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Liebe geht DOCH durch den Magen: Wo ist Fink?

Archivmeldung vom 28.06.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Wie befinden uns mitten im Zeitalter der Kommunikation. Das ist an vielen Stellen durchaus erfreulich, hat aber auch seine Schattenseiten. Dochselbst aus denen kann man das Beste machen, wenn man Glück hat … und außerdem Stift und Papier zur Hand.

Wo ist Fink? - Die Frage scheint nicht nur berechtigt, sondern ihre Beantwortung irgendwie sehr dringlich und wichtig zu sein, andernfalls wäre ihre Wiederholung im Viertelminutentakt kaum zu rechtfertigen.
Du kennst Fink nicht. Inzwischen tut er Dir aber leid. Die Stimme, die nach ihm fragt, wird immer ungehaltener und nervöser.
Offensichtlich ist Fink einfach nicht da. Vielleicht ist er im Urlaub. Vielleicht ist er krank. Beides wäre vermutlich sein gutes Recht.
Du stellst ihn Dir als einen überaus anständigen, ja geradezu peniblen Menschen vor, ein wenig mäuseartig vielleicht. Jedenfalls ein Mann, der nicht einfach verschwindet, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Nein, Du bist sicher, Fink hat sich ordnungsgemäß abgemeldet, hat möglicherweise einen Urlaubsantrag gestellt, schon vor Monaten, hat während der letzten zwei Wochen bei passenden Gelegenheiten immer wieder darauf hingewiesen, dass sein Urlaub bevorsteht … bloß hat ihm keiner zugehört, da er einer von denen ist, die immer still ihre Arbeit verrichten, die gute Arbeit leisten, doch damit nicht herumlaufen und prahlen. Sie tun es schon allein deswegen nicht, weil sie von sich selbst nichts anderes erwarten, als ihr Bestes zu geben und so ist es für sie nicht der Rede wert. Außerdem haben sie keine Zeit für Lobeshymnen über die eigene Person. Schließlich haben sie zu tun.

Ja, so einer ist Fink, davon bist Du felsenfest überzeugt. Einer der zu gut ist für diese Arbeitswelt, einer von denen, ohne die alles zusammenbricht … wie man nun hören kann … deren Wert aber trotzdem nie geschätzt und anerkannt wird.

Jetzt ist mit einem Mal Ruhe. Das heißt: Das Gespräch ist beendet und das Fahrgeräusch des Zugs macht sich hörbar. Ein seltsam unmelodisches, dumpfes Klappern, das so klingt, als wären einige Kinder mit Topfschlagen beschäftigt … große, schwere Töpfe aus Gußeisen, wie die, mit denen Deine Mutter früher in der Küche hantierte.
Früher klangen Züge anders. Früher waren Regionalbahnen auch nicht doppelstöckig. Du sitzt auf einem Einzelplatz, oben, ganz hinten und irgendwo schräg unter Dir muss dieser aufgeregte Mensch sein, der sich über Finks Abwesenheit nicht beruhigen wollte. Ein unangenehmer Choleriker, das konntest Du an der Stimme hören.

Ja, früher … Da musste man nicht an allen x-beliebigen Orten anderen Menschen dabei zuhören, wie sie offenbar an den geringsten Herausforderungen ihres Lebens scheitern, wie sie nicht in der Lage sind, im Voraus zu planen oder Entscheidungen zu treffen und deshalb die Finks dieser Welt so dringend benötigen … oder ihre Freundin oder Frau, die ihnen im Supermarkt per Telefon erklärt, was sie kaufen sollen und wo sie es finden.
Verstehen Menschen eigentlich nicht, wie sehr sie sich damit entblößen? - Offenbar nicht.

Ein kleiner Ort verschwindet draußen in der grünen Ungewissheit eines frühen und etwas trüben Sommerabends auf dem Land.

Früher, so erinnerst Du Dich, fuhren auch ganz andere Menschen mit der Bahn. Man konnte immer die Gelegenheitsreisenden erkennen an ihren gut eingewickelten kleinen Fresspaketen: Leberwurstbrote und hartgekochte Eier.

Da ist wieder das Geräusch eines Telefons, diesmal irgendwo schräg vor Dir. Es ist kein Klingeln und es ist keine Melodie, sondern eine Mischung aus Kindergeschrei und Hundegebell. Das lässt das Schlimmste erahnen …

„Hallo …!“ ruft eine Frauenstimme. „Hallo, Schatz. - Hörst du mich? … Ich höre dich gut. - Wie? - Hallo …?“
Ein kurzer Augenblick der Stille. Aber Du freust Dich zu früh.
„Hallo? - Ja, ich höre dich gut. Hörst du mich denn … Hallo? … Wenn du mich nicht … Was? … Wenn du mich nicht hörst … Hallo? … Ich leg' jetzt auf. Du … Ich mach' jetzt Schluss und ruf dich an. Ja? … Hörst du?“
Stille.

Blonde Haare. Aber nicht hell- oder dunkelblond, sondern mehr dieses ocker-artige schmutzigblond. Diese Frau hat blonde Haar, irgendwie wuschelig. Sie klingt wie jemand, der blond ist und Blumenampeln aus Makramee herstellt und einen Gemüsegarten im Blumenkasten hat mit kleinen getöpferten Vögeln zwischen den Pflanzen.
Du streckst Dich ein wenig, aber hinter den hohen Sitzlehnen kannst Du nichts erkennen, also weißt Du nicht, ob Deine Vorurteile an irgendeiner Stelle tatsächlich mit der Realität übereinstimmen.

„Hallo, Schatz!“ Da ist ihre Stimme wieder, ganz unvermutet. „Hörst du mich jetzt? … Hallo? … Nein … Hallo? Hallo? Bist du noch da?“
Erneut Stille.

Wieso glauben heutzutage alle Leute, ihre Mitmenschen wäre daran interessiert, ihr langweiliges Leben mitzubekommen?
Früher hat man sich darüber aufgeregt und im Zweifelsfall sogar dagegen geklagt, wenn andere sich in die eigene Privatsphäre eingemischt haben. Heute wird sie jedem aufgenötigt, überall per Telefon und im Internet in all den sozialen Netzwerken. Warum kann man nicht dagegen klagen? Das ist doch eine Form kommunikativer Umweltverschmutzung …

Das Schreien und Kläffen des Telefons der vermeintlichen Blondine reißt Dich aus der schönen Hetztirade, die Du Dir gerade in Deinem Kopf gönnen wolltest.

„Hallo Schatz!“
Nein, denkst Du, nicht schon wieder! Und Dein Stoßgebet wird erhört. Die Frauenstimme wird etwas leiser.
„Ach, du bist's. Ich dachte, es wäre Jochen. - Nein, er hat versucht mich anzurufen, aber die Verbindung ist wirklich mies. - Hm? - Nee, kann ich nicht. - Du ich hab' mir überlegt … Hm? … Nee, du … Ich will was mit Pilzen machen. Champignons.“

Auch das noch.

„Nee, du, pass' auf ...“

Du holst einen Block aus der Tasche und einen Stift. Nur für alle Fälle … aber das, was Du da hörst, klingt wirklich gut.
Also schreibst Du mit. Das ist nur gerecht. Wenn Dich andere schon damit nerven, dass Du ihnen zuhören musst, kannst Du auch von ihren Rezepten profitieren. Dein Liebster wird sich freuen. Es klingt wirklich lecker. Und er wird seinen Spaß haben, wenn Du ihm beim Essen von der Blondine erzählst … und von Fink.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Champignon - Frikadellen

Rezept für 4 Portionen
Zutaten

500 g Champignons
2 Schalotte(n)
2 EL Öl
1 Brötchen
1/2 Zehe/n Knoblauch
1 Ei(er)
Meersalz
schwarzer Pfeffer
1/2 TL Majoran - Blätter, gehackte
Semmelbrösel
Öl, zum Braten

Zubereitung:

Champignons putzen und mit Küchenpapier abreiben, evtl. abspülen. Danach in feine Würfel schneiden oder hacken. Schalotten abziehen und fein würfeln. Das Öl erhitzen, die Schalottenwürfel darin glasig dünsten lassen, die Pilzwürfel dazugeben und kurz andünsten. Das Brötchen in Wasser einweichen, gut ausdrücken. Knoblauch abziehen, fein hacken und mit den gedünsteten Champignons, Brot und Ei gut verkneten. Mit Salz/Pfeffer und Majoranblättchen würzen. Aus der Masse Frikadellen formen und in Semmelbröseln wenden. Öl in der Pfanne erhitzen und die Frikadellen darin von beiden Seiten etwa 8 Minuten knusprig braun braten.

Arbeitszeit: ca. 35 Min.

Antipasti - eingelegte Champignons

Rezept für 8 Portionen
Zutaten

400 g Champignons
1/2 Zitrone(n)
2 Lorbeerblätter
6 Pfeffer - Körner, schwarze
5 Zehe/n Knoblauch
1/2 TL Meersalz mit Kräutern
Olivenöl

Zubereitung:

In einer großen Pfanne 3-4 EL Olivenöl erhitzen, Knoblauchzehen pellen, durchpressen und andünsten. Dann die in dünne Scheiben geschnittenen Champignons mit in die Pfanne geben, gut durchrühren, so dass die Champignons mit dem Knobi vermischt sind. Dann die halbe Zitrone über dem Ganzen ausdrücken, die Pfefferkörner und die Lorbeerblätter dazugeben. Die Champignons ziehen dann ordentlich Wasser und werden so lange ohne Pfannendeckel gedünstet, bis das Wasser verdunstet ist (ca. 30 Minuten). Dann die Champignons mit den restlichen Zutaten in ein Einmachglas, soviel Olivenöl aufgießen, bis alles bedeckt ist und abkühlen lassen.
Das ganze ist im Kühlschrank ca. 14 Tage haltbar und schmeckt am besten nach einer Marinierzeit von 24 Stunden.

Arbeitszeit: ca. 20 Min.

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