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"Wir sind das viele Geld nicht gewöhnt"

Archivmeldung vom 08.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Wodka-Exzesse, Kasernenhofton, Prassen ohne Grenzen: Russische Urlauber haben ein schlechtes Image. Darüber ist nun in Russland selbst eine Debatte entbrannt.

Deutsche und Briten haben sich im Urlaub lange genug bekriegt - jetzt haben sie einen gemeinsamen Gegner: Russen im Wodka-Rausch, die nachts in Hotelpools Volkslieder grölen oder am Strand Schaschliks am offenen Feuer brutzeln.

Internetforen sind voll wüster Beschimpfungen gegen die "unzivilisierten Leute aus der ehemaligen Sowjetunion“, die sich mit ihren meist schnell verdienten Petrodollar wie die Könige aufführen. Immer beliebter werden Tipps für den "Urlaub ohne Russen“. Über den "Touristen-Krieg“ ist nun auch in Russland die Debatte voll entbrannt - nicht ohne Selbstkritik.

"Ich will mich eigentlich auch selber lieber ohne meine Landsleute erholen, natürlich können auch Deutsche unangenehm sein, aber wenn Russen da sind, ist die Erholung garantiert futsch“, meint Dima im Moskauer Boulevard-Blatt Komsomolskaja Prawda.

Das Angebot "Drei Sterne alles inklusive“ entspricht ganz dem russischen Traum vom idealen Urlaub: Essen, Trinken und Tanzen bis zum Umfallen, das alles in geselligen Runden, laut und ausdauernd.

In den kommenden Jahren erwarten Experten eine regelrechte Invasion russischer Touristen. Die Türkei, Zypern, Thailand und Ägypten gehören dabei zu den beliebtesten Zielen. Und zumindest Hoteliers und Gastwirte freuen sich über volle Häuser. Russen geben im Urlaub das Geld mit vollen Händen aus, im Schnitt achtmal mehr als etwa ein Deutscher, wie Moskauer Finanzagenturen berichten.

"Der Westen liebt unser Geld und unsere Frauen, aber da sind auch diese Komplexe, diese genetische Angst, nur weil Russland den Krieg gewonnen hat“, tönt Motja in der Komsomolskaja Prawda. In Russland hat Großmachtdenken wieder Konjunktur. Die Zeitung Nowyje Iswestija schildert, wie manche Russen das Hotelpersonal im Kasernenjargon herumkommandieren. "Das liegt wohl in unserer Vergangenheit, die noch tief in uns sitzt“, erzählt der Psychologe Dmitri Sinarew. "Wir sind einfach nicht an das Geld gewöhnt, haben nie gelernt, damit umzugehen, kennen den Wert nicht; es ist schnell verdient und schneller ausgegeben - besonders gern im Urlaub“, meint Sinarew.

Ob russische Bürger wegen der Bevormundung daheim im Ausland einfach mal die Sau raus lassen? Auch solche Gedanken äußern Experten. "Viele wollen zeigen, dass sie erfolgreich sind, sich etwas leisten können“, sagt Meinungsforscherin Larissa Pautowa. "So ein Urlaub im Ausland ist für die meisten etwas ganz Besonderes, darauf bereitet man sich lange vor.“

Klar, dass sich russische Frauen da eben zu einem Abendessen noch aufmachten wie für einen Opernbesuch. "Wandelnde Weihnachtsbäume“ nennen etwa Italienerinnen im Internet ihre Konkurrentinnen abfällig.

In der in Russland entbrannten Debatte bekommen nun auch zunehmend die Deutschen und andere Westler ihr Fett weg: alles Schlappschwänze, die keinen Alkohol vertragen und keinen Spaß verstehen könnten, heißt es da. Im Grunde führe sich doch keiner im Urlaub besser auf.

Beim Kampf um die Liegen am Meer müssten sich die Deutschen, Engländer und Italiener jedenfalls abfinden mit der russischen Invasion.

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