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Börsen-Zeitung: Vernascht

Archivmeldung vom 20.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kraft ist am Ziel. Und das schneller, als viele gedacht hatten. Der US-Nahrungsmittelriese vernascht den britischen Süßwarenanbieter Cadbury für 11,9 Mrd. Pfund (13,6 Mrd. Euro). Durch die Erhöhung des Angebots um 1,4 Mrd. Pfund konnten beide Seiten ihr Gesicht wahren - vor allem die Briten, die der irrigen Annahme unterlagen, dass sich leicht weiße Ritter für ihr Unternehmen finden würden.

Das Management von Cadbury hatte keine Gelegenheit ausgelassen, die ursprüngliche Offerte als "lächerlich niedrig" anzuprangern. Vehement stemmte man sich gegen die Kaufabsicht von Kraft, etwa mit Hinweis auf die glänzenden Perspektiven des eigenen Konzerns im Gegensatz zum "unattraktiven Geschäft" der Amerikaner.

Der erbitterte Widerstand überstieg das Maß, das einer Unternehmensführung zugestanden werden muss, damit sie das eigene Haus möglichst teuer verkaufen kann, sodass die Aktionäre den größtmöglichen Gewinn aus der Veräußerung ziehen können. Kraft wurde regelrecht schlechtgemacht: Die Amerikaner seien regional schlecht aufgestellt ("zu 80% in wachstumsschwachen, entwickelten Märkten") und hätten es versäumt, sich auf ein bestimmtes Geschäftsmodell zu fokussieren, sodass nun ein "Konglomerat" um Cadbury werbe. Das roch stark nach Anbiederung an Kraft-Konkurrenten wie Nestlé, Hershey und Ferrero. Doch machten diese entweder klar, nicht an einer Cadbury-Übernahme interessiert zu sein (Nestlé), oder ließen bis heute - wohl wegen fehlender Finanzierungskraft - mit einer Gegenofferte auf sich warten.

Mit der Erhöhung des Übernahmeangebots um 13% hat Kraft die Cadbury-Spitze offenbar mit einem Schlag davon überzeugt, dass das britische Traditionsunternehmen doch in gute Hände kommt. Tatsächlich sind die Briten um Haaresbreite einem Debakel entgangen. Man stelle sich vor, Kraft hätte ihr Angebot für Cadbury - wie weiland BHP Billiton bei Rio Tinto - einfach zurückgezogen. Der Kurs der Cadbury-Aktie wäre wohl auf Jahre hinaus nicht mehr an das Niveau herangekommen, das er in den vergangenen Monaten erreicht hatte.

Doch auch Kraft Foods atmet auf. Schließlich hat der Konzern zur Finanzierung des Cadbury-Deals bereits sein margenstarkes Tiefkühlpizzageschäft in Nordamerika an Nestlé verkauft - ganz abgesehen vom Imageschaden, den Kraft bei einem Fehlschlag erlitten hätte.

Quelle: Börsen-Zeitung

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