Politiker und Sportfunktionäre fordern das IOC auf, vor den Olympischen Spielen in Peking Menschenrechtsrechtsverletzungen in China anzusprechen
Archivmeldung vom 05.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPolitiker und Sportfunktionäre haben das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgefordert, vor den Olympischen Spielen in Peking Menschenrechtsrechtsverletzungen in China anzusprechen.
Manfred von Richthofen, der Präsident des
Deutschen Sportbundes, sagte dem Tagesspiegel:
"Man sollte auf unerträgliche Missstände hinweisen, zum Beispiel auf
die Verletzung der Religionsfreiheit, weil christliche Geistliche in
Gefängnissen sitzen." Das sei die Aufgabe des IOC. "Ich habe es in
der Deutlichkeit aber noch nicht gehört", sagte von Richthofen.
Winfried Hermann, sportpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion
von Bündnis90/Die Grünen, sagte dem Tagesspiegel: "Der Sport kann die
Aussprache pflegen über die Sprache des Sports und fragen, ob die
Leistungen der Chinesen nach den Regeln des Sports zustande gekommen
sind - Stichwort Doping. Oder ob die Rechte von Kindern und
Jugendlichen geachtet werden." Hermann kann sich außerdem symbolische
Aktionen vorstellen. "Deutsche Sportler könnten in Peking eine
katholische Kirche besuchen. Die katholische Amtskirche ist zwar
nicht verboten, aber es gibt eine Art Untergrundkirche, die verfolgt
wird."
Bislang haben Sportfunktionäre vor allem die Chancen betont, die
Olympische Spiele in China mit sich bringen. Etwa 20 000
Medienvertreter werden erwartet. Dirk Pleiter, China-Experte von
Amnesty International, sagte jedoch: "Es gibt keinen Automatismus,
dass sich die Menschenrechte verbessern, nur weil so viele
Journalisten im Land sind." Es bestehe sogar die Gefahr, dass es im
Zusammenhang mit den Spielen zu weiteren Menschenrechtsverletzungen
komme, etwa des Rechts auf Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und
sogar des Rechts auf Leben. "Dissidentenbewegungen und Gruppen wie
Falun Gong werden sicher Olympia nutzen, um auf ihre Ziele aufmerksam
zu machen", sagte Pleiter. Möglicherweise werde das Regime in China
Maßnahmen dagegen ergreifen. "Das kann bis zu Hausarrest und
Inhaftierungen gehen", erklärte Pleiter. Amnesty International habe
außerdem beobachtet, dass vor Großveranstaltungen vermehrt
Todesurteile vollstreckt würden. "Die chinesische Führung glaubt,
dass dies abschreckend gegen Kriminalität sei." Erst vor kurzem
veröffentlichte Amnesty die Zahl von 1770 Hinrichtungen im
vergangenen Jahr - mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Das IOC scheint sich seiner Verantwortung bewusst zu sein. "Das
IOC hat keine satzungsmäßige Verpflichtung, aber eine moralische",
sagte das deutsche IOC-Mitglied Walther Tröger. Die Olympischen
Charta sieht ethische Prinzipien als festen Bestandteil des
Olympismus vor - Ziel sei es, eine friedliche Gesellschaft zu fördern
und die Wahrung der Menschenwürde. Jegliche Diskriminierung aufgrund
von Rasse, Religion, politischer Einstellung oder Geschlecht sei
unvereinbar mit der Olympischen Bewegung.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel