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Börsen-Zeitung: Bitcoin-Geblubber

Archivmeldung vom 18.05.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.05.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Verdoppelung seit Ende März, dann in der Nacht auf Freitag ein Einbruch um über 20% und daraufhin eine Erholung - die sogenannte Kryptowährung Bitcoin wird kaum als "safe asset" durchgehen. Weder für die rasante Aufwertung noch für den Flash Crash finden sich triftige Gründe, auch wenn eine Reihe möglicher Ursachen in der Kryptoszene diskutiert wird.

Dabei ist Bitcoin verglichen mit anderen sogenannten Kryptowährungen weniger volatil, schreibt die interne Kryptoasset-Arbeitsgruppe der Europäischen Zentralbank in einer aktuellen Studie. Die Volatilität von Bitcoin sei aber höher als die traditioneller Assetklassen wie Aktien, Anleihen und Bonds, und die Bitcoin-Blase 2017/18 war viel größer als historische Blasen wie die Südsee- oder die Tulpenmanie.

Laut Ryan Rabaglia, Leiter Handel beim Hongkonger Broker OSL, ist der abrupte Einbruch am Freitag wohl nicht mit einer Nachricht verbunden gewesen, sondern eher mit einer großen Verkaufsorder einer Einzelperson oder einiger weniger Anleger. Außer mangelnder Liquidität ist auch die Marktintegrität ein Thema. Die Blockchain-Rechtsexpertin Nina Siedler, die im Board des neu gegründeten internationalen Verbands für vertrauenswürdige Blockchain-Lösungen (Inatba) sitzt, sieht diese derzeit nicht gegeben. "Selbst die Kryptobörsen betreiben munter Insiderhandel", sagt sie im Gespräch. Auch die US-Wertpapieraufsicht SEC hat wiederholt Bedenken hinsichtlich der Integrität der Kursbildung auf Bitcoin-Börsen geäußert. Dies war bisher auch der Grund, warum die SEC noch kein börsengehandeltes Bitcoin-Produkt zugelassen hat.

Der weit überwiegende Teil von Bitcoin-Transaktionen wird heute gegen den Dollar abgewickelt, gefolgt von Yen und Euro. Die chinesische Währung - einst die wichtigste - spielt seit dem dortigen Verbot von Bitcoin-Börsen von 2017 keine Rolle mehr. Trotzdem gibt es Marktteilnehmer, die den Anteil Chinas am Bitcoin-Markt auf 20% schätzen. Die Transaktionen dürften über Chats abgewickelt werden, heißt es. Auch Meet-ups, also Treffen von Bitcoin-Interessierten, können dem Transfer von Vermögenswerten dienen. Gerade erst fand in New York die Kryptowährungskonferenz Consensus statt, was da und dort als Grund für die Rally angeführt wird.

Über anekdotische Korrelationen hinaus lassen sich aber in diesem intransparenten Markt kaum Fakten erhärten. Fundamentale Faktoren einer zugehörigen Volkswirtschaft oder die veränderte geldpolitische Stoßrichtung einer einzelnen Zentralbank existieren bei Kryptowährungen per Definition nicht, schreibt Sören Hettler von der DZ Bank in einer Einschätzung: "Vielmehr dürfte eine ganze Reihe von Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit die Attraktivität des Segments wiederbelebt haben." Hierzu zählt Hettler politische Entwicklungen. So verzeichnete Bitcoin einen Kurssprung, nachdem US-Präsident Trump für die meisten Beobachter unerwartet die Anhebung der Zölle auf Importe aus China verkündet und damit Hoffnungen auf eine baldige Einigung im Handelsstreit zunichtegemacht habe. Auch die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Iran oder USA und Venezuela werden im Markt als mögliche Ursachen ins Feld geführt. In China wie auch Iran und Venezuela dürfte es sich um Kapitalflucht handeln, die das Ziel hat, an etablierte Hartwährungen zu gelangen.

Es gibt aber auch Gründe, die auf einer legalen Verwendung von Bitcoin fußen. Immerhin gibt es die in einem Selbstregistrierungsprozess aufgelegten Bitcoin-Futures bei den US-Terminbörsen CME und CBOE, die auch Leerverkäufe ermöglichen. So wird gemunkelt, eine Eindeckungswelle von Shortsellern habe die Rally angefacht.

Durch den Einstieg etablierter Finanzadressen wie Fidelity in den Bitcoin-Markt könnte die limitierte Menge an Bitcoin zudem künftig stärker nachgefragt werden. Die Kryptobörse Gemini, die den Basisindex für den CBOE-Bitcoin-Future liefert, hat eine Kooperation mit Flexa bekannt gegeben. Über deren Spedn-App - zunächst nur in der iOS-Umgebung - soll sich in den USA bei der Kaffeehauskette Starbucks, bei der Bio-Supermarktkette Wholefoods und der Videospielplattform Gamestop mit Bitcoin bezahlen lassen. Auch der Smartphone-Hersteller Samsung soll ein Krypto-Wallet anbieten wollen, über das mit Bitcoin bezahlt werden könnte. Auch wenn Bitcoin keinen inneren Wert hat, reicht bereits die Vorstellung, als Mittel für Tausch oder Kapitalflucht mehr Verwendung finden zu können, um einen Nachfrageschub nach dem digitalen Asset und damit eine Rally zu provozieren.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Dietegen Müller

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