Deutschland hat die mit Abstand höchsten Internetpreise in der EU
Archivmeldung vom 14.03.2025
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.03.2025 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Zugang zu stationärem Breitband-Internet ist einer neuen Erhebung zufolge nirgendwo innerhalb der Europäischen Union (EU) so teuer wie in Deutschland. Zu dem Ergebnis kommt eine Analyse des Preisvergleichsportals Verivox, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten.
Demnach zahlen Internetnutzer in rund jedem zweiten EU-Land für ein 
Megabit rechnerisch nur wenige Cent. Hierzulande hingegen fällt pro 
Megabit ein Euro an. Das ist laut Verivox der mit Abstand höchste Wert 
innerhalb der Europäischen Union.
Am günstigsten sind 
Internettarife mit einem Cent pro Megabit (Mbit) in Rumänien sowie mit 
drei Cent pro Megabit in Polen und der Slowakei. Unterhalb von zehn Cent
 liegen insgesamt 13 Länder, darunter Italien, Frankreich, Spanien und 
Portugal. Der EU-Durchschnittswert liegt bei 18 Cent je Mbit. Die 
Verivox-Auswertung basiert auf Daten des britischen Portals 
Bestbroadbanddeals.co.uk. Aus Deutschland sind insgesamt 37 
Internettarife in die Auswertung eingeflossen.
Die nach 
Deutschland (1 Euro/Mbit) teuersten Länder Österreich und Belgien haben 
der Analyse zufolge einen immer noch vergleichsweise niedrigen 
Megabit-Preis von 35 Cent. Für den Preisvergleich wurden bis zu 40 
Tarife eines Landes heruntergerechnet auf den mittleren Preis für ein 
Mbit.
"Entscheidend ist die Geschwindigkeit, mit der die Daten 
übertragen werden - also der Preis pro Mbit", sagte Jörg Schamberg, 
Telekommunikationsexperte bei Verivox, den Zeitungen der 
Funke-Mediengruppe. "In Deutschland werden langsamere Tarife immer noch 
häufig gebucht", so Schamberg. Diese würden aber nur selten ein 
günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.
Auch mit Blick auf 
die hiesige Kaufkraft sei der durchschnittliche Mbit-Preis in 
Deutschland hoch, so Verivox. Deutschland habe zwar laut Eurostat eine 
überdurchschnittlich hohe Kaufkraft (Platz acht im EU-27-Ranking) und 
sei damit etwa doppelt so stark wie Bulgarien, Griechenland oder 
Lettland. Die Kaufkraft-Werte von Österreich und Belgien lägen hingegen 
sogar über denen Deutschlands. Der Mbit-Preis beider Länder betrage laut
 dem Portal jedoch nur rund ein Drittel des deutschen.
Schamberg 
hat für das relativ hohe Preisniveau für Internet in Deutschland eine 
einfache Erklärung. "Dass die deutschen Anbieter die mit Abstand 
höchsten Megabit-Preise in der EU verlangen, liegt in erster Linie an 
der aus Verbrauchersicht unzureichenden Wettbewerbssituation", sagte er.
 "Obwohl der deutsche Markt seit 1998 liberalisiert ist, hängen auch 
heute noch viele Wettbewerber am Tropf der Deutschen Telekom: Sie kaufen
 deren Vorleistungsprodukte zu festgelegten Preisen ein."
Diese 
Vormachtstellung des Ex-Monopolisten sei auch ein wesentlicher Grund für
 das aus Sicht des Experten "viel zu lange Festhalten an der veralteten 
DSL-Technik". Andere Länder seien beim Umstieg auf Glasfaser deutlich 
weiter, so der Fachmann. Portugal und Schweden hätten praktisch eine 
Glasfaser-Vollversorgung. Deutschland hingegen tue sich schwer: "Der 
hiesige Glasfasermarkt ist zersplittert, Verbraucherinnen und 
Verbraucher sind zunehmend verunsichert", so Schamberg.
Eine neue
 Bundesregierung müsse nun dringend gegensteuern. "Viele Menschen sehen 
mehr Hürden als Chancen beim Umstieg auf Glasfaser - das kann sich 
Deutschland, vor allem im Hinblick auf datenintensive KI-Anwendungen, 
nicht länger leisten", sagte der Experte weiter.
Quelle: dts Nachrichtenagentur


 
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
       
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