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LVZ: Gefährlicher Hunger

Archivmeldung vom 14.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Was gab es für ein Stöhnen, als hier zu Lande der Preis für ein Stück Butter auf über einen Euro kletterte. Ein paar Cent mehr zahlt man nun für Milchprodukte. Demnächst kommen weitere Teuerungen - für Brot, Brötchen und Bier. Denn Reis, Weizen und Mais verteuern sich. Wir stöhnen und zahlen.

Die Antwort eines Mitteleuropäers unterscheidet sich erheblich von der Reaktion vieler Millionen Menschen weltweit: Wir stöhnen, sie hungern. Immer mehr Arme wissen nicht mehr, wie sie Reis und Mehl bezahlen sollen. In Haiti und Ägypten kam es zu ersten Unruhen. Es werden nicht die letzten sein, weil die Millionen in den Armutsvierteln dieser Welt sich nicht selbst versorgen können, wie die Landbevölkerung. Wenn die globale Politik nicht gegensteuert, dass Grundnahrungsmittel für manche zu Luxusgütern werden, sind Verteilungskriege nicht auszuschließen. Das ist fatal, nicht nur weil Unruhen ums tägliche Brot schlimm genug, sondern weil sie zudem politisch instrumentalisierbar sind. Der Weltmarkt wird es nicht richten. Angebot und Nachfrage regeln den Preis, aber stillen keinen Hunger. Das Angebot an Nahrungsmitteln ging zurück. Anbauflächen wurden von Überschwemmungen oder Dürren zerstört. Energiepflanzen zur Herstellung von Biosprit haben nicht nur Regenwälder, sondern auch Reis- und Maisfelder verdrängt. Und die Lager sind leer. Gleichzeitig stieg die Nachfrage, weil wachsender Wohlstand in Indien und China den Verbrauch ankurbelt. Gemeinsam mit horrendem Ölpreis und schwachem Dollar heizt das die Kosten für Nahrungsmittel an. Deren Anbau kann gar nicht so schnell erhöht werden, wie die Preise in den Himmel schießen. Dem Markt ist das egal, er hat kein Gewissen. Leider trifft dies auch für manche Agrarpolitiker zu, sonst hätten sie die Subventionen längst abgeschafft, mit denen die Bauern der Industriestaaten vor den Konkurrenzprodukten aus der Dritten Welt geschützt werden. Auch deswegen lohnt es sich für viele Staaten nicht, die Anbauflächen zu erhöhen. Es ist Zeit, den Welthandel mit Nahrungsmitteln wirklich freizugeben. Zudem müssen Weltbank und Währungsfonds im Zusammenspiel mit Vereinten Nationen eingreifen. Kurzfristig hilft der Einsatz von Geld, um den Hunger der Ärmsten zu stillen. Langfristig bedarf es gezielter Entwicklungshilfe, damit arme Staaten mehr Getreide anbauen, um von den steigenden Preisen zu profitieren und diese zu regulieren. Das sind strategische Entscheidungen, die nur begrenzt Geld kosten. Doch sitzt der Westen das Problem aus, kann es richtig teuer werden.

Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Andreas Friedrich)

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