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Televoting gerecht und representativ?

Archivmeldung vom 20.06.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.06.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In letzter Zeit werd im Fernsehen immer mehr Televotings durchgeführt und für Entscheidungen, die Sieger küren sollen, sowie für Meinungsbildung genutzt. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, ob ein solches System überhaupt gerecht und representativ sein kann oder wieso dieses so ist.

Das Televoting löste 1997 den ursprünglichen TED (Tele-Dialog) ab, da sich die steigenden Anruferzahlen nicht mehr per TED verarbeiten ließen. Trotzdem spricht man heute immer noch von TED Ergebnissen auch wenn es sich in Wirklichkeit um Televoting handelt. 

Wurde der TED zunächst nur für relativ banale Sachen eingesetzt, beispielweise  lautete die erste Frage als das Tele-Dialog-System 1979 auf der IFA in der Livesendung "Schauplatz Berlin" vorgestellt wurde: ""Wird Hertha BSC in diesem Jahr Deutscher Fußballmeister?".  Bekannt wurde der TED dann 1981 durch "Wetten daß..." und den Abstimmungsmännchen, als der Zuschauer  erstmals live darüber entscheiden durfte, wer Wettkönig der Sendung wird. Schnell wurde die Abstimmung zu einer "Mitmach-Gaudi" für die Fernsehzuschauer, da es doch die vorher langweilige Postkartenauszählung ersetzte.

Die Umfrageergebnisse wurden später bei Diskussionen zur Bereicherung eingesetzt und machten das Fernsehen interaktiver. Bei solchen "relativ" belanglosen Dingen bestand auch kaum die Gefahr, daß hier seitens der Anrufer manipuliert wird. Ganz anders sieht es aber heutzutage aus, denn mittlerweile geht es um viel Geld und ein großes Prestige, wie beispielweise: wer wird Superstar,  welcher Sänger fährt zum internatinalen Schlager Grand Prix oder wie in der Finalrunde der am letzten Wochenende gezeigten Sendung des HR "Wer wird dollstes Dorf Hessens".

Bei solchen "wichtigen" Entscheidungen, wo es auch um Geld geht, sollte man besser wieder, wenn man eine Mehheitsentscheid der Zuschauer haben will, auch wenn es für diesen langweiliger ist, zum alten System der Postkarte zurückkehren. Denn wie leicht solche Entscheidungen  beeinflußt werden können,  hat erstmalig das  Televoting  1998 gezeigt, als Guido Horn  per  Absimmung  Deutschland beim  internationalen Schlager Grand Prix vertreten durfte.  Hier hatten seine Fans durch eine gute Organisation und andauernde Wiederwahl seiner Kennzahl den anderen Teilnehmern keine Chance gelassen. Es wurden bei dieser Abstimmung erstmals insgesamt 700.000 Anrufer in zehn Minuten gezählt. Mittlerweile ist diese Art der "Manipulation" bei den Absimmungen normal. So liegen der Extremnews Redaktion Informationen vor, daß bei der Wahl zum dollsten Dorf Hessens es organierste Gruppen gab, in denen einzelnen Personen mehrere hundert Anrufe getätigt haben, die gezählt wurden. Da dies von allen Teilnehmern so praktiziert wurde, hatten zum Schluß auf den ersten drei Plätzen die Dörfer mit den meisten Einwohnern bzw. mit den bestorganiesierten Anrufern vorne gelegen. Dies war gerade bei einer solchen Veranstaltung, wo es auch darum geht seinen Ort bekannt zu machen ein etwas fader Beigeschmack. Zumal man hier auch in den vorangegangenen Spielrunde manchmal eine etwas seltsame Regelauslegung hatte. 

Es wirkt schon relativ seltsam, wenn Plattenproduzenten, die organisiert ihre Titel  selbst aufkaufen lassen, um eine gute Platzierung in den Charts zu erreichen bestraft werden (siehe hier den Fall Brandes und die Sängerin Gracia) und im Gegenzug aber von den  Medienanstalten dies bei Televotings, mit denen sie Geld verdienen können, hier nicht eingegriffen wird. Sondern im Gegenteil man diese Art der Abstimmung immer weiter ausbaut und als seriös und representativ darstellt.

Diese Beinflussung durch Mehrfachanrufer könnte man jedoch relativ einfach unterbinden, indem man technisch gewährleistet, daß  ein Anrufer nur einmal durch kommt oder für einen festgelegten Zeitraum den Geldbetrag der für den einzelnen Anrufer, der 0137 Nummer zur Verfügung steht, begrenzt,  wie dies von einem Provider mit dem Service Call Limit schon angeboten wird. Bei der Telekom allerdings, über die die meisten Abstimmungen laufen, ist dies aber aus welchen Gründen auch immer noch nicht möglich.  Auch haben die Medienanstalten wenig Interesse daran solche Bgrenzungen zu nutzen, da sie hier ihre Einnahmen schmälern wurde.

Es bleibt fragwürdig, ob man ein solches System auch bei Umfragen einsetzen soll, wie: "soll Deutschland Truppen in den Irak versenden, soll der Bundeskanzler nach Italien fahren usw.". Denn eine Televoting Umfrage kann gegebenfalls nur eine Tendenz aufzeigen, aber nicht representativ sein. Doch bei solchen schwergewichtigen Umfragen per Televoting kann sehr leicht ein verzehrtes Bild für den Zuschauer entstehen. Die Medien könnten hier je nach Interessenlage solche Ergebnisse leicht manipulativ einsetzen, wenn sie ein solches Umfrageergebnis zur allgemeinen Meinungslage machen, obwohl vielleicht nur ein kleiner Teil der Bevölkerung dort mitgemacht hat. Der eigentliche neutrale Journalismus bleibt dabei somit heute schnell auf der Strecke.

Allerdings ist es höchst unwahrscheinlich, daß die Fernsehsender von der lukrativen Einnahmequelle des Televoting wieder Abstand nehmen werden.  Es wird eher der Fall sein, daß man das Televoting noch weiter ausbauen wird, um einen maximalen Gewinn für eine Sendung zu erzielen. Es gibt schon private Fernsehsender, die sich nur über ihre angebotetenen Mehrwertdienst finanzieren. Hier stehen Gewinnspiele, die meistens sehr unfair sind, und Beratungshotlines an erster Stelle. Damit der Zuschauer nicht hinter diese Machenschaften kommt und die neu gefundene Einahmequelle versiegen läßt, wird ihm dieses nun als interaktives Fernsehen der Zukunft verkauft.

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