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Westdeutsche Zeitung: Problem erkannt, Problem aber noch nicht gelöst

Archivmeldung vom 04.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Deutschland hat erkannt, dass sich eine alternde Gesellschaft um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kümmern muss. Das passiert beispielsweise durch die Einführung des Elterngeldes oder den Ausbau der Kinderbetreuung.

Die andere Seite des demografischen Wandels dagegen, die steigende Zahl an pflegebedürftigen Menschen, wird von der Politik eher stiefmütterlich behandelt. Leidtragende sind die Pflegebedürftigen und die pflegenden Angehörigen. Der Vorstoß der Bundesfamilienministerin für eine zweijährige Pflegezeit lässt daher aufhorchen. Denn er benennt klar das Problem. Er löst es aber nicht.

Es sind vor allem die Frauen, die sich um die Pflege von Mutter und Vater kümmern. Für sie ist die Vereinbarkeit von Vollzeitjob und Pflege zumeist eine Illusion, insbesondere wenn der Pflegebedürftige an Demenz erkrankt ist. Diesen Frauen bleibt bislang nur der Ausstieg aus dem Beruf - mit allen Folgen für Karriere, finanzielle Situation, Rente, aber auch gesellschaftliche Teilhabe.

Kristina Schröder hat daher Recht, das Thema Pflegezeit auf die Tagesordnung zu setzen. Doch ihr Vorschlag ist unausgegoren. So hilft die vorgeschlagene Pflegezeit zwar den Unternehmen, qualifiziertes Personal zu halten. Zugleich bedeutet der Vorstoß der Ministerin aber deutliche Zusatzbelastungen für die Firmen. Und es ist nicht geklärt, wer das Risiko trägt, wenn ein Arbeitnehmer zwar die Pflegezeit in Anspruch nimmt, aber kündigt, bevor das Gehaltskonto ausgeglichen ist.

Schröder verschweigt auch, dass der Staat bei der Umsetzung ihrer Idee nicht nur keine Zusatzbelastungen hat. Er spart Geld. Denn die häusliche Pflege ist weitaus preiswerter als die in Heimen. Und die Angehörigen bezögen weiter Gehalt und eben nicht Transferleistungen. Der Staat könnte auch Zuschüsse zur Pflegezeit zahlen. Bei der Elternförderung tut er es schon.

Schröder bleibt zuletzt die Antwort auf die Frage schuldig, was passiert, wenn Pflegebedürftige mehr als zwei Jahre Betreuung benötigen. Auf die Ministerin wartet viel Arbeit. Sie sollte die Kritik aus der Wirtschaft und den Sozialverbänden ernst nehmen und sie mit an den Tisch holen. Nur eine gesellschaftlich breit anerkannte Pflegezeit wäre ein Gewinn - für alle Beteiligten.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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