NS-Forscher warnt vor "systembedrohenden Entwicklungen"
Archivmeldung vom 21.08.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Historiker Götz Aly warnt die Regierung davor, den Reformbedarf in der Gesundheits-, Pflege und Altersvorsorge zu verschweigen. Sollte sie das dennoch tun, sei "mit systembedrohenden Entwicklungen zu rechnen", sagte er dem "Spiegel".
Aly legt am 27. August sein nach eigenen Angaben letztes großes Werk
vor. Es trägt den Titel "Wie konnte das geschehen", erscheint im
S.-Fischer-Verlag und befasst sich mit den Ursachen des
Nationalsozialismus. Das heutige Deutschland stehe nicht "kurz vor
1933", sagte er, "allerdings erinnern uns heutige Entwicklungen daran,
wie sehr sich die demokratische Mitte der Weimarer Republik seit 1929
selbst schwächte, weil ihre gewählten Vertreter nicht mehr die Kraft zu
dringend notwendigen Entscheidungen fanden".
Wichtig sei es auch,
auf die junge Generation zu achten: "Wenn wir der jungen Generation -
wie schon jetzt - unzumutbar viel aufbürden und ihre zentralen Sorgen
wie Bildung, Wohnung und weit überhöhte Soziallasten für sie ungelöst
bleiben lassen, wird das zu politischer Instabilität führen."
Die
Gefahren für die Demokratie würden "nicht allein durch die AfD
verursacht". Die Stimmung im Land sei nicht gut, die Menschen benutzten
Wahlen, um "denen da oben" Denkzettel zu verpassen. Er würde "jedenfalls
mit den AfD-Wählern und auch -Mitgliedern so lange reden, wie es
einigermaßen sinnvoll ist, und die Partei bis auf Weiteres nicht
verbieten".
Den wachsenden Antisemitismus angesichts des Krieges
in Nahost hält Aly für einen "Übertragungsantisemitismus, mit dem ein
Teil meiner Mitbürger die Last des von Deutschen begangenen Mords an
sechs Millionen Juden abschütteln möchte".
Quelle: dts Nachrichtenagentur