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Vertreter von Muslimen und Juden lehnen Kompromiss im Beschneidungs-Urteil ab

Archivmeldung vom 30.06.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.06.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: berlin-pics / pixelio.de
Bild: berlin-pics / pixelio.de

In der Debatte über das so genannte Beschneidungs-Urteil lehnen die Vertreter von Juden und Muslimen in Deutschland jeden Kompromiss ab und fordern die Korrektur der Gerichtsentscheidung. "Die Beschneidung ist für den jüdischen Glauben absolut elementar und nicht verhandelbar", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Würde sich die Rechtsprechung des Kölner Landgerichts durchsetzen, dann wäre Deutschland das einzige Land der Welt, in dem Beschneidung verboten wäre", so Graumann.

Der Hofer Rabbiner David Goldberg, einer von vier Mohalim (Beschneider) in Deutschland, nannte in "Focus" das Kölner Urteil "unverschämt" und eine "Einmischung in die Religionsfreiheit." Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland Aiman Mazyek sagte dem Magazin, seine Organisation prüfe gerade, "einen Präzedenzfall zu schaffen", um die Frage der rituellen Beschneidung über den Instanzenweg vor das Bundesverfassungsgericht zu bringen.

Unterstützung erhalten beide von dem SPD-Politiker Reinhold Robbe, dem Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. "Wenn dieses Urteil Bestand hat, dann haben wir wirklich ein Problem", so Robbe zu "Focus". "Dies würde einen massiven Eingriff in die Religionsfreiheit bedeuten."

Auch der Moralphilosoph Robert Spaemann plädierte dafür, die Grundrechte sorgsam abzuwägen. Er sagte "Focus", wer einen "jahrtausendealten Ritus" abschaffen wolle, "der hat die Begründungspflicht". Im Gegensatz zur Genitalverstümmlung bei Mädchen sei die rituelle Beschneidung von Jungen als Körperverletzung nicht "gravierend". Die Abwägung der Grundrechte könne deshalb "nur zu Gunsten der bisherigen Beschneidungspraxis ausgehen", so Spaemann.

Dagegen unterstützt der Vorsitzende der Deutschen Kinderhilfe Georg Ehrmann das Kölner Urteil, das in der rituellen Beschneidung eine Körperverletzung sieht. "Das ist ein klares Signal zum Schutz des Kindes", so Ehrmann zu "Focus". "Nur weil etwas religiöse Tradition ist, heißt es noch lange nicht, dass es gut ist."

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen (56 Prozent) sagte in einer Emnid-Umfrage für "Focus", das Urteil sei richtig. 35 Prozent halten es für nicht richtig, 10 Prozent bildeten sich dazu bislang keine Meinung. Unter allen Parteianhängern finden sich die meisten Befürworter des Urteils bei Wählern der Union mit 69 Prozent, gefolgt von Unterstützern der Linkspartei mit 68 Prozent. Anhänger der SPD bewerten den Richterspruch zu 53 Prozent als richtig.

Das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid befragte für "Focus" am 27. und 28. Juni 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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