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Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Haiti

Archivmeldung vom 20.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nein, niemand kann erwarten, dass wenige Tage nach einer Katastrophe wie jetzt in Haiti medizinische Hilfe und die Versorgung mit Lebensmitteln perfekt laufen. Vor allem nicht in einem Land, dem es seit Jahrzehnten an politischen Strukturen fehlt. Gewalt, Kriminalität und Korruption hatten den Inselstaat vor den schweren Erderschütterungen fest im Griff.

Zwar waren nach den mit UN-Hilfe abgehaltenen Wahlen 2006 erste positive demokratische und wirtschaftliche Entwicklungen zu erkennen. Doch Finanzhilfen und Schuldenerleichterungen für Haiti - gewährt auch wegen der immensen Schäden nach einem verheerenden Sturm 2008 - änderten weder etwas an der weit verbreiteten Armut im Land, noch konnten sie entscheidenden Reformen den Weg bereiten. Aber selbst vor diesem Hintergrund ist es erschreckend, wie machtlos die Weltgemeinschaft ist, wenn es darum geht, Hilfe möglichst schnell dorthin zu bringen, wo sie so dringend benötigt wird. Die Tatsache, dass das UN-Hauptquartier in Port-au-Prince ein Trümmerhaufen und die komplette Führung der Mission bei dem Beben ums Leben gekommen ist, kann nicht als Entschuldigung dafür gelten, dass es in der Organisation vor Ort noch immer knackt und knirscht. Die Vereinten Nationen hatten vom ersten Moment an keinen klaren Plan erkennen lassen, die aus aller Welt herbeigeeilten Teams vernünftig zu koordinieren. Dabei ist das eine der wesentlichen Aufgaben, die die UN in Fällen wie diesen zu leisten hat. Erst seitdem die US-Truppen die Befehlsgewalt am Flughafen übernommen haben, werden Maschinen vernünftig abgefertigt. Trotz des Einsatzes der Soldaten aber stehen die Versorgungswege noch längst nicht. Hilfsflüge werden umgeleitet, da zu viel Material auf dem Gelände des Flugplatzes lagert und nicht verteilt wird. Nur wenige Kilometer weiter verhungern oder verdursten Menschen, andere sterben, weil ihnen keine medizinische Hilfe zuteil wird. Den Vereinten Nationen ist vorzuwerfen, dass sie für eine solche Situation nicht gewappnet sind. Ein Plan A allein ist schlicht zu wenig. Für strukturlose und verarmte Länder wie Haiti müssen Alternativen vorliegen, um auf Katastrophen wie diese schnell und zielgerichtet reagieren zu können. Haiti indessen wird nach dem Beben noch mehr als bisher am Tropf internationaler Finanzunterstützung hängen. Zudem sind Berater in politischen und wirtschaftlichen Fragen gefragter denn je. Nur so ist die Stabilität zu erreichen, die unumgänglich ist, um dem in Schutt und Asche liegenden Inselstaat auch nur die leiseste Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben. Allerdings dürfen es nicht allein die ohnehin stark vertretenen USA sein, die hier zum Einsatz kommen. Damit besteht die Gefahr, dass Haiti wieder zu einer Kolonie verkommt. Vielmehr muss die UN das bestehende Protektorat ausweiten. Nur das kann die Basis für einen Neuanfang in Haiti sein.

Quelle: Westfalen-Blatt

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