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Börsen-Zeitung: Im Ausnahmezustand

Archivmeldung vom 04.12.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.12.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Deutsche Bank, Commerzbank und jetzt auch noch Unicredit: Während sich aus Sicht der Banken ein weiteres enttäuschendes Jahr dem Ende zuneigt, zückt ausgerechnet eines der wenigen verbliebenen, international vorzeigbaren Geldhäuser, die Europa noch zu bieten hat, schon wieder den Rotstift.

Auf dem Kapitalmarkttag in London kündigte der kürzlich erst in Frankfurt zum europäischen Banker des Jahres gekürte Vorstandschef Jean Pierre Mustier drastische Sparmaßnahmen an. Um die Aktionäre mit höheren Ausschüttungen bei Laune zu halten, sollen 8000 Stellen und 500 Filialen in Westeuropa weichen. Die Münchner Konzerntochter HVB kann ein Lied davon singen, dass man in Mailand nicht lange fackelt, wenn es darum geht, den Renditevorstellungen des Marktes gerecht zu werden. Die italienische Unicredit mit ihrem französischen Chef hat, so scheint es, das typisch deutsche Sprichwort "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not!" offensichtlich besser verinnerlicht als die hiesigen Wettbewerber.

Trotz Hunderter geschlossener Filialen verebbte die Empörung über die Geschäftspolitik des Unicredit-Konzerns hierzulande recht schnell. Die Zeiten, in denen Stellenstreichungen trotz Milliardengewinnen zum öffentlichen Aufschrei führen, sind vorbei - zumindest in der Finanzbranche. Zum einen erwartet der Durchschnittsbürger seit der Finanzkrise von den Banken ohnehin nicht mehr viel und ist schon zufrieden, wenn sie nicht mit seinem Steuergeld gerettet werden müssen. Zum anderen befindet sich die Branche wegen der negativen Zinsen im betriebswirtschaftlichen Ausnahmezustand, so dass auch die Gewinne nicht mehr so üppig ausfallen wie früher.

Unicredit hat sich offenbar von der Hoffnung verabschiedet, dass sich daran auf absehbare Zeit etwas ändert. Die neue Planung basiert jedenfalls auf der Annahme dauerhaft negativer Zinsen. Selbst in diesem pessimistischen Szenario will das Institut die Eigenkapitalrendite von derzeit 8 Prozent sogar noch leicht steigern, obwohl der regulatorisch verordnete Anstieg des Eigenkapitals dies zusätzlich erschwert.

Die prekäre Lage der hiesigen Banken verdeutlicht besonders der Vergleich mit der Commerzbank. Ihr wenig ambitioniertes Ziel einer Eigenkapitalrendite von 4 Prozent im Jahr 2023 traut ihr kaum jemand zu. Auch der Deutschen Bank nimmt man nicht ab, nach dem Abschluss der Umbauarbeiten bis 2022 mit 8 Prozent an das Niveau von Unicredit anzuschließen. Mehr als 5 Prozent trauen ihr selbst wohlwollende Beobachter kaum zu.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Anna Sleegers

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