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Liebe geht DOCH durch den Magen: Muttertag mit Mustermanns

Archivmeldung vom 10.05.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Geschwisterliche Rivalität ist eine Sache, aber wenn man eine Schwester hat, die schlichtweg perfekt ist, kann man sich Einpökeln lassen … Aber: Gibt es denn perfekte Menschen?

Dann ist es also wieder einmal soweit. Wie schnell doch ein Jahr vergeht! Nun, bitte, denkst Du Dir … und es ist ja nur ein Tag. Eigentlich sind es sogar nur ein paar Stunden. Doch es kommt Dir immer länger vor.
Das liegt zum einen daran, dass Du keine Rituale magst und schon gar nicht solche, die Deine Sippe gemeinsam zelebriert, auch wenn sie nun kleiner geworden ist. Da ist jetzt nur noch Eure Mutter, da ist Deine Schwester … oder besser: da sind die Sesebrauns, da es Anna bereits seit Jahren nur noch in der Familienpackung gibt … und da bist Du, geschieden und die meiste Zeit über kinderlos.

Ja, so ist das. Es wäre alles einfacher, wenn Du Dich nicht wie eine Versagerin fühlen würdest. Deine Ehe ist gescheitert, Dein Sohn hat nicht ein Gen in seinem Körper, das ihn in irgendeiner Weise dazu verleiten würde, Interesse an den Feiern Eures Clans zu entwickeln.
Anna hingegen führt die Musterehe mit diesem entsetzlich netten und schrecklich verständnisvollen Hans-Dieter, der so zauberhaft ist und so erfolgreich, dass es Dir davon übel werden kann. Der Vorzeigemann Deiner Vorzeigeschwester … und beide führen zusammen mit ihren wohlgeratenen Vorzeigekindern ein Vorzeigeleben.
Familie Mustermann ist keine Erfindung für Plakate, auf denen für neue Personalausweise mit biometrischem Schnickschnack geworben wird. Familie Mustermann existiert und Du bist mit Ihnen blutsverwandt. Aber da hören die Beziehungen auch schon auf – und Ähnlichkeiten gibt es ohnehin nicht zwischen Dir und ihnen, wohl weder in lebendigem, noch in totem Zustand.

Daher gehst Du ihnen aus dem Weg. Was die meiste Zeit über blendend funktioniert. Wenn es denn den Muttertag nicht gäbe.
Du könntest Dich krank stellen. Du könntest allen Ernstes Deine Mutter anrufen und ins Telefon keuchen, dass Du fürchterlich erkältet bist und Du willst doch niemanden anstecken, schon gar nicht Philippa, die doch so sehr zart ist und empfindlich.
Nicht dass Du Deiner Nichte in irgendeiner Form Böses wünschen würdest – aber es ist auch nicht so, dass Du Dir ihretwegen ein Bein ausreißen könntest. Das spielt aber auch sowieso keine Rolle, denn es hat gar keinen Sinn, Deiner Mutter etwas vormachen zu wollen. Das hat schon nicht funktioniert, als Du ein Kind warst. Sie hatte immer gewusst, ob es Dir wirklich schlecht gegangen war oder nicht. Sich um eine Klassenarbeit zu drücken, das hatte nie geklappt. Warum konntest Du diese Eigenschaft nicht erben?
Es gelingt Dir nicht einmal festzustellen, ob Dein Sohn Boris Fieber hat, wenn Du ihm die Hand auf die Stirn legst. Deine Mutter musste Dich gar nicht berühren. Ihre Augen waren irgendwie mit einem eingebauten Thermometer ausgestattet. Sie konnte nicht nur sehen, ob die Körpertemperatur eines Menschen höher war als normal, sie konnte auch ziemlich gut schätzen, wie viel sie zu hoch war.

Vermutlich kann Anna das auch. Bestimmt kann sie das. Anna ist schließlich perfekt. So war sie bereits zur Welt gekommen, ist es noch immer und hat diese Eigenschaft sogar an ihre Kinder Maximilian und Philippa weitergegeben. Du würdest Dich nun wieder davon überzeugen können …

„Was soll ich denn mitnehmen?“ Das war in jedem Jahr eine schwierige Frage vor dem anstehenden Muttertag. Denn egal, wofür Du Dich entschiedest, Anna hatte etwas Besseres. Eure Mutter versuchte natürlich, sich nichts anmerken zu lassen. Doch es war offensichtlich: Es gab einen deutlichen Unterschied zwischen der Art, wie sie mit Deinem Geschenk umging und der, wie sie Annas behandelte. Deines wurde beiseite gestellt, Annas landete irgendwo an einem strategisch günstigen Punkt, wo man es ständig sehen und vielleicht auch noch berühren konnte, ganz zufällig, im Vorbeigehen.
Oder es wurde, wenn es etwa ein Kuchen oder eine Torte war, auf das feine Porzellan gepackt, während Dein Gebäck in einer Plastikdose verschwand - „für später“ - und dann nie mehr gesehen, mit ziemlicher Sicherheit auch nicht gegessen wurde.

Du bist es leid. Keine großen Ausgaben mehr, kein Aufstand.

„Nimm doch was aus dem Garten“, hatte Boris gesagt und sich dann wieder die Stöpsel in die Ohren gesteckt, um sich endgültig dem selbst zugefügten Schicksal der Schwerhörigkeit zu überlassen.
Mitunter hatte er ganz gute Ideen, wenn er sich denn dazu herablassen konnte an Deinem Ende der Realität Anteil zu nehmen.

Also hattest Du aus dem Garten (eigentlich mehrere Blumenkästen und -töpfe auf dem Balkon) ein kleines Gebinde aus Kräutern zusammengestellt und es in eine weiße Serviette mit Spitzen eingewickelt. Es sah irgendwie nett aus, appetitlich und unschuldig – freundlich. Das, da warst Du Dir sicher, hätte auch Rotkäppchen in seinem hübschen kleinen Korb der Großmutter mitnehmen können.

Doch Du bist nicht Rotkäppchen und Du besuchst nicht Deine Großmutter. Das wird Dir spätestens in dem Augenblick klar, als Du Deinen Kräuterstrauß in dem leeren Senfglas am Ende der Anrichte stehen siehst und Annas Blumengebinde in einer gläsernen Art-Déco-Vase auf dem Esszimmertisch Deiner Mutter thront.
„Zwei Schwestern, ein Gedanke“, hatte Deine Mutter gesagt und damit darauf angespielt, dass Ihr beide etwas aus dem Garten gebracht hattet. Nur Anna hatte WIRKLICH einen Garten, in dem natürlich die wunderschönsten Blumen in Hülle und Fülle wuchsen (man hätte sagen können: wucherten, wenn man ihre Zahl betrachtete, aber das würde einen völlig falschen Eindruck machen, denn Annas Garten ist selbstverständlich perfekt und in einem perfekten Garten wuchert nichts).

Dann sitzt Ihr alle im Esszimmer. Maximilian spielt auf dem Klavier und seine Schwester tanzt dazu. Sie nimmt Ballettunterricht und tanzt immer – IMMER. Sie ist zart und niedlich und ein gar hinreißendes Elfchen. So perfekt wie ihre Mutter. Unausstehlich!

Schließlich besteht Deine Mutter darauf, vor dem Kaffeetrinken müsse noch ein wenig körperliche Ertüchtigung sein und schickt Euch alle in den Garten, während sie weiterhin darauf besteht, persönlich und allein den Tisch vorzubereiten – schließlich seid Ihr ihre Gäste und papperlapapp!

Der Garten ist groß. Du willst die Sesebrauns hinter Dir lassen und Deine Ruhe haben. Warum bist Du eigentlich gekommen? Weil es Tradition ist? - Naja, auch deshalb. Vor allem aber, weil es das erste Jahr ist ohne Euren Vater. Du hattest gedacht, Du könntest Deine Mutter nicht allein lassen. - Allein? Wie kann ein Mensch allein sein, wenn Anna und ihre Familie in der Nähe sind?

Wie Du zu Deinem Missvergnügen feststellen musst, als Du einen Busch umrundest, bist Du nun auch nicht allein. Anna ist da. Sie tut gerade etwas Unerhörtes …

„Du rauchst?“ fragst Du und das ist nicht besonders klug, denn es ist offensichtlich.
„Willst du auch?“ Sie hält Dir die Packung hin.
„Nein, danke. Hab' ich nie gemocht.“
„Ist auch besser. Fang's gar nicht erst an“, sie winkt ab.
„Besser du lässt es Mutter nicht wissen ...“, mutmaßt Du. Deine Schwester sieht Dich an, als wärst Du nicht ganz bei Trost.
„Hör auf. Vor Mutter kann man nichts verbergen. Das solltest du doch wissen. Aber Dieter muss es nicht sehen. Er kann's nicht leiden“, dabei verzieht sie etwas das Gesicht.

Du weißt nicht recht, was Du sagen sollst. Das passt irgendwie alles nicht in Dein Bild der perfekten Familie. Also bleibst Du stumm, was Anna dazu motiviert, weiterzureden: „Dabei … wenn es nicht wegen ihm wäre, hätte ich vielleicht längst ...“
Was sie vielleicht getan hätte, bleibt ihr Geheimnis. Sie verstummt, nimmt einen tiefen Zug aus der Zigarette, zuckt die Schultern, wirft dann den Glimmstengel ins Gras und zertritt ihn, als wollte sie ihn zu Atomen zerkrümeln.

„Das war 'ne tolle Idee mit den Kräutern“, fährt Anna schließlich fort, „wo Mutter so gern kocht. Hätte ich auch drauf kommen können.“
„Du hast so einen tollen Blumenstrauß ...“, willst Du einwenden, aber sie hebt abwehrend die Hände.
„Hallo-o-o!“, sagt sie, „Ich bin gelernte Floristin. - Vergessen? Das ist nichts Besonderes. Und irgendwie auch nichts Persönliches. Du hattest schon immer die besseren Geschenke.“

Dir ist nicht ganz klar, wie Du Dich in diesem Moment fühlst und Du weißt vor allem nichts darauf zu erwidern.

Du kennst diese Frau vor Dir nicht. Das ist nicht die perfekte Anna Sesebraun mit der perfekten Familie. Das ist ein Mensch. Einer, den kennenzulernen Du seit Jahren versäumt hast. Es ist Zeit, das endlich nachzuholen.

„Was ist mit Dir? Du kochst doch bestimmt auch gern … und gut.“
Anna zuckt noch einmal die Schultern. „Nicht so wie Mutter.“
„Niemand kocht wie Mutter. - Kannst du ein paar Kräuter gebrauchen? Wo die herkommen, die oben in der Küche stehn, gibt’s noch mehr.“

Sie lächelt. Im gleichen Moment hört Ihr Eure Mutter rufen. Anna geht auf Dich zu und legt den Arm um Deine Schulter, dann geht ihr zusammen zum Haus … wie Schwestern, perfekte Schwestern.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Gebackener Spitzpaprika gefüllt mit Kräuter - Schafskäsecreme

Rezept für 2 Portionen
Zutaten

500 g Spitzpaprika
200 g Schafskäse
100 ml Sahne
2 EL Olivenöl
1 EL Thymian, frisch, fein gehackt
1 EL Oregano, frisch, fein gehackt
1 EL Petersilie, frisch, fein gehackt
1 Zehe/n Knoblauch, fein gehackt
etwas Chilipulver
Meersalz und schwarzer Pfeffer, nach Geschmack
6 Cocktailtomaten

Zubereitung:

Den Schafskäse mit einer Gabel zerdrücken und mit Sahne, Olivenöl, Knoblauch und den Kräutern zu einer sämigen Creme verrühren. Mit Chili, Salz und Pfeffer abschmecken.

Die Spitzpaprika längs von oben nach unten und oben ca. 2 cm quer einschneiden, so dass man sie aufklappen und die Kerne entfernen kann. Mit der Schafskäsecreme füllen. Von den Cocktailtomaten oben den Strunk entfernen, über Kreuz leicht einschneiden und etwas salzen. Die Spitzpaprika und die Cocktailtomaten in eine mit Olivenöl gefettete, feuerfeste Form geben und noch etwas mit Olivenöl beträufeln.

Das Gemüse bei 200°C Ober-/Unterhitze im vorgeheizten Ofen ca. 40 Minuten garen.

Dazu passt frisches Baguette oder Ciabatta.

Arbeitszeit: ca. 20 Min.

Vegane Kohlrouladen

Rezept für 4 Portionen
Zutaten

4 Blätter Rotkohl, Weißkohl, oder Wirsing, große
100 g Tofu, gehackt
100 ml Gemüsebrühe
2 EL Haferflocken, kernige
2 EL Kräuter (Salatkräuter), getrocknete
1 EL Tomatenmark
1 Stück Ingwerwurzel, ca. 1-2 cm
evtl. Meersalz
etwas schwarzer Pfeffer
etwas Öl, zum Braten
300 ml Gemüsebrühe
150 ml Rotwein, für Rotkohl, sonst Weißwein, vegan
1 EL Tomatenmark
1 Bund Suppengrün (Lauch, Sellerie, Möhren)
etwas schwarzer Pfeffer
etwas Meersalz 

Zubereitung:

Da sich meine Schwester vegan ernährt, brauchte ich eine Alternative zu meinen Rinderrouladen an Weihnachten und habe diese veganen Kohlrouladen "erfunden". Sie haben sehr gut geschmeckt.

Tofu sehr fein hacken oder fertiges Tofuhack verwenden. Tofu, 100 ml Gemüsebrühe, Kräuter (ich habe getrocknete Salatkräuter mit Petersilie, Schnittlauch genommen), Haferflocken und 1 EL Tomatenmark vermengen. Mit geriebenem Ingwer, Salz und Pfeffer abschmecken.
Füllung über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen

Am nächsten Tag Kohlblätter vorsichtig vom Kopf lösen, waschen und in Salzwasser bissfest blanchieren. Sie sollen so weich sein, dass man sie gut rollen kann.
Die Füllung in 4 Teile teilen und die Blätter damit füllen. Beim Rollen die Seite umklappen und mit einrollen, damit nichts herausfällt. Die Päckchen mit einem Zahnstocher oder Schnur fixieren.

Das Suppengemüse schälen, waschen und in kleine Stücke schneiden.

Die Rouladen in etwas Öl anbraten und dann aus der Pfanne in einen Topf legen. Im selben Fett das Suppengemüse leicht anbraten und mit der Gemüsebrühe und dem Wein ablöschen. Das Tomatenmark hinzufügen und alles zu den Rouladen in den Topf geben.
Nun alles ca. 60 min bei mittlerer bis schwacher Hitze schmoren.

Nach der Garzeit den Sud abschmecken und ggf. mit Pfeffer und Salz nachwürzen. Die Rouladen vorsichtig aus dem Topf nehmen, damit sie nicht auseinander fallen.
Nun kann man entweder den Sud mit dem Gemüse so lassen (so hat es sich meine Schwester gewünscht), ihn etwas mit Soßenbinder andicken oder auch das Suppengemüse passieren und eine Soße ohne Gemüsestückchen machen.

Bei uns gab es dazu Rotkohl und Klöße.

Arbeitszeit: ca. 45 Min.

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