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Berliner Morgenpost: Was die Commerzbank vom FC Bayern unterscheidet

Archivmeldung vom 06.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ein brillanter Fußballer wie Franck Ribéry würde kaum einen gesetzlich festgelegten Maximallohn von 500.000 Euro im Jahr akzeptieren. Der Kicker wird seine strammen Schenkel in Diensten jenes Klubs bewegen, der am besten bezahlt. Wie jeder Arbeitnehmer nimmt ein Fußballer den höchsten Lohn, den der Markt hergibt. Das kann man ihm kaum verdenken.

Klaus-Peter Müller, Aufsichtsratschef der Commerzbank, argumentierte wie ein Fußball-Manager, als er Ende vergangenen Jahres dem Finanzministerium ein neues Bezahlmodell für seine Vorstände abringen wollte. Mit 500.000 Euro Jahresgage seien seine besten Leute nicht zufrieden, womöglich wanderten sie bald ab. 50 Prozent mehr, also 750.000 Euro, müssten es schon sein, so Müller, der sich in den letzten Monaten immer wieder mit ethikhaltigen Interviews zu Wort gemeldet hatte. Der fundamentale Unterschied: Fußballvereine sind Wirtschaftsunternehmen, die sich am Markt behaupten müssen. Die Fans entscheiden Tag für Tag aufs Neue, ob sie freiwillig Geld für ein Ticket ausgeben und das teure Trikot obendrein. Und der Geschäftsführer hat zu verantworten, ob er sich Millionengehälter für seine Stars leisten kann und will. Staatsbürgschaften für Bundesligavereine gibt es, noch, nicht, nicht mal für Schalke 04. Mit der Commerzbank verhält es sich etwas anders. Das traditionsreiche Geldinstitut gäbe es längst nicht mehr, wenn der Staat nicht eingegriffen hätte. 18 Milliarden Euro an stillen Reserven haben die Steuerzahler in das angeschlagene Bankhaus gepumpt, umgerechnet zahlte also jeder Bundesbürger, überwiegend unfreiwillig, 225 Euro. Während manche internationalen Banken ihre Staatshilfen inzwischen zurückzahlen, hat die Commerzbank 2009 nicht einmal die vereinbarten Zinsen für die Staatseinlage aufbringen können. Von Rückzahlung des geliehenen Geldes ganz zu schweigen. Die Leistung der Commerzbank-Manager kann so brillant also nicht gewesen sein. Wenn überhaupt, hätten aber nur exzellente Ergebnisse ein höheres Gehalt gerechtfertigt, wenn auch nicht um 50 Prozent. Abseits von allen Neid- und Gerechtigkeitsdebatten bleibt die einfache Frage: Gibt es in Deutschland keinen einzigen Banker, der fähig und willens ist, zwei, drei Jahre lang für gut 40.000 Euro im Monat ein marodes Geldhaus zu sanieren? Wenn die Politik einen Shootingstar wie Guttenberg hervorbringt, dann sollte es unter den Abertausenden bestens ausgebildeten jungen Nadelstreiflingen doch wohl eine Handvoll Qualifizierter geben, die genug Lust, Risikobereitschaft und Verantwortung mitbringen, um eine spannende Aufgabe wie den Wiederaufbau der Commerzbank in Angriff zu nehmen. Natürlich ist es ein Risiko, die Ribérys ziehen zu lassen. Aber hoch motivierter Nachwuchs kann auch erfolgreicher sein als gelangweilte Millionarios. Müller würde Größe zeigen, wenn er die Gierlappen ziehen lassen und sich zugleich seiner doppelten Verantwortung besinnen würde: Mäßigung und Erfolg.

Quelle: Berliner Morgenpost

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