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Liebe geht DOCH durch den Magen: Durchlaucht

Archivmeldung vom 14.09.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.09.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Natürlich kommt es nicht darauf an, alles über den Menschen zu wissen, den man liebt. Doch der Umstand, dass es da Dinge gibt, von denen man (noch) nichts weiß, eröffnet immer wieder die Chance neuer gemeinsamer Entdeckungen.

Der Lauch liegt vor Dir auf dem Tisch: grün und weiß und unschuldig. Aber Du starrst ihn an wie einen Feind. Du HASST ihn. Und daher möchtest Du ihn am liebsten mit dem kleinen Fleischbeilchen zerhacken, ihn massakrieren, ihn atomisieren und aus Deiner Küche pusten.

Doch Du tust nichts dergleichen. Stattdessen nimmst Du ihn und beginnst ihn zu waschen. Weil er ihn essen will. Weil er ihn tatsächlich essen will, was Du nicht gewusst, nicht einmal geahnt hast. Womit Andrea recht gehabt hat. Dafür möchtest Du SIE hassen. Da sie aber immer noch Deine beste Freundin ist, konzentrieren sich alle negative Emotionen auf dieses Gemüse, das sie Dir gegeben hat, diesen Lauch aus ihrem Garten. Damit fing alles an …

Du warst bei ihr gewesen und Andrea hatte Dir diese erdige, frisch geerntete Stange entgegen gehalten und gefragt: „Magst du ein bisschen Lauch mitnehmen? Ich hab' zu viel davon, das kriegen wir nie gegessen, in drei Jahren nicht. Und so sehr ich ihn schätze – drei Jahre nichts als Lauch ist selbst für mich eine Zumutung.“
Du hattest die Schultern gezuckt und geantwortet: „Weiß nicht. Aber danke für das Angebot.“

Andrea hatte sich daraufhin der Kaffeemaschine zugewandt, die schnaufend darauf hingewiesen hatte, ihre Arbeit beendet zu haben. Und während sie die Tassen genommen und einschenkt hatte, hatte sie gesagt: „Magst du keinen Lauch?“
„Doch schon. Aber ich bin nicht wirklich scharf darauf“, hattest Du erklärt.
Und dann war diese Frage gekommen: „Und Peter?“
„'Und Peter' was?“
„Mag Peter den Lauch?“, damit hatte sie sich umgedreht und Dir Deinen Kaffee herüber gereicht.

„Keine Ahnung. - Danke. Ist da schon Süßstoff drin?“ hattest Du wissen wollen.
„Zwei Tabletten, wie üblich. - Wieso weißt du nicht, ob dein Mann Lauch mag?“ Es hatte irgendwie so völlig ungläubig geklungen, dass es Dich geärgert hatte. Als MÜSSTEST Du das wissen, nur weil ihr verheiratet seid.
„Wie ich schon sagte: Ich mache mir nicht viel aus Lauch ...“
„Solltest du aber“, hatte sie Dich unterbrochen, „der ist sehr gesund.“
„Danke, das ist mir egal. Ich mache mir nichts daraus und deshalb koche ich keinen Lauch ...“
„Man muss ihn nicht unbedingt kochen“, hatte sie Dich wieder unterbrochen.
„...und deshalb hatte ich keine Gelegenheit festzustellen, ob mein Mann ihn mag oder nicht. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, je gesehen zu haben, dass er ihn irgendwo anders gegessen hat“, hattest Du Deinen Satz doch noch unbeirrt zu Ende gebracht.

„Das ist wirklich bedauerlich“, hatte Deine Freundin festgestellt in einem Ton, der Dir überhaupt nicht passte, da er irgendwie fast herablassend klang.
„Ich kann damit leben“, hattest Du entschieden.
„Kann dein Mann das auch?“
„Er hat offenbar schon einige Jahre den Lauchentzug überstanden, da wird er jetzt nicht plötzlich daran sterben“. Sie war Dir wirklich auf die Nerven gegangen.

„Ich meine ja nur“, Andrea hatte dieses Haarschüttelding vorgeführt, das sie irgendwann aus einer Shampoo-Werbung kopiert hatte, einen kleinen Schluck des noch ziemlich heißen Kaffees getrunken und dann hinzugesetzt: „Geht mich ja nichts an. Aber ich finde, das ist eine tolle Gelegenheit. Du solltest unbedingt diesen Lauch mitnehmen und herausfinden, ob dein Mann ihn mag.“
„Weil du ihn loswerden willst ...“
„Nein, ganz und gar nicht. Sondern weil es eine gute Gelegenheit ist, etwas Neues über deinen Mann zu erfahren. - Ich zumindest finde, man sollte wissen, mit wem man zusammenlebt und daher immer jede Chance nutzen, einander besser kennen zu lernen.“

„Ach, du lieber Himmel“, hattest Du gestöhnt und abgewinkt, „spielst Du jetzt die Eheberaterin? - Glaub mir, Schätzchen, unsere Ehe hält dieses kleine Geheimnis aus. Ich kann mit dieser Unsicherheit leben. Aber vielen Dank für deine Besorgnis.“
„Daran zweifle ich nicht. Weißt du, Liebes, ich frage mich nur: Wenn du das nicht weißt über deinen Mann, was könnte da noch alles sein, das du nicht weißt? Wie gut kennst du ihn eigentlich?“

An dieser Stelle war Dir der Geduldsfaden gerissen: „Jetzt wird die Sache lächerlich. Wenn ich nicht über alle Vorlieben und Abneigungen meines Mannes informiert bin, dann bedeutet das ja wohl nicht, dass er mehr oder minder finstere Geheimnisse vor mir hat. - Weißt du was, Andrea? Du nervst. Ich weiß nicht, warum du das tust. Ist mir auch egal. Ich werde jetzt jedenfalls gehen und wiederkommen, wenn du normal bist.“
Du hattest verärgert Deine Kaffeetasse zur Seite gestellt.

„Du meinst, weil es Kleinigkeiten sind?“ hatte sie gefragt.
„Kinkerlitzchen!“
„Es sind immer Kleinigkeiten. Ich will doch nur, dass du das positiv siehst: Es gibt immer wieder etwas Neues am Anderen zu entdecken ...“
„Ja, danke, ist gut, Fräulein 'Fragen-Sie-Andrea'“, hattest Du gezischt, „Dummerweise habe ich nicht gefragt. Also verschone mich mit deinen Antworten. Sollte ich eine Eheberatung brauchen, komme ich wieder, okay?“
Und als Du die Küche hattest verlassen wollen, war sie Dir in den Weg getreten und hatte Dir einige Stangen Lauch an die Brust gedrückt, wortlos, aber mit diesem seltsamen Gesichtsausdruck. Du hattest sie einfach genommen und warst gegangen, ebenfalls ohne noch einen Ton zu sagen.

Du warst nach Hause gestürmt, voller Wut. Warum Dich diese Situation wütend gemacht hatte, konntest Du eigentlich nicht genau sagen, erst recht nicht, warum Deine Wut so groß war. Zweimal hattest Du unterwegs mit dem Gedanken gespielt, den Lauch einfach wegzuwerfen, aber jedes Mal hattest Du im Kopf die Stimme Deiner Mutter gehört, die Dich ermahnt hatte, wie man mit Lebensmitteln umzugehen hat.

Als Du dann zu Hause angekommen warst, war Peter schon da gewesen. Er hatte Dich begrüßt und gefragt: „Was hast Du denn da im Arm?“
„Wonach sieht es denn aus?“ hattest Du leicht keifend geantwortet.
„Sieht aus wie Lauch. Aber vielleicht ist es auch Schlechte-Laune-Gemüse. Zumindest klingst Du so.“
„Tut mir leid“, damit hattest Du ihm einen kleinen Kuss gegeben, „ich hab mich über Andrea geärgert. Sie hat mir übrigens das Zeug aufgedrängt. Das ist bio-dynamisches Gemüse aus ihrem Garten.“
„Hey …!“ hatte Dein Mann anerkennend gesagt, „das ist aber lieb von ihr. Machst du den heute Abend?“
Und bevor Du Dich versehen hattest, war aus Deinem Mund die Frage gekommen: „Du magst Lauch?“

„Ja, sehr gern sogar“, hatte Dein Mann geantwortet. Dann hatte er Dich mitgenommen auf eine Reise in seine Kindheit und Dir einen Blick gegönnt in einen Abschnitt dieser Zeit, den Du zuvor nicht gekannt hattest. Das war schön gewesen und sogar anrührend …

Und deshalb hasst Du diesen Lauch nun: weil Andrea recht hatte. Und deshalb wirst Du ihn nun in den Bestandteil eines wunderbaren Essens verwandeln: weil Dein Mann ihn liebt und weil Du ihn liebst.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegetarisch.

Karottensuppe mit Lauch

Rezept für 2 Portionen
Zutaten

250 g Karotte(n), geschält, in Stücken
1 Zwiebel(n)
1 Stange/n Lauch, in Ringe geschnitten
1 EL Mehl
500 ml Gemüsebrühe
1/2 Becher Sahne
Meersalz und Pfeffer
1 Bund Petersilie, frische , fein gehackt
3 EL Öl (Olivenöl oder jedes andere)

Zubereitung: 

Zwiebel in kleine Stücke schneiden und in dem Öl anbraten, Karottenstücke und Lauchringe in den Topf geben, kurze Zeit mitbraten. Mit dem Mehl bestäuben, umrühren und dann mit der Gemüsebrühe ablöschen. Ca. 20-25 Minuten köcheln lassen. Dann die Suppe mit einem Pürierstab gut durchmixen, Sahne dazu, salzen und pfeffern. Zum Schluss die Petersilie drüber streuen.

Arbeitszeit: ca. 15 Min.

Lauch mit scharfer Erdnusssoße

Rezept für 4 Portionen
Zutaten

1 kg Lauch
20 g Butter
Meersalz
1 Zwiebel(n)
1 Knoblauchzehe(n)
1 EL Öl
5 EL Erdnusscreme
200 ml Kokosmilch, ungesüßt
1 1/2 EL Sojasauce, süß
Sambal Oelek, 1 - 2 TL
1/2 Zitrone(n), davon der Saft
1 Eigelb

Zubereitung: 

Lauchstangen putzen, gründlich waschen und in Stücke schneiden. In einem Topf in der heißen Butter andünsten. Ein Achtelliter Wasser und etwas Salz zugeben, im geschlossenen Topf bei kleiner Hitze zehn Minuten garen.

Zwiebel und Knoblauch schälen, klein würfeln. Im Öl dünsten, Erdnusscrème und Kokosmilch zugeben und unter ständigem Rühren aufkochen. Mit Sojasauce, Sambal Oelek (scharf) und Zitronensaft abschmecken. Eigelb unterziehen, nicht mehr kochen.

Die Sauce über den gegarten Lauch geben.

Arbeitszeit: ca. 20 Min.

Achtung! - Ein wichtiger Hinweis für alle Fans der Kolumne „Liebe geht DOCH durch den Magen“: Am Mittwoch, dem 2. Oktober 2012, wird Herbert Jost-Hof live mit seinen Texten um Essen, Trinken und Beziehungen im unterfränkischen Oberschwappach zu erleben sein, im bunten Programm der Filmpremiere „Rindergulasch und der rosarote Cadillac“. Es gibt dort außer Film und Literatur auch jede Menge erstklassige Musik, phantastische Stimmung und eine gigantische Tombola. - Und das alles für einen guten Zweck, denn die Erlöse des Abends kommen der Betreuung krebskranker Kinder zugute.

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