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Verbraucher lassen sich nicht vergoogeln

Archivmeldung vom 25.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In zehn Jahren werde es nach Einschätzung von forward2business-Leiter Sven Gábor Jánszky normal sein, dass wir intelligente Software-Assistenten besitzen, die unser Verhalten tagtäglich beobachten, daraus ein Profil bilden und unsere Daten weitergeben.

„Der Nutzen liegt auf der Hand: Bessere Fernsehprogramme, bessere Musik im Radio, interessante Nachrichten und passende Werbung. Den Nutzen gibt es sogar in ärgerlichen Situationen: Wir rechnen damit, dass bei 80 Prozent der Call Center-Anrufe der Grund des Anrufes schon vorausgesagt werden kann und entsprechend geholfen wird. Unternehmen werden diese vom Konsumenten zu Verfügung gestellten Daten lieber nutzen als die veralteten Massendatenbanken. Wenn Sie im Jahr 2020 überall und jederzeit mit dem Internet verbunden sind, werden Sie schnell feststellen, dass Sie die Komplexität nicht überschauen und nicht sinnvoll im Griff haben. Wir werden sehr dankbar sein über eine Technologie, die anhand unserer Daten und unserer automatisch analysierten Bedürfnisse das Interessante für uns aus dem Internet holt“, meint Jánszky.

Eine Gefahr für den Datenschutz sieht er nicht: „Unsere Vorstellungswelt zu diesem Thema ist 25 Jahre alt. Es war die Zeit der Volkszählung und des Kampfes der Bürger gegen einen als allmächtig und unheimlich empfundenen Staat. Seitdem hat sich unsere Gesellschaft grundlegend gewandelt. Statt unsere Daten zu verstecken schreiben wir heute täglich in Twitter oder XING wo wir gerade sind und was wir gerade tun, nutzen selbstverständlich die Payback-Card, Kreditkarten und Google, obwohl wir genau wissen, dass unsere Daten hier gespeichert werden“, sagt der Trendforscher aus Halle an der Saale. Die Bürger werden sich bewusst werden, dass ihre Daten einen wirtschaftlichen Wert haben. „Wir werden unsere Daten jenen Unternehmen freigeben, denen wir vertrauen und die am meisten dafür zahlen. Vertrauen wird das wichtigste Wirtschaftsgut“, glaubt Jánszky.

Datenschutzskandale würden sich auch durch strengere Gesetze nicht eindämmen lassen. „Kriminelle wird es wie überall auch hier weiterhin geben. Aber dafür haben wir Gesetze und Strafverfolgungsbehörden. Die gibt es und die brauchen wir auch weiterhin. Was wir nicht mehr brauchen ist der übertriebene Regulierungswahn der Datenschützer. Wir sind kein Volk von Naivlingen, das vor sich selbst beschützt werden muss“, führt Jánszky weiter aus. Die Debatte um den Datenschutz bei der Einführung von Google Chrome habe deutlich gezeigt, dass sich Verbraucher nicht vergoogeln lassen, ergänzt Renatus Zilles, Vorsitzender der Geschäftsführung von NEXT ID in Bonn. „Wer sich heute als mündiger Verbraucher in der Medien- und Informationsgesellschaft bewegt, weiß um den besonderen Wert seiner persönlichen Daten. Er entscheidet selbst, wie viel er bereit ist, von sich preiszugeben um von Angeboten zu profitieren, die für Ihn relevant und nützlich sind. Denn je mehr Kunden und Unternehmen voneinander wissen, desto effizienter können sie in einen interaktiven Dialog treten, von dem beide Seiten profitieren“, sagt Zilles gegenüber NeueNachricht.

Der Wunsch vieler Konsumenten nach einer Personalisierung von Unterhaltungsangeboten, Diensten und Produkten lasse sich in den meisten Fällen nur über die Weitergabe und Verwendung von Nutzerprofilen erfüllen: „Wir können nicht das eine ohne das andere haben. Besonders die Beziehung zwischen Konsument und Medienwirtschaft wird noch stärker als bisher auf diesem Tauschgeschäft beruhen. Entertainment und Content werden mit der Preisgabe persönlicher Informationen bezahlt. Entscheidend dabei ist, dass für den Kunden der Nutzen aus diesem Geschäft überwiegt, Leistung und Gegenleistung zumindest im Einklang stehen“, so Zilles weiter.

Dafür müssten endlich zeitgemäße regulatorische Rahmenbedingungen im Datenschutz geschaffen werden, die dieses neue Verhältnis zwischen Verbraucher und Unternehmen berücksichtigen. Die richtige Balance zwischen notwendigem Verbraucherschutz und berechtigten wirtschaftlichen Interessen sei bislang noch nicht gefunden worden. Die ersten Ergebnisse des Datenschutzgipfels von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble würden in die falsche Richtung gehen. Auch der Bundesverband des Versandhandels (BVH) kritisiert die Pläne der Bundesregierung. Die von der Politik favorisierte Einwilligungslösung zur Nutzung und Weitergabe von Kundendaten werde nicht zur Bekämpfung von kriminellem Datenklau beitragen. „Die jetzige Diskussion ist vergleichbar mit der Forderung, das Vermieten, Verleihen und Leasen von Autos zu verbieten, um den Autodiebstahl einzudämmen. Statt über neue Regelungen sollten wir über eine bessere sachliche Ausstattung der Datenschutzbehörden nachdenken, damit diese ihre Aufgaben erfüllen können“, moniert BVH-Justiziar Dr. Peter Rheinländer. Die Nutzung von Kundendaten sei essentieller Bestandteil von Versandhandelskäufen. Nur wenn die Adresse eines Kunden gespeichert und verarbeitet werde, könne der Kauf überhaupt abgewickelt werden.

Quelle: medienbüro.sohn

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