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Berliner Morgenpost: Geburtstagsgruß für einen politischen Frührentner

Archivmeldung vom 11.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Man hört ja nicht allzu viel von ihnen heutzutage. Es geht eher ein bisschen lustlos und routiniert zu, wenn Jürgen Trittin eine Rede hält. Oder Renate Künast, der die Parteifreunde derzeit ein bisschen zu nahe legen, doch bitte bei der nächsten Wahl zum Abgeordnetenhaus gegen Klaus Wowereit anzutreten.

Vom hohen C der Claudia Roth mal ganz zu schweigen. Die Grünen kämpfen derzeit eher mit sich selbst als gegen die anderen. Zügiger Wachwechsel wäre eigentlich angesagt trotz der gewonnen-verlorenen Bundestagswahl. Aber der kommt bestenfalls schneckenmäßig voran. Die Damen und Herren in der Führungsetage klammern ein wenig. Es ist bei Grüns inzwischen wie überall. Es gibt nicht allzu viele Menschen, die damit gerechnet haben, dass eine ziemlich aufregende Erfolgsstory werden sollte, was am Mittwoch vor 30 Jahren im beschaulichen Karlsruhe begann. Eine Art politischer Dauerputsch, der die Bonner Republik nicht, wie von den damaligen Protagonisten so sehnlich gewünscht, schlagartig, sondern schleichend verändern sollte. Weiß man ja: Ohne die Grünen, die als Erste das über drei Jahrzehnte zementierte Dreiparteiensystem Westdeutschlands aufbrachen und mit den Etablierten unerträglichem Gebrüll in den Bonner Bundestag einzogen, wären die Dinge zumindest in der alten Bundesrepublik vermutlich deutlich langsamer in Bewegung gekommen. Und auch im wiedervereinigten Deutschland wäre es möglicherweise behäbiger zugegangen. Auf jeden Fall zugeknöpfter. Vielleicht auch nicht ganz so zynisch. Eine "Klimakanzlerin" jedenfalls, die der Union angehört, ist ohne den Karlsruher Gründungskongress von 1980 nicht vorstellbar. Und wenn man den Wirtschaftswissenschaftlern zuhört, was Trumpf sein soll in den kommenden Jahren, nämlich ökologische Energiegewinnung und Elektroautos, dann dürfen sich die wollsockigen Windkraftfanatiker der ersten Stunden schon bestätigt fühlen. Die These, dass wir ohne diese gerne Verunglimpften nicht ganz so führend wären in Sachen Umwelttechnik, Recycling und Green Economy, müsste jedenfalls erst mal widerlegt werden. Deutschland ist auch dank der biestigen Verbissenheit vieler Altgrüner weiter als viele andere Länder, und wie es aussieht, wird das für die Zukunft kein Nachteil sein. Ob dieser Vorsprung auch den Grünen nutzt, ist dagegen kaum vorhersehbar. Sie werden ihren gesellschaftlichen Erfolg, der mit einer siebenjährigen Regierungszeit belohnt wurde, nicht wiederholen können. Es fehlt an der Fähigkeit zu Fantasie und Vision, vor allem aber an dem einem, einenden und emotionalisierenden Thema. Die Grünen wirken wie politische Frührentner, die von alten Zeiten träumen. Ein neuer Aufbruch steht weder inhaltlich noch personell zur Debatte. Beliebigkeit aber, die sich auch in der Öffnung zur Union spiegelt, kann Profil nicht ersetzen. In vier Jahren, so hat es Parteichef Cem Özdemir postuliert, wolle man wieder mitregieren. Warum das so sein sollte und wofür es gut sein könnte, das werden die Grünen uns bis dahin noch erklären müssen.

Quelle: Berliner Morgenpost

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