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Liebe geht DOCH durch den Magen: Mein schönstes …?

Archivmeldung vom 20.04.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.04.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Wenn wir schon erwachsen werden müssen, dann sollten wir damit das Recht erwerben, alle Reminiszenzen an die Kindheit hinter uns lassen zu dürfen. Das gilt insbesondere für alles, was mit dem Schulunterricht zu tun hat. Überhaupt lernt man sowieso oft durch außerschulische Erfahrungen viel mehr … z.B. über den Gebrauch von Bärlauch.

Du bist kein Kind mehr. Das ist ziemlich offensichtlich, jedenfalls für andere, speziell solche, die Eintrittsgelder kassieren. Denn Du musst überall für Erwachsene zahlen. Das ist ein recht guter Beweis dafür, dass Du in jeder Weise den kurzen Hosen entwachsen bist.
Trotzdem fühlst Du Dich nicht immer sehr erwachsen. Und es hilft der Ausbildung eines reifen, um nicht zu sagen: eines sittlich gereiften Bewusstseins wenig, wenn Du von Deinen Freunden mit Ideen konfrontiert wirst, die ganz offensichtlich der Schulzeit entstammen.

Vermutlich kennt das jede und jeder, zumindest in Deiner Generation: Die Ferien sind kaum vorbei gewesen und schon wurde man in der Schule damit genervt, einen Aufsatz unter der wenig originellen Überschrift „Mein schönstes Ferienerlebnis“ schreiben zu müssen. Für Menschen wie Dich, die keine Urlaubsreisen mit den Eltern vorzuweisen hatten, waren das verhasste Momente, die gleichzeitig eine gewisse Herausforderung der Phantasie bedeuteten. Immer hast Du es irgendwie geschafft, irgendwelche Dinge, die eindeutig dem Reich blühender Einbildungskraft entsprangen, als halbwegs glaubhaft erscheinen zu lassen … oder zumindest als unterhaltsam. Deshalb hatten Dir diese Aufgaben aber auch nicht mehr Spaß gemacht und ein Grund, sich auf das Ende der schulischen Laufbahn zu freuen, war die Idee gewesen, im weiteren Verlauf Deines Lebens von derartigem Schwachsinn verschont zu bleiben.

Nun aber hat Deine Clique sich dieses Prinzips wieder angenommen. Und Schuld ist Kurt. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Kurt ist – Deiner leider völlig unmaßgeblichen Meinung nach – überhaupt Schuld an allem, seit die Dinosaurier sich entschlossen, doch lieber auszusterben. Man könnte es auch so formulieren: Kurt und Du, Ihr seid nicht unbedingt die besten Freunde. Eigentlich seid Ihr überhaupt keine Freunde – er nicht, Du nicht, schon gar nicht beide zusammen und einander wechselseitig.
Für Dich rangiert Kurt in der Kategorie „Erscheinungen“, Untergruppe „überflüssige“. Er rutschte irgendwie in diesen Freundeskreis als Partner eines gewissen Konstantin, der aber den Anstand hatte, die Stadt unbekannten Zieles zu verlassen. Er war schon nur der Trabant eines anderen gewesen. Und nun hatte er sich verkrümelt und Euch Kurt vererbt, der sich pudelwohl in seiner eigenen und damit auch in Eurer Gesellschaft fühlt.

Auch, wenn niemand so genau weiß, wer sich eigentlich wirklich als Kurts Freund empfindet, er ist nun eben da. Und mit ihm sein Liebeskummer, welchen er zum Anlass nimmt, sich wieder einmal in den Mittelpunkt zu drängen, um so viel Aufmerksamkeit wie möglich und alle verfügbaren Streicheleinheiten zu bekommen.
Als wäre das alles nicht schlimm genug, bringt er nun auch noch andere auf dumme Ideen, etwa die, sich gegenseitig das allerschlimmste Beziehungs- oder Verabredungserlebnis zu erzählen, nur um Kurt zu trösten. Das ist eindeutig nur eine schlecht kaschierte Variante von „Mein schönstes Ferienerlebnis“ und Du HASST es. Also gehst Du einfach, lässt einen beleidigten Kurt und eine neugierige und dadurch nun leicht enttäuschte Versammlung von Kindsköpfen zurück. Mögen sie einander ihre Geschichten erzählen. Du musst ja nicht ALLES mitmachen.

Dummerweise ist es mit manchen Ideen so, dass sie ein Eigenleben entwickeln. Und das völlig unabhängig davon, ob man sie nun mag oder nicht. Sie nisten sich im Unterbewusstsein ein und wuchern dort wie Unkraut, bis sie – blubb! - irgendetwas zu Tage fördern: eine Erkenntnis oder zumindest eine Erinnerung. Oder beides.

Du hattest diesen Mann bereits total vergessen. Es ist daher kein Wunder, wenn Dir nun sein Name nicht mehr einfällt. Jedenfalls scheint Dein Unbewusstes der Meinung zu sein, er sei – unter all den zahlreichen Flops Deiner Beziehungsgeschichte(n) – der, dem der Platz auf der obersten Stufe des Treppchens gebührt.

Es war eine dieser Wochenendverabredungen via Internet gewesen; der ihr vorausgegangene Schriftwechsel war durch einen kurzen Anruf ergänzt, wenn auch nicht aufgewertet worden. Irgendwie erschien Dir dieser Mensch sympathisch, vielleicht nicht wirklich interessant im Sinne geistiger Interessen, gepflegter Konversation und spiritueller Verwandtschaft, aber attraktiv im Sinne blöder, blinder Lust und der Freude an gepflegter Unzucht.
Anders gesagt: Das Interesse war eher körperlich, dafür aber so stark, dass Du es auf Dich nahmst, 80 Kilometer zu fahren, um diesen Kerl vom Bahnhof abzuholen.

Das war am Samstagmorgen und Du hattest den ganzen Freitagabend damit zugebracht, Dein bereits besuchergerecht geputztes Haus mit der nötigen Menge an schnell verfügbarem, persönlich zubereitetem Essen zu versorgen, um Deinen gastgeberischen Verpflichtungen gerecht zu werden. So warst Du für alles präpariert – dachtest Du. Und zwar genau so lange, bis der Betreffende vor Dir stand: groß, schlank, sportlich und eingehüllt in eine undurchdringliche Wolke Knoblauch No. 5. Zumindest dachtest Du, es wäre Knoblauch.

Irgendwie war damit dem physischen Aspekt der Begegnung ein Riegel vorgeschoben. Denn wenn Du eines NICHT verträgst, dann Knoblauch und andere Menschen, die genau danach riechen. Als zivilisierte Person blieb Dir nichts übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen … und beim Fahren die Seitenscheibe herunter zu drehen.

Leider war Dein Besuch weniger zivilisiert, wie sich zeigte. Dein sorgsam vorbereitetes Mittagessen wurde mit der Bemerkung „Das da ess' ich nicht“ bedacht und stehengelassen. Überhaupt schien Dein Ernährungsplan, von dem Du zuvor immer gedacht hattest, er sei eigentlich ganz normal, mit seinem keinerlei Überschneidungen zu haben.

Es ist, wie Du nun rückblickend feststellst, ausgesprochen schade, dass Dir nicht erinnerlich geblieben ist, wie Du es geschafft hast, die Stunden bis zum Nachmittag des nächsten Tages herum zu bringen, als Du ihn endlich wieder zum Bahnhof schaffen konntest – 80 Kilometer, die Du genossen hast, weil Du wusstest, dass jeder Zentimeter Dich dem Ziel näher brachte, diesen Menschen, der noch genauso stank wie am Tag zuvor, endlich wieder loszuwerden. Und da ja ohnehin nichts mehr zu verlieren war, fragtest Du ihn schließlich kurz vor Eurem Fahrtziel: „Was hast du da eigentlich gegessen, bevor du hergekommen bist?
Die erstaunte Antwort lautete: „Wie? - Was ich gegessen habe? - Wieso?“

„Okay, ich formuliere die Frage neu“, botst Du freundlich an, „Was war eigentlich das Alibi für all diesen Knoblauch, den du in dich reingestopft hast?“
„Ich hab' keinen Knoblauch gegessen“, war die verdutzte Antwort. Und das wiederum erstaunte Dich nun sehr.
„Dann musst du ihn getrunken haben“, es erschien Dir als die einzig logische Antwort.
„Das ist kein Knoblauch. Das ist Bärlauch. Den riecht man nicht,“ erklärte er trocken.

Du hättest eigentlich tief Luft holen wollen, tatst das aber aus naheliegenden Gründen nicht, sondern sagtest leise und sehr flach atmend, da er Dir sein Gesicht zugewandt hatte und in Deine Richtung atmete: „Lass' dir in jedem Fall dein Geld zurückgeben. Man hat dich belogen.“
„Du meinst, man riecht das?“ fragte er – weder unangenehm berührt, noch entschuldigend, sondern nur interessiert.
„'Man' vielleicht nicht. Ich schon.“
„Ach ...“, war alles, was ihm dazu einfiel. Und dabei blieb es, bis er vor dem Bahnhofsgebäude aus dem Auto stieg.
So war das. Und das einzig Gute daran war, dass Du seitdem niemandem mehr glauben würdest, der behauptet, der Genuss von Bärlauch hinterlasse keine riechbaren Spuren.

Das ist von neutraler, also unbeteiligter Seite aus betrachtet eigentlich eine ganz gute Geschichte. Vielleicht besser als die Stories der anderen … bestimmt sogar.
Für eine Sekunde spielst Du mit dem Gedanken zurückzugehen. Aber dann wird Dir klar, dass Du kein Kind mehr bist. Und das bedeutet, Du musst nicht überall dabei sein und Du musst nicht immer gewinnen.
Nein, Du bist kein Kind mehr. Du bist jetzt erwachsen … irgendwie.
Als irgendwie Erwachsener weißt Du, dass es keinen Weg zurück gibt. Nicht hierhin und nicht dahin … nirgendwohin.
Und das ist gut so.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Bärlauch - Schafskäsecreme

Rezept für 1 Portion
Zutaten
100 g Bärlauch
200 g Schafskäse, zerkrümelter
3 EL Frischkäse
1 EL Olivenöl
1 Spritzer Zitronensaft
1 Prise Chili, oder Cayennepfeffer
Meersalz und schwarzer Pfeffer

Zubereitung
Bärlauch gründlich waschen, trocken tupfen und in feine Streifen schneiden. Zerkrümelten Schafskäse, Frischkäse, Olivenöl, Zitronensaft gründlich vermischen (ich mache das auf einem Teller mit einer Gabel) und mit den Gewürzen abschmecken. Dann mit dem vorbereiteten Bärlauch vermischen. Je nachdem, wie die Konsistenz gewünscht wird, evtl. noch ein paar Tropfen Öl hinzugeben.

Arbeitszeit: ca. 25 Min.

Bärlauch - Avocado - Creme (vegan)

Rezept für 2 Portion
Zutaten
1 Avocado
1 Bund Bärlauch
2 EL Zitronensaft
Cayennepfeffer
Meersalz
einige Kirschtomate(n) für die Garnitur

Zubereitung
Die Avocado halbieren, den Kern entfernen und das Fruchtfleisch herauslösen. In eine kleine Schüssel geben und mit einer Gabel zerdrücken. Den Bärlauch waschen, fein hacken und unter die Avocadomasse mischen. Den Zitronensaft hinzugeben und mit Salz und Cayennepfeffer abschmecken. Mit den Kirschtomaten garnieren.

Arbeitszeit: ca. 10 Min.

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