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Börsen-Zeitung: Das Bernanke-Spiel

Archivmeldung vom 16.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Noch vor wenigen Tagen sah es so aus, als ob die Rohstoffpreise nur eine Richtung kennen: nach oben. Zum Wochenausklang hat sich die Stimmung an den Commodity-Märkten verändert. Es ist zu leichten Gewinnmitnahmen gekommen. So ist der Goldpreis auf 1365 Dollar je Feinunze gesunken, nachdem er am Donnerstag mit 1387 Dollar wieder einmal ein Rekordniveau erreicht hatte.

Aber nicht nur beim Goldpreis gibt es eine gewisse Beruhigung. Auch der in den vergangenen Tagen so extrem feste Kupferpreis hat am Freitag leicht nachgegeben. Das Metall handelte am Freitag bei 8376 Dollar je Tonne, dies ist in der Spitze 1% weniger als am Vortag, als mit 8490 Dollar ein Preisniveau gesehen wurde, das es seit 27 Monaten nicht mehr gegeben hat. Und sogar bei der Rally der Agrarrohstoffe hat es am Freitag eine Pause gegeben.

Sollte sich damit ein Ende der Hausse oder zumindest eine Korrektur ankündigen? Viele Rohstoffanalysten sehen dies derzeit noch ganz anders. So hat gerade jetzt die selbst stark an den Commodity-Märkten engagierte US-Bank Goldman Sachs bemerkenswert optimistische Schätzungen für die Rohstoffpreise veröffentlicht. So sei in der Goldanlage auf Sicht von zwölf Monaten eine Rendite von satten 30% zu erwarten, nachdem im September mit dem Edelmetall bereits 17% zu verdienen waren. Bei den Industriemetallen seien zwischen 15 und 25% drin, betonen die Analysten.

Und selbst bei den Energieträgern, deren Preise wegen der stark eingetrübten konjunkturellen Aussichten eher gedrückt sind, soll sich für die Anleger alles zum Besseren wenden: Die Goldman-Experten haben auf Zwölfmonatssicht ein Renditepotenzial von erstaunlichen 27% identifiziert. Allzu optimistische Analystenmeinungen sind allerdings oft ein Anlass zu erhöhter Vorsicht gewesen. Man fühlt sich an Goldmans 200-Dollar-Ölpreisprognose vom Mai 2008 erinnert, die eine etwas zweifelhafte Berühmtheit erlangte, weil sie kurz vor einem steilen Verfall des Ölpreises kam.

Nun wäre es zu früh, um aus den Tagesbewegungen bereits auf ein Ende des nach oben weisenden Trends zu schließen. Eines ist jedoch klar: An den Rohstoffmärkten, aber auch bei anderen Asset-Klassen wie Aktien, wird derzeit das Bernanke-Spiel gespielt: Die Anleger setzen darauf, dass die Fed in Kürze die Märkte erneut mit Liquidität fluten wird, um die konjunkturelle Erholung in den USA am Leben zu erhalten. Am Freitag hat der bereits erwähnte Ben Bernanke als oberster US-Notenbanker den bisher klarsten Hinweis gegeben, dass er bald zur Tat schreiten wird. In einer Rede ging er ausführlich auf die volkswirtschaftlichen Risiken einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit und sogar einer deflationären Abwärtsspirale ein. Bernanke sagte zwar nicht, wann und wie die Fed im Detail eingreifen wird, das war aber auch gar nicht nötig. Er erwähnte ausdrücklich den Rückkauf von Staatsanleihen als erste Option, was den Marktakteuren einen hinreichend genauen Eindruck gegeben hat.

Erstaunlicherweise haben die Rohstoffmärkte nicht mit einem frischen Kursschub reagiert. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Effekt der erwarteten Flutung der Märkte mit Liquidität allmählich ausläuft und der Blick auf die fundamentalen Gegebenheiten zurückkehrt. Dann sollte wieder stärker Beachtung finden, dass beispielsweise der Goldpreis im Wesentlichen durch Finanzinvestoren getrieben wird, während die physische Nachfrageentwicklung wenig spektakulär ist. Zwar dürfte ein nachgebender Dollar noch für einen gewissen Preisauftrieb sorgen, einen Goldpreis von 2000 Dollar, den einige Beobachter für wahrscheinlich halten, wird es aber auf absehbare Zeit sicherlich nicht geben.

Und bei Kupfer ist zu beachten, dass hier China ein wichtiger Käufer auf dem Weltmarkt ist, wobei der Regierung in Peking mehr an einer nachhaltigen Preisentwicklung denn an Spekulationsgewinnen gelegen ist. Am ehesten ist mit weiterem Preisauftrieb noch bei den Soft Commodities zu rechnen, weil bei vielen Agrarrohstoffen und in zahlreichen Anbaugebieten der Welt die Witterung in diesem Jahr ungünstig ist. Aber auch hier dürfte vieles schon eingepreist sein. An den Rohstoffmärkten dürfte somit in Kürze eine gewisse Beruhigung einsetzen. Korrekturen sind drin, zumindest aber wird sich überall die Rally deutlich verlangsamen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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