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Liebe geht DOCH durch den Magen: Das Gut-Kirschen-Essen

Archivmeldung vom 06.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Nicht mit jedem ist gut Kirschen essen. Und wer so viel von den leckeren Früchten hat, dass er sie mit anderen teilen will, der sollte sich dafür Menschen aussuchen, die es verdient haben.

Sybille schmollt nicht wirklich. Sie ist weder wirklich traurig, noch ist sie wirklich eingeschnappt. Eigentlich ist sie perplex. Und wäre sie nicht Sybille, dann wäre sie jetzt vielleicht sprachlos. Doch diesseits des Urknalls hat es noch keine Situation gegeben, in der sie den Mund gehalten hätte. Also sagt sie „Mit dir ist ja nicht gut Kirschen essen heute“ und es klingt genau so zickig, wie sie auch gerade aussieht.
Gut, denkst Du, wieder eine, die ich von der Liste streichen kann.

Was Dich betrifft, bist Du nicht überrascht und auch nicht verärgert. Du hast es nicht wirklich anders erwartet. Nun weißt Du also, wie es aussieht, wenn man zu Sybille „Nein“ sagt und ihr klar macht, dass sie NICHT der Nabel der Welt ist und dass man Besseres zu tun haben kann, als auf ihre Wünsche einzugehen oder sich von ihr die Zeit stehlen zu lassen mit den Erzählungen über ihre mit schönster Regelmäßigkeit von ihr selbst provozierten Katastrophen.

Wenn Du genau darüber nachdenkst, ist es Dir schon ein wenig peinlich, dass Du Jahrzehnte und sogar eine Therapie dafür gebraucht hast, um endlich all diesem sybillenischen Volk, das Dich seit Deiner Jugend umkreist wie Geier, einmal klar zu machen, dass Du den Sinn Deines Lebens nicht darin siehst, die Probleme von Menschen anzuhören und zu lösen, die immer nur wissen, wo sie Dich finden, wenn es ihnen mies geht und sie etwas von Dir wollen. Diese besondere Spezies, die teilweise fordernd, teilweise verheult, mitunter aber auch mit einer fast bewundernswerten natürlichen Dreistigkeit von Dir erwartet, dass Du nur für sie und ihre Sorgen, für die nötigen Aufräumarbeiten in ihren verkorksten Leben zur Verfügung stehst. Und das natürlich ohne Vorbedingung und erst recht ohne Gegenleistung – wobei es ihnen absolut gleichgültig ist, wie es Dir geht und wo Dich gerade der Schuh drückt.

Du erinnerst Dich noch sehr gut daran, was Dir zum Beispiel vor drei Jahren Michaela schrieb, als Du in einer Mail an sie erwähntest, dass Deine engste Freundin an Krebs gestorben ist: „Na, da willst Du ja sicher allein sein, um damit fertig zu werden.“
Nein, wolltest Du nicht. Warum hättest Du es erwähnen sollen, wenn Du damit alleine gelassen werden wolltest?

Selbstverständlich kam von Deiner „Freundin“ Michaela weder eine Frage, noch ein Angebot der Hilfe oder auch nur ein Zeichen des Mitgefühls. Kein „Tut mir leid“, sondern ein „Das ist wohl schlimm“.
Es war mehr als schlimm gewesen. Es war schrecklich gewesen, grausam, brutal, unfassbar und hatte ein Stück aus Dir herausgerissen, hatte eine Wunde hinterlassen, die sich nie richtig schließen wird. Inzwischen kannst Du darüber sprechen und der Tatsache sogar mit Galgenhumor begegnen. Wie neulich, als Du zu Deiner Schwester sagtest, dass ihr Tod Deine Freundin nun zu so etwas wie dem offenen Bein Deiner Seele gemacht hat.

Dergleichen vor Michaela auszusprechen, wäre eine Verschwendung von Atemluft. Sie würde nicht zuhören; oder sollte sie das aus unerfindlichen Gründen doch einmal tun, dann würde sie es nicht verstehen.
Sybille auch nicht. Keiner von denen.

Da hast es aufgegeben Dich zu fragen, warum Du diese Menschen anzuziehen scheinst wie ein Magnet. Die simple Wahrheit ist wohl, dass sie ein Gespür dafür haben, wer verletzlich und mitfühlend ist und sich im Zweifelsfall aus lauter Gutmütigkeit ausnützen lässt. Oder aus Verzweiflung …

Da kam diese E-Mail aus Italien von der Freundin einer Freundin. Du kennst die Frau kaum, hast sie zwar mehrfach gesehen, ein paar Worte mit ihr gewechselt. Du fandest sie nett und durchaus nicht unsympathisch. Aber das war es dann auch. Da ist nichts wirklich Verbindendes zwischen Euch. Du weißt nicht viel über ihr Leben, nur dass sie nicht mehr arbeitet, offensichtlich wohl versorgt ist und in einer festen Beziehung lebt. Und dass sie an Depressionen leidet. Dann plötzlich diese Nachricht über das Internet, nach jahrelangem Schweigen, völlig unverhofft: „Halt mich. Nimm mich in den Arm. Gib mir Hoffnung!“

Ein Hilferuf. Und Deine Reaktion war zu denken „Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, um sich in dieser Art an einen eigentlich doch Fremden zu wenden und um Hilfe zu bitten?“
Ja, das ist wohl Verzweiflung. Deshalb war Dein erster Impuls auch sofort zu helfen. Aber wie, wenn Du doch gar nichts über diesen Menschen weißt? Da sind doch andere, die ihr näher stehen, die sie kennen, die sie lieben. Wenn die nicht helfen können, was solltest Du dann tun können?

Du hast mit Fragen geantwortet und mit der Zusicherung zu helfen, wenn es da etwas gibt, das Du tatsächlich tun kannst. Es kam nie eine Antwort.

Danach hast Du Dich allerdings gefragt, ob das richtig war. So wie Du nichts über sie weißt, weiß sie auch nichts über Dich …. und will es wohl auch nicht. Du sollst etwas für SIE tun, wie es Dir selbst geht, ist ihr egal.
Ja, das ist Verzweiflung. Aber ist es nicht auch eine Form der Verzweiflung, wenn ein Mensch glaubt, sich selbst immer wieder hinten anstellen und zuerst für alle anderen da zu sein zu müssen, damit sie ihm Aufmerksamkeit schenken? Das war Deine persönliche Art der Verzweiflung, über lange Jahre, ja über Jahrzehnte hinweg. Das hat Dich all die Zeit zu einem leichten Ziel gemacht. Aber – Gott sei Dank! - nie zu einem Opfer, nicht einmal dem Deiner selbst.

Aber das ist jetzt vorbei. Du hast gelernt, Deinen eigenen Wert zu erkennen, spät zwar, aber immerhin. Du hast gelernt zu allen, die nur nehmen aber nie geben, laut und vernehmlich „Nein“ zu sagen. Wie zu Sybille, die jetzt den Rückzug antritt.

Sie weiß nicht, dass sie von einer Liste gestrichen wurde, erst recht nicht von welcher. Aber sie hat recht: Mit Dir IST nicht gut Kirschen essen, nicht für Leute wie sie. Daher befindet sie sich nun nicht mehr auf der Gästeliste für das kleine Sommerfest, dass zu planen Du Dir vorgenommen hast. Eine Feier für echte Freunde.

Bis jetzt hattest Du noch kein Motto dafür, das hat sich jedoch gerade geändert. Du wirst es das „Gut-Kirschen-Essen“ nennen. Erstens magst Du Kirschen sowieso, zweitens erscheint es Dir – angesichts des gerade von Sybille bemühten geflügelten Wortes – überaus passend. Trotzdem hast Du nicht das Gefühl, ihr für diese Inspiration dankbar sein zu müssen.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Kirsch - Amaretto - Likör

Rezept für 1 Portion
Zutaten

2 Liter Kirschsaft
1 Vanilleschote(n), das Mark davon
1 Schuss Zitronensaft
500 g Rohrohrzucker
1 Flasche Schnaps (Korn)
1 Flasche Amaretto

Zubereitung:

Kirschsaft, Vanillemark, Zitronensaft und den Rohrohrzucker in einen großen Topf geben. Einmal kräftig aufkochen lassen, damit sich der Rohrohrzucker schön auflöst. Danach das Ganze gut abkühlen lassen und anschließend mit dem Korn und dem Amaretto mischen. In vorbereitete Flaschen abfüllen.

Ergibt ca. 4 Flaschen und kann sofort verzehrt werden. Der Likör ist sehr lange haltbar und schmeckt am besten gut gekühlt, pur oder aber auch als Mischgetränk.

Die angegebene Zeit ist ungefähr und ohne die Abkühlzeit gerechnet.

Arbeitszeit: ca. 30 Min.

Kirsch - Coco

Rezept für 2 Portionen
Zutaten

200 ml Saft (Kirschnektar)
2 cl Kokossirup
2 cl Limettensaft
Kokosraspel

Zubereitung:

Den Kirschnektar, den Kokossirup und den Limettensaft mit einigen Eiswürfeln in einen Shaker geben und schütteln. Den Rand eines Cocktailglases mit Zitronensaft anfeuchten und in die Kokosraspeln tauchen. Drink hineingießen und mit Kirschen garniert servieren.

Arbeitszeit: ca. 5 Min.

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