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WAZ: Die Politik und der Kinderlärm

Archivmeldung vom 10.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Zunächst einmal: Klagen über Kinderlärm gab es schon immer. Doch während früher Streitigkeiten um lärmende Kinder untereinander ausgetragen wurden (was oft genug mit Verboten endete), werden sie heute oft verbissen geführt, bis sie vor Gericht landen und obendrein mehrere Instanzen beschäftigen.

Zum Glück ist den meisten Richtern das Recht auf freie Entfaltung der Kinder besonders wichtig. Sie haben erkannt, dass Kinder heute durch die dichte Bebauung und den Straßenverkehr deutlich weniger Platz zum Spielen haben. So ist es kaum möglich, ein Kind und seine Freunde aus dem Gemeinschaftsgarten zu vertreiben. Und doch gibt es richterliche Erlasse, die zu schallgedämmten Rutschen führen, zu abgebauten Half-Pipes, umgepflügten Bolzplätzen und geschlossenen Kindergärten.

An diesem Punkt kommt natürlich die Frage auf, wieso eigentlich so viele Amtsgerichte, Rechtsanwälte oder Mietervereine mit Kinderlärm beschäftigt sind - obwohl die Zahl der Kinder und die Zahl der Großfamilien seit Jahrzehnten stetig, sogar dramatisch zurückgeht. Hinzu kommt ein dicht gefüllter Terminplan der Heranwachsenden und deren Nachmittagsbetreuung in Kindergärten und Schulen. Herumziehende Kinderbanden kennen viele Mädchen und Jungen nur noch, wenn sie Romanleser sind.

Es ist vielleicht lauter geworden in Deutschland; an spielenden Kindern kann dies nicht liegen.

Im Gegenteil: Kinderlärm ist in manchen, vor allem innerstädtischen Wohngebieten rar geworden. Womöglich wird er deshalb als besonderes Geräusch wahrgenommen und somit als ein störendes. Statt die wenigen verbliebenen Lärmkulissen durch geschlossene Spielplätze und Kindergärten völlig zu verbannen, müssen die Städte ihre Anstrengungen nun verstärken, die Familien zurück in die Städte zu holen. Im Übrigen ist es längst bewiesen, wie gut es der gegenseitigen Toleranz tut, wenn die Generationen in einem Wohngebiet gut gemischt vertreten sind.

Dieser Prozess geht nicht von heute auf morgen. Deshalb brauchen die schwächsten, weil abhängigsten Mitglieder der Gesellschaft, die Kinder und Jugendlichen, die Unterstützung von Erwachsenen. Da ist eine reine Symbolpolitik, wie sie sich jüngst die CSU mit ihrem Einschreiten gegen Lärmklagen auf die Fahnen geschrieben hat, besser als nichts. Das gilt auch für die parteiübergreifende Forderung nach einem Familienwahlrecht. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Birgitta Stauber-Klein)

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