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Die Krise der kleinen Firmen

Archivmeldung vom 19.12.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Seit Mittwoch ist der harte Lockdown 2.0 in Deutschland Realität. Geschäfte des Einzelhandels sind genauso wie der Hotel- und Gaststättenbereich und diverse andere Bereiche geschlossen - öffentlich und privat. Deutschland befindet sich damit in guter Gesellschaft, auch in anderen Ländern ist Lockdown - in welcher restriktiven Form auch immer - wieder Realität. Zumeist geht es über die Festtage bis in den Januar hinein. Und diskutiert wird bereits, ob es ausreicht oder noch längere Schließungen anstehen, Ausgangs- sowie Reiseregelungen noch verschärft werden müssen oder noch mehr Bereiche zu schließen sind.

Das ist aber zum jetzigen Zeitpunkt alles noch mit sehr vielen Fragezeichen und Unklarheiten verbunden. Erst wenn die Infektionsentwicklung klar wird und die entsprechenden Zahlen auf dem Tisch liegen, werden die Maßnahmenkataloge deutlichere Züge annehmen - ob nun in Richtung Verschärfung oder Lockerung.

Eines ist aber jetzt bereits völlig klar: Dieser Lockdown wird in Deutschland und in anderen Ländern erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben, und das wird tiefe Spuren hinterlassen - bei Hilfspaketen und an den Märkten. Es ist nicht davon auszugehen, dass nun gleich reihenweise europäische Großkonzerne die Grätsche machen und damit vom Kurstableau der Börsen verschwinden. Too big to fail gilt bekanntlich immer noch. Die Staaten werden mit Hilfen zur Seite springen. Die Krise hinterlässt ihre Spuren vielmehr bei anderen, und das sind die SME (Small und Medium Enterprises).

Natürlich sind im Einzelhandel auch viele Ketten, die sich über das ganze Land verteilen. Einzelhandel bedeutet aber auch viele kleine Einzelunternehmer, die gar keine oder nur wenige Beschäftigte haben. Derartige Firmen oder Selbständige haben auch nicht die riesigen Reserven. Oftmals wurden sie schon im ersten Lockdown angegriffen oder gar aufgebraucht. Wer noch Polster hat, der hat nun oftmals sehr viel dünnere. Zudem gibt es immer wieder Berichte über immer noch nicht ausgezahlte Hilfen, viele scheitern an gestellten Hürden für die Hilfen. Zu denken ist auch an die vielen familiengeführten Unternehmen, die für wenige Unternehmen als Zulieferer agieren. Die deutsche Wirtschaft besteht ja nicht nur aus dem Dax, sondern gerade aus dem Mittelstand, und dazu gehören nun mal viele kleine und mittelgroße Firmen.

Dass Insolvenzen noch nicht nach oben geschnellt sind, liegt auch daran, dass die Insolvenzanmeldungen erst später ge­macht werden müssen. Da sind niedrige Insolvenzzahlen die logische Folge. Aber je länger dieser Lockdown dauern wird, desto mehr SME werden in die Bredouille kommen. Und diese Firmen werden auch nicht alle mit Staatshilfe am Leben erhalten werden können. Das ist geradezu utopisch. Schon heute stellen sich Experten darauf ein, dass es im kommenden Jahr zu Kreditereignissen bei den SME kommen wird. Das werden Zahlungsverzögerungen sein bis hin zum Default. Die Defaultraten werden steigen. Die Frage ist nur: Wie weit?

Und darüber werden später auch andere, größere Adressen Beeinträchtigungen erfahren. Lieferanten - zu denken ist an mittelständische familiengeführte Unternehmen - werden wegbrechen. Das kann Lieferketten durcheinanderwirbeln. Zu denken ist aber auch daran, dass viele Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Das ist nicht gerade förderlich für die kaufkräftige Nachfrage, die auf die Märkte (Einzelhandel etc.) trifft. Und hinzu kommt noch ein weiterer Aspekt: Je länger der Lockdown bzw. die wirtschaftliche Krise dauert, desto länger hält sich auch die Unsicherheit, bei Verbrauchern und Unternehmen. Kaufentscheidungen der Verbraucher werden zurückgestellt. Unternehmen agieren in Unterauslastung, Investitionen werden nicht vorgenommen.

In dieser Gemengelage sind weitere Konjunkturhilfen des Staates wohl unvermeidlich. Die Europäische Zentralbank (EZB) und auch andere Notenbanken werden weiter gefordert sein. Die Kaufprogramme werden wohl eher ausgeweitet. Das hält die Renditen der betreffenden Bonds weiter niedrig bzw. sie werden noch tiefer gedrückt. Das billige Geld hat es in den vergangenen Jahren auch schon gegeben. Die Renditen sind immer weiter gefallen. Die Aktienkurse stiegen. Allerdings lebten die Aktienmärkte auch ohne eine Insolvenzwelle. Diese rollt jetzt aber auf sie zu. Die weitere Kursperformance der Aktien wird auch maßgeblich dadurch mitbestimmt, wie heftig die Insolvenzwelle ausfallen wird und wie scharf die Belastungen der SME auch die großen Banken und Industrieunternehmen in Mitleidenschaft ziehen wird.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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