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Twitter weiß, wo du wohnst

Archivmeldung vom 21.08.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.08.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Einbrecher: freuen sich über Adressen von Twitter-Usern. Bild: pixelio.de, Rike
Einbrecher: freuen sich über Adressen von Twitter-Usern. Bild: pixelio.de, Rike

Die Internetseite sammelt Tweets von Usern, die von zuhause aus twittern und entblößt deren Wohnorte, samt Google-Streetview-Foto, falls verfügbar. Die Webseite stöbert dabei mittels Twitters Such-Programmierschnittstelle nach Tweets, die Standortdaten liefern und Hinweise enthalten, dass der User sich zuhause aufhält. Die Entwickler wollen mit ihrem Projekt darauf aufmerksam machen, welche Informationen die Nutzer sozialer Medien unwissentlich über sich preisgeben. Die Adressen und Usernamen der Twitteranten werden auf der Seite teilweise zensiert und sind jeweils nur eine Stunde lang zu sehen.

"Soziale Medien und Apps ermöglichen in Kombination mit Smartphones einen Ge- und Missbrauch von Geodaten in unglaublichem Ausmaß. Das sollte sich mittlerweile aber herumgesprochen haben. Wir müssen von der Aha-Phase weg und zur Tat schreiten. Die Politiker sind gefordert, Regelungen zu schaffen. Die User sind nicht schuld an den Datenlecks, denn sie können und müssen nicht verstehen, wie die Technik funktioniert. Eine Prüfstelle für Software könnte dabei helfen solche Probleme in den Griff zu bekommen", sagt Hans Zerger von der ARGE gegenüber pressetext.

Derzeit gesperrt

WeKnowYourHouse übersetzt die Koordinaten, die vielen Tweets beiliegen in für Menschen verständliche Adressen und kombiniert sie mit einem Google-Streetview-Foto, sofern der Dienst für die jeweilige Wohngegend verfügbar ist. Anfänglich wurden die Adressen über den Twitter-Account von WeKnowYourHouse verbreitet, derzeit ist der Account allerdings durch Twitter gesperrt. Laut den Betreibern des Projekts wollten sie mit den Tweets die betroffenen Menschen über ihre laxen Sicherheitsmaßnahmen informieren, indem sie die Adressen als Retweets der verräterischen Mitteilungen verschickten.

Twitters Antispamfilter hat diese Vorgehensweise allerdings nicht für gut befunden und den Account automatisch gesperrt. Mit dem Inhalt der Tweets hat die Aussetzung des Profils laut den Betreibern nichts zu tun, Twitter hat sich bisher nicht zu dem Fall geäußert. Da die Namen und Adressen der betroffenen User auf WeKnowYourHouse nicht vollständig angezeigt werden, sind die Opfer laut den Betreibern nicht gefährdet. Die Entwickler wollen lediglich aufzeigen, dass andere Personen dieselbe Technik nutzen könnten, um Twitter-User zu stalken oder Einbrüche zu planen.

Zweifelhafter Nutzen

Ob die Bloßstellung tatsächlich eine Verhaltensänderung bei den Nutzern bewirkt, ist zu bezweifeln. Ähnliche Projekte, die versuchten, die Datenlecks der Social-Media-Accounts aufzudecken, sind meist schnell wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Die Internetseite pleaserobme.com, die Anfang des Jahres für Aufmerksamkeit sorgte, verfolgte dieselben Ziele wie WeKnowYourHouse, griff aber auf Standortdaten von Foursquare zurück.

Die unschuldigen Opfer solcher Pranger-Aktionen geben die betreffenden Daten meist unwissend weiter und können eigentlich nichts für die Datenlücken. Im Falle von WeKnowYourHouse hält sich der Schaden noch in Grenzen, Apps wie GirlsAroundMe bieten aber tatsächlich Missbrauchspotenzial. Die Debatte über Datenschutz im Netz erhält durch Projekte wie WeKnowYourHouse aber zumindest kurzfristig neuen Brennstoff. "Diese Form des Anprangerns macht nur Sinn, wenn es sich um ein neues Problem handelt und die Daten grundrechtskonform aufbereitet werden. Beim alten Hut Geodaten bin ich deshalb skeptisch", so Zeger.

Quelle: www.pressetext.com/Markus Keßler

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