SPD-Politiker drängen auf Entscheidung zu AfD-Verbotsverfahren
Führende SPD-Politiker fordern mit Blick auf den Bundesparteitag, ein mögliches Verbotsverfahren gegen die AfD ernsthaft zu prüfen. "Das Verbotsverfahren muss eingeleitet und ein Prüfantrag gestellt werden", sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende Serpil Midyatli dem "Handelsblatt".
Ein Parteienverbot sei zwar ein "scharfes Schwert". Wenn aber alle
Anforderungen erfüllt seien, "sind wir auch in der Pflicht, damit zum
Verfassungsgericht zu gehen". Midyatli nannte als eine Voraussetzung,
dass sich die AfD immer weiter radikalisiere. "Nicht zuletzt die
Einstufung durch den Verfassungsschutz ist ein weiterer Beleg dafür",
sagte sie.
SPD-Vorstandsmitglied Sebastian Roloff macht ebenfalls
Druck. "Nachdem der rechtsextreme Charakter der AfD quasi amtlich
dokumentiert ist, muss der Rechtsstaat alles versuchen, was in seiner
Macht liegt, um sich dieser Gefahr für das eigene Bestehen
entgegenzustellen", sagte Roloff dem "Handelsblatt". Er befürworte daher
ein Verbotsverfahren.
Der SPD-Innenpolitiker Lars Castellucci
nannte dafür eine Grundbedingung: "Aus meiner Sicht sollte der Ablauf so
gestaltet werden, dass ein Verbotsverfahren in dem Moment eingeleitet
werden kann, wenn die Gerichte letztinstanzlich die Einstufung der AfD
als gesichert rechtsextrem bestätigt haben - wovon man ausgehen kann",
sagte er der Zeitung.
Entscheidend sei dann, den Nachweis zu
liefern, "dass die verfassungsmäßige Ordnung durch die Umtriebe der AfD
tatsächlich gefährdet ist". Das Gutachten des Verfassungsschutzes zur
Hochstufung der Partei als "gesichert rechtsextremistische Bestrebung"
reicht aus Sicht Castelluccis dafür nicht aus, da sich die bisherigen
Untersuchungen des Nachrichtendienstes nur auf Ideologie, politische
Initiativen und Vernetzung konzentrierten.
Der
SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner mahnte daher, ein Verbotsantrag
müsse "alle Kriterien der Sorgfalt und Qualität erfüllen, um die
Erfolgsaussichten beim Bundesverfassungsgericht zu maximieren". Deshalb
sollte auf dem Bundesparteitag "das klare politische Signal gegeben,
aber kein zeitlicher Druck aufgebaut werden", sagte er dem
"Handelsblatt".
Quelle: dts Nachrichtenagentur