Umwelt- und Wirtschaftsministerium uneins über CO2-Endlager

Bild: Eigenes Werk /OTT
In der Bundesregierung zeichnet sich zwischen dem Umweltministerium und dem Wirtschaftsministerium ein Konflikt darüber ab, ob die Abscheidung und unterirdische Speicherung von CO2 (CCS) künftig auch für Gaskraftwerke zum Einsatz kommen soll. Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche (CDU) möchte sich diese Möglichkeit offenhalten. Das Umwelt- und Klimaschutzministerium von Ressortchef Carsten Scheider (SPD) ist dagegen.
"Die Diskussion um CCS darf keine falschen Hoffnungen schüren und dazu
führen, fossile Energien länger zu nutzen", sagte Klimastaatssekretär
Jochen Flasbarth (SPD) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung"
(Freitagausgabe). Insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen werde CCS
"für Gaskraftwerke nicht infrage kommen".
Im Gegensatz zu dieser
Aussage lassen der Koalitionsvertrag und ein Gesetzentwurf Reiches, der
kürzlich im Bundeskabinett beschlossen wurde, die CCS-Nutzung in der
Gasverstromung zu. Das Wirtschaftsministerium pochte am Donnerstag
darauf, "den Einsatz der Technologie jedenfalls nicht von vornherein
auszuschließen".
Energieökonom Andreas Löschel teilt die Analyse
des Umweltministeriums, dass CCS für Gaskraftwerke in Deutschland
aktuell nicht wirtschaftlich sei. "Das ist wahrscheinlich nichts, das
real Umsetzungschancen hat", sagte der Bochumer Forscher, der der
Expertenkommission der Bundesregierung zum Monitoring der Energiewende
vorsitzt.
Er verwies darauf, dass die meisten Gaskraftwerke in
Deutschland künftig nicht dauerhaft laufen sollen, sondern nur, wenn die
Erneuerbaren nicht genügend Strom produzieren. Das erschwere die
Wirtschaftlichkeit für die Kohlenstoffspeicherung, die mit hohen
Anfangsinvestitionen verbunden wäre. Diese Probleme bei der
Wirtschaftlichkeit sprechen laut Löschel auch gegen das Argument, dass
die Möglichkeit für CCS bei Gaskraftwerken dem Ökostromausbau im Wege
stehe. Auch die Möglichkeit dieser technologischen Lösung
gesetzgeberisch zu verbieten, erscheint so in einem anderen Licht. "Da
wäre ich eher zurückhaltend", sagte Löschel.
Der Weltklimarat
(IPCC) bewertet CCS als wichtiges Instrument, um mit schwer vermeidbaren
Emissionen, wie beispielsweise in der Zement-, Stahl- oder
Chemieindustrie, umzugehen. Zugleich warnt der IPCC, dass Pläne zur
Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre die Anreize zur nötigen sofortigen
Emissionsminderung verwässern könnten. Da CCS-Projekte sich bislang als
teuer und schlecht skalierbar erweisen, bleibt die Technologie zudem
weit hinter den geplanten Kapazitäten zurück. Eine besondere
Herausforderung ist, dass die gespeicherten Emissionen in den
Endlagerstätten dauerhaft daran gehindert werden müssen, wieder in die
Atmosphäre auszutreten, da sie sonst mit etwas Verzögerung dennoch zur
Erderhitzung beitragen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur