und anschließend ca. 25 Minuten im geschlossenen Ofen abkühlen lassen. Herausnehmen und auskühlen lassen.

Arbeitszeit: ca. 40 Min.

Rhabarberkuchen mit Guss

Rezept für 1 Portion
Zutaten

125 g Margarine
250 g Mehl, (Vollkornmehl)
1 Pck. Weinstein Backpulver
1 Prise Meersalz
2 EL Sojamehl
70 g Rohrohrzucker
100 ml Reismilch
2 EL Cognacs
5 Stange/n Rhabarber, gewürfelt
Für den Guss:
20 ml Reismilch
200 ml Sojasahne
2 EL Rohrohrzucker
1 Pck. Bio  Puddingpulver, (Vanillegeschmack)
40 g Rohrohrzucker 

Zubereitung

Rhabarber putzen und in Stücke schneiden (wahlweise auch Stachelbeeren oder Äpfel verwenden).
Für den Teig Margarine mit Zucker und Salz schaumig rühren. Mehl und Backpulver mit 2 EL Sojamehl vermengen und unterrühren. Milch und Cognac zugießen, bis der Teig schwer reißend vom Löffel fällt. Teig in eine gefettete mit Backpapier ausgelegte Springform geben und glatt streichen. Rhabarber drauf verteilen und 25 Minuten backen.

Für den Guss Sojasahne mit den restlichen Zutaten gut verrühren, darauf achten, dass die Klümpchen vom Puddingpulver oder Sojamehl sich aufgelöst haben. Dann auf dem Teig verteilen und noch 20 - 25 bei ca. 180°C backen, bis die Rhabarberspitzen leicht gebräunt sind und die Gussmasse stockt.

Arbeitszeit: ca. 40 Min.

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