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Börsen-Zeitung: Preis der Verbannung

Archivmeldung vom 05.02.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Der unternehmerische Siegeszug Huaweis,der sich in den vergangenen Jahren in Europa ebenso rasant wie unterhalb des Radarschirms der Öffentlichkeit abspielte, hat dem chinesischen Telekommunikationsausrüster einen Spitznamen beschert, der im aktuellen Umfeld vieldeutige Interpretationen zulässt.

Die "Rote Armee" galt in Branchenkreisen als spöttische Bezeichnung von Huawei-Servicetechnikern, die in großer Mannstärke und Disziplin ans Werk gingen, um die Netzwerkprodukte des Unternehmens bei den Kunden zu installieren und gegebenenfalls anzupassen. Nach der Formel: schnell, gut und günstig, mit der Huawei im Wettbewerb die Nase vorn hatte.

Inzwischen weckt die politische Debatte über Schutz und Kontrolle kritischer Telekommunikationsinfrastruktur ganz andere Assoziationen des Spitznamens, etwa die Vorstellung eines Eroberungsfeldzugs durch die Truppen eines autokratischen Systems, das gezielt eine globale Technologieführerschaft - in diesem Falle Chinas - vorantreibt, auch mithilfe von Spionage und Cyberkriminalität.

Diese Assoziationen, die bisher vor allem durch Befürchtungen und Behauptungen, aber kaum durch Beweise genährt werden, haben mittlerweile auch bei staatlichen Behörden Wirkung gezeigt, dabei aber vor allem politischen Aktionismus provoziert. Nachdem die Regierungen einzelner europäischer Länder angeblich einen Bann von Huawei bei der neuen Mobilfunktechnik 5G prüfen, setzt sich nun die Europäische Kommission an die Spitze der Bewegung, und zwar gleich mit der grundsätzlichen Frage nach dem Ausverkauf von Spitzentechnologie und der drohenden Abhängigkeit Europas von Giganten in Asien (oder den USA).

Angesichts der politischen Wogen drohen die technischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die ein Bann von Huawei oder chinesischer Telekommunikationstechnik insgesamt nach sich ziehen würde, in den Hintergrund zu geraten. Experten weisen nicht zu Unrecht darauf hin, dass ein Ausschluss von Huawei bei der 5G-Technik in Reinform kaum möglich wäre, da diese auf Vorgängertechnologien aufsetzt, die dann teilweise ebenfalls ersetzt werden müssten. Der zeitliche und materielle Aufwand einer solchen Reinemachaktion wäre für die Telekomfirmen finanziell kaum darstellbar und würde Europa im Mobilfunk der Zukunft um Jahre zurückwerfen. Wer eine Verbannung von Huawei fordert, dem muss daher klar sein, dass dies mit hohen Kosten für Europa verbunden ist. Für einen effektiven Schutz von Schlüsselinfrastruktur müssen andere Wege gefunden werden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Heidi Rohde

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