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Liebe Berliner Morgenpost, warum hetzen Sie gegen Sputnik?

Archivmeldung vom 04.09.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.09.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nach einem Interview mit Sputnik muss sich die Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln, Dr. Franziska Giffey gegenüber der Berliner Morgenpost verteidigen. Das Blatt wirft der SPD-Politikerin indirekt die Unterstützung eines "russischen Propaganda-Portals" vor. Sputnik Politikchef Marcel Joppa hatte das Interview geführt, hier sein Kommentar...

Liebe Berliner Morgenpost, sehr geehrter Herr Niewendick,

es erstaunt mich immer wieder, dass unsere Arbeit in den übrigen Medien hierzulande solch ein großes Interesse erfährt. Ich fühle mich fast ein wenig geschmeichelt.

Dennoch halte ich Ihre Aufmerksamkeit für mein Interview mit Dr. Franziska Giffey dann doch für etwas übertrieben. Oder waren Sie schlicht verwirrt, dass ein Berliner Politiker auch Medien außerhalb der Funke Mediengruppe für Informationen zur Verfügung steht?

Ich kann Ihnen hiermit versichern, dies ist kein Ausnahmefall! Mir als Politikchef von Sputnik Deutschland war und ist es immer wichtig gewesen, Politiker aus möglichst jedem demokratischen Spektrum zu Wort kommen zu lassen. Ja, wir führen auch Interviews mit der AfD, stellen Sie sich vor. Ebenso laden wir zu politischen Themen jedoch auch SPD, CDU, Linke, FDP und sogar die Grünen zu Gesprächen.

Hätten Sie einen genaueren Blick auf unsere Webseite gewagt, wäre Ihnen dies sicherlich aufgefallen. So hätten Sie erkennen können, dass wir allein in den vergangenen  Tagen Interviews mit Florian Pronold (SPD), Klaus Ernst (Linke), Petr Bystron (AfD), Martin Pätzold (CDU) oder Denise Köcke (FDP) geführt haben. Etablierte Politiker wie Wolfgang Bosbach, Gregor Gysi oder Wolfgang Kubicki melden sich auf der Sputnik-Seite ebenfalls regelmäßig zu Wort. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Darüber haben Sie nicht geschrieben.

Ebenso wenig haben Sie darüber geschrieben, dass es inhaltlich einen Unterschied gibt zwischen Sputnik Deutschland, Sputnik France, Sputnik International oder gar zu RT Deutsch. Dies hätte natürlich gründliche Recherche verlangt. Und es hätte Ihr Bild unserer Arbeit im Berliner Büro von Sputnik Deutschland als – Ihre Worte — „russisches Propaganda-Portal“ wohl zerstört.

Natürlich berichten wir auch über viele Themen mit Russland-Bezug. Das macht bei einer großen russischstämmigen Leserschaft durchaus Sinn. Wussten Sie, dass die Deutsche Welle im Ausland über zahlreiche Themen mit Deutschland-Bezug berichtet? Seien Sie nicht schockiert.

Lassen Sie mich zu meinem Interview mit Frau Dr. Giffey kommen: Ich wohne selbst seit vielen Jahren in Berlin Neukölln, das Gespräch interessierte mich also auch persönlich. Meine gestellten Fragen waren nicht überraschend, ungewöhnlich oder gar propagandistisch. Leider haben Sie in Ihrem Artikel auch nur die halbe Wahrheit wiedergegeben. So lautete eine meiner Fragen an Frau Giffey:

„Nun gibt es sicher einige Menschen in Deutschland, die sich Bilder aus Neukölln anschauen und fragen: Ist das noch Deutschland?“ — An dieser Stelle beendeten Sie Ihr Zitat. Die Frage ging jedoch, wie Sie wissen, mit diesen Worten weiter: „Andere wiederum loben das gemeinsame Miteinander der verschiedenen Kulturen. Können Sie diese Polarisierung verstehen?“ Wenn Sie zitieren, dann bitte richtig.

Schauen Sie sich ruhig auch vergangene Interviews von mir an, die ich mit anderen Politikern geführt habe. Sie werden hier kein einziges Interview finden, das journalistisch inkorrekt ist oder gar in die Kategorie „Fake News“ fällt. Gleiches gilt für die Arbeit meiner Kollegen in unserer Berliner Redaktion. Im Gegenteil: Würde jeder Redaktionsleiter in deutschen Redaktionen so sehr auf ausgewogene Berichterstattung achten, wie es unsere Berliner Redaktionsleitung stets erwartet, wäre dies meiner Meinung nach ein Mehrwert.

Ach ja, weil Sie es erwähnt haben: Wir waren im Jahr 2016 sicher NICHT eine der „wichtigsten Plattformen zur Verbreitung der Falschmeldung“ über die damals 13-jährige russlanddeutsche Lisa. Das stimmt. Wir haben uns beeilt, eine Meldung darüber von einer russischen Quelle zu übernehmen, die keinen Zweifel hervorrief. Bereits im ersten Absatz unseres Berichts hatten wir allerdings erwähnt, dass die Polizei diesen Vorfall nicht bestätigt. Am nächsten Tag und in den darauf folgenden Tagen brachten wir eigene Meldungen dazu, in denen wir die Positionen aller Beteiligten darlegten. Das hätte ich Ihnen übrigens auch gerne auf Nachfrage persönlich mitgeteilt, diese Recherche hielten Sie aber ebenfalls für unnötig.

Da wir gerade beim Faktencheck sind: Entgegen Ihrer Wahrnehmung hatte Sputnik Deutschland rein gar nichts mit der Behauptung zu tun, der französische Präsident Emmanuel Macron sei homosexuell. Auf unserer Webseite werden Sie nichts von derartigem Unsinn finden. Ebenso wenig ergreifen wir Partei für Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un. Wie ich bereits erwähnte, legen wir in Berlin Wert auf eine ausgewogene Berichterstattung. Dazu gehört es auch, die Interessen Nordkoreas zu erklären, so wenig nachvollziehbar diese auch erscheinen mögen.

Abschließend möchte ich mich auf diesem Weg noch einmal bei Dr. Franziska Giffey und jedem weiteren Politiker bedanken, der die Hürden von Vorurteilen und Intoleranz durchbricht und natürlich auch mit unserem Medium spricht. Man muss nicht mit unserer teils russischen Ausrichtung einverstanden sein, um mit uns zu sprechen. Im Gegenteil, wir legen Wert auf jede Meinung, die das objektive Bild einer Nachricht oder eines Themas vervollständigt. Dazu kann jeder seinen Beitrag leisten.

Und letztendlich haben Sie ja auch einen Beitrag dazu geleistet, denn dank Ihrer Berichterstattung hat unser Interview mit Frau Dr. Giffey ein paar Klicks mehr bekommen und auch Ihre Leser konnten in den Genuss des Artikels kommen. Vielen Dank dafür.

Liebe Berliner Morgenpost, für eine produktive und sachliche politische Diskussion steht Sputnik Deutschland offen. Damit sich diese aber wirklich eben „produktiv und sachlich“ gestaltet, würden wir uns einen niveauvolleren Gegenpart wünschen. Ich bin mir recht sicher, dass die Kapazitäten Ihrer traditionsreichen und angesehenen Zeitung dies möglich machen könnten.

Mit freundlichen Grüßen,

Marcel Joppa

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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