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WAZ: Die Deutschen stürmen die Praxen

Archivmeldung vom 20.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Da sind wir also endlich wieder einmal Weltmeister. Wir Deutschen gehen so oft zum Arzt wie sonst niemand auf der Welt. Die Praxen sind voll, der Doc behandelt wie am Fließband. Schimpfen wir einmal nicht auf den Arzt, sondern fragen wir uns selbst: Sind wir wirklich so krank?

Nein. Wir sind so gesund wie nie. Noch nie im Leben gab es Senioren, die so fit waren wie heute. Wir sind nicht so krank. Aber wir haben uns daran gewöhnt, auch bei Kleinigkeiten zum Arzt zu gehen. Oder dann, wenn man nichts hat. Es könnte ja was sein. Es gibt mehr und mehr ernst zu nehmende Stimmen, die in der an sich vernünftigen Vorsorgepraxis auch übertriebene Züge erkennen.

Arztbesuche finden zum großen Teil auch aus Langeweile statt. Es zeigt, wie vereinsamt Menschen sind. Aber auf Krankenschein kann man das Fehlen von Kontakten nicht behandeln. Selbst die ungeliebte Praxis-Gebühr, die zwei Milliarden Euro pro  Jahr einbringt, hat kaum einen abgeschreckt. Der eigentliche Grund aber, warum wir die Arztpraxen stürmen, ist die Folge eines Gesundheitssystems, das nicht die Genesung, sondern die Krankheit belohnt: Je kranker  wir sind, desto mehr Geld erhält  der Arzt. Für eine Patientin, 50 Jahre alt, wandern aus dem Gesundheitsfond etwa 517 Euro (für Junge gibt es 185 Euro) auf das Konto der Kasse. Hat sie Diabetes, kommt  noch mehr Geld dazu - bis zu 5000 Euro, wenn mit Komplikationen zu rechnen ist

Das mag im Einzelfall gut sein. Aber  nicht bei 80 (!) Krankheiten. Viel zu schnell führt es dazu, dass sich Menschen mit einer Bagatell-Erkrankung bei den chronisch Kranken wiederfinden, weil hier die Gelder fließen. Unser System produziert Kranke, um finanzierbar zu sein. Das ist in der Tat krank.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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