Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Vermischtes Sechs Jahre nach Zollitsch-Skandal: Missbrauchsopfer fühlten sich von katholischer Kirche bei Verhandlungen um Geldzahlungen unter Druck gesetzt

Sechs Jahre nach Zollitsch-Skandal: Missbrauchsopfer fühlten sich von katholischer Kirche bei Verhandlungen um Geldzahlungen unter Druck gesetzt

Archivmeldung vom 26.04.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.04.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: momosu  / pixelio.de
Bild: momosu / pixelio.de

Missbrauchsopfer aus dem baden-württembergischen Oberharmersbach kritisieren im Interview mit dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" das Verhalten der katholischen Kirche bei den Verhandlungen um eine freiwillige Geldzahlung zur Anerkennung des erlittenen Leids. So lehnten acht Opfer ein Angebot in Höhe von 20.000 Euro zunächst ab. Danach seien sie von der Kirche unter Druck gesetzt worden. "Es hieß damals, entweder geben wir uns mit 20.000 zufrieden oder wir bekommen halt nichts", sagte das Missbrauchsopfer Raphael Hildebrandt im Interview mit "Report Mainz". Sein Vorwurf wird durch ein "Report Mainz" exklusiv vorliegendes Schreiben der Rechtsanwälte der Erzdiözese Freiburg an den Anwalt von acht Opfern vom 6. Juli 2011 erhärtet.

Darin heißt es wörtlich: "Für den Fall, dass Ihre Mandanten das Angebot, je 20.000 EUR zu leisten, endgültig nicht annehmen wollen, bitten wir um schriftliche Nachricht. In diesem Fall würde unser Mandant den Gesamtbetrag in Höhe von 160.000 Euro dem Präventionsfonds der Erzdiözese zuführen." Daraufhin akzeptierten die Opfer das Angebot der Kirche. Die Erzdiözese Freiburg weist diesen Vorwurf gegenüber "Report Mainz" zurück: "Es gab keine Drohungen oder vergleichbare Äußerungen, vielmehr nur den korrekten Hinweis darauf, dass es sich um freiwillige Leistungen handelt."

Die Opfer kritisieren auch das Verhalten der katholischen Kirche, nachdem die freiwillige Zahlung geleistet wurde. "Man bekommt die 20.000 Euro und dann hört man nichts mehr von der Kirche. Für die ist der Fall abgeschlossen und gut ist", sagte Missbrauchsopfer Gerhard Maier im "Report Mainz"-Interview. Auch Raphael Hildebrandt fühlt sich von der Kirche im Stich gelassen: "Ich warte eigentlich auch bis heute noch drauf, dass sich seitens der Kirche jemand bei uns mal meldet und vor allen Dingen auch mal fragt, wie es uns überhaupt heute damit geht. Und das finde ich schon beschämend, weil seither ist da nichts gekommen." Dazu sagt die Erzdiözese gegenüber dem ARD-Politikmagazin: "Wir sind nach wie vor mit den Opfern im Gespräch, kümmern uns um sie, vermeiden dabei aber eine dauernde Retraumatisierung durch regelmäßige Rückfragen. Einige Opfer nutzen auch aktuell weitere Hilfen: Über die in Aussicht gestellte Erstattung von Therapiekosten hinaus begleiten wir Menschen in Krisen- und Umbruch-Situationen mit unserer Unterstützung."

Beim Oberharmersbacher Missbrauchsskandal gab es 2010 Vertuschungsvorwürfe gegen den damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. Ein Ortspfarrer hatte sich in dem Schwarzwalddorf über Jahre an mindestens 22 Kindern und Jugendlichen vergangen.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte oboe in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige