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Neue Westfälische (Bielefeld) zu: Dopende Sportler, gierige Banker

Archivmeldung vom 11.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Denen man nicht vergibt Die erste Woche der Tour de France ist vorbei - und es ist gottlob in Sachen Doping noch nichts passiert. Statt in Frankreich gab es in Berlin negative Schlagzeilen um Claudia Pechstein, die allein aufgrund von Indizien gesperrt werden soll. Wird eigentlich überall so schnell verurteilt und bestraft?

Beispiel New York: Da machen Investmentbanker an der Wall Street mitten in der von ihnen verursachten Finanzkrise schon wieder riskanteste Millionengeschäfte - so als sei nie etwas gewesen. Und können sich, wie Insider wissen wollen, gerade noch zurückhalten, mit ihrem frisch erworbenen Vermögen zu protzen und nicht wie früher während der Mittagspause mal eben Schampus und Kaviar für einige hundert Dollar zu ordern. Auch die Deutsche Bank schreibt wieder schwarze Zahlen, und das nicht etwa dank schlapper Zwei-Prozent-Margen, sondern wegen hoher Gewinne just in dem kritischen Bereich, der die Weltwirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat. Die Öffentlichkeit, die sich monatelang vor Entrüstung kaum einkriegen konnte, stört das wenig. Zur Rechenschaft gezogen wird von den Meistern des Universums, wie der amerikanischen Romancier Tom Wolfe jene überdrehten Banker nannte, ohnehin kaum einer. Genau so wenig wie der Vattenfall-Topmanager, der veraltete Atommeiler zur Profitmaximierung am Netz lassen will. Und den Stromriesen, die mit Kartellabsprachen Millionen auf Kosten ihrer Kunden eingesackt haben, wird der Strafbefehl aus Brüssel ein müdes Lächeln entlocken. Nur im Sport wird das Prinzip, um jeden Preis die Ellbogen gebrauchen zu dürfen, nicht akzeptiert. Dopingsünder fallen der totalen gesellschaftlichen Ächtung anheim. So gilt der - übrigens von keinem Gericht verurteilte - ehemalige Toursieger Jan Ullrich als persona non grata. Um Reiterin Isabell Werth wird es wohl bald genau so einsam werden. Und Eisschnellläuferin Claudia Pechstein weiß, dass ihr eine ungewisse Zukunft bevor steht, sollte ihre Sperre tatsächlich in Kraft treten. Wer meint, der Sport sei ein Spiegel der Gesellschaft, erkennt nur die halbe Wahrheit. Richtig ist, dass auch manchem Sportler jedes Mittel recht ist, um das größtmögliche Stück der Torte zu bekommen. Der reuige Radfahrer Rolf Aldag hat das sehr plastisch beschrieben: Weil er Angst gehabt habe, gegenüber offensichtlich dopenden Konkurrenten abzufallen und seinen Job zu verlieren, habe auch er dopen müssen. Zwar darf es in Sachen Doping kein Pardon geben, immerhin gelten im Sport auch noch Kriterien wie Fairplay, wie Moral, wie Ethik, die der Maxime des Gewinnens um jeden Preis richtigerweise Grenzen setzen. Dopingsünder sind aber auch nur Menschen, die der Verlockung des Geldes genau so erliegen wie gierige Banker. Sie sind nicht nur Täter, sondern oft auch Opfer. So ist Isabell Werth über die Aktivitäten ihres Tierarztes gestolpert. Man stelle sich in diesem Zusammenhang einmal vor, der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann stünde für die Fehler seiner Angestellten derartig am Pranger.

Quelle: Neue Westfälische

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