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Börsen-Zeitung: Spätzünder VW

Archivmeldung vom 03.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die gute Nachricht zuerst: VW hat ihre Umsatz- und Ertragsziele erreicht. Das sollte man nicht gering schätzen, denn die Jahre, in denen der Konzern seine Kapitalkosten verdient hat, können immer noch an einer Hand abgezählt werden.

Auf eine Kurzformel gebracht, sorgten Audi und die Finanzdienstleistungen wieder für den Ertrag, und ein hochdrehendes Chinageschäft erbrachte das Volumen. Die erreichte Absatzrekordmarke von 6,2 Millionen Fahrzeugen dürften wir so schnell nicht wieder sehen.

Was überrascht, ist die Ausschüttungspolitik: Die Dividende auf beide Aktienkategorien wird um rund 7% erhöht, obwohl die operative Marge stagnierte. Im Umfeld der Finanzkrise ist jede Industrieadresse äußerst gut beraten, ihr Pulver trocken zu halten. In diesen Zeiten interessieren nur noch Liquidität, Eigenkapitalquote und Cash-flow. Bei der Eigenkapitalquote liegt VW bei 22,3%. Zum Vergleich: Continental bringt es auf 22,4%.

Warum VW jetzt ausschüttungsmäßig als Geisterfahrer unterwegs ist, wo doch schon für das erste Quartal ein Verlust kommuniziert wurde? Dieses Vorgehen weicht übrigens völlig von der früheren Praxis ab: Da konnte im Rahmen der Hauptversammlung noch so viel nachgebohrt werden. Die Ergebnisse für die ersten drei Monate gab es immer erst danach.

Der Cash-flow im Autogeschäft gab um 36% und die Nettoliquidität um über 40% nach. Es ist schleierhaft, was VW geritten hat. Mehrheitsaktionär Porsche braucht nicht mehr Dividende. Oder soll das Land bei Laune oder die restlichen Aktionäre bei der Stange gehalten werden? Das Schielen auf die Dividendenrendite kann es nicht sein, denn die hat eine Null vor dem Komma.

VW hat in der Vergangenheit ein bisschen zu oft mit Sonderentwicklungen und besonderen Wegen herumgekaspert. Das Unternehmen schmeißt gerade 16500 Leiharbeiter raus. Und die eigene Konzernbank steht mit 2 Mrd. Euro beim Staat auf der Matte. Das passt alles nicht zusammen. VW verlässt die industrielle Solidarität mit den Zulieferern. Eine oder zwei Runden weiter könnte der Koloss gerade auf sie wieder angewiesen sein. Es wäre leichter zu ertragen, wenn VW von der Erkenntnisfähigkeit her nur ein Spätzünder wäre. Vielleicht steigt dem Unternehmen aber auch die Toyota-Jagd langsam zu Kopf. Nichts ist unmöglich.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Gottfried Mehner)

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