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Macht, Magie und Frauenquoten

Archivmeldung vom 24.09.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.09.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ein Raunen geht durch dieses Land. Zumindest an manchen Stellen. Die sich in ihm ausdrückenden Gefühle reichen von höchster Begeisterung bis zu tiefster Skepsis. Es handelt sich demnach nicht um eine Form weißen Rauschens, sondern im Gegenteil um ein recht farbfrohes und nuancenreiches Brummen und Summen. Ausgelöst wurde dieses Geräusch durch die Ankündigung eines erneuten Anlaufs zur gesetzlichen Festschreibung einer Quote für Frauen in Führungspositionen hier in unserer Republik.

Manche Befürworter sehen in dieser Initiative einen längst überfälligen Beitrag zur gesellschaftlichen Gleichstellung der Frau, andere sogar den Beginn einer von ihnen erwünschte Veränderung der gesamten Wirtschaft. Da wird mit Spekulationen und Thesen operiert, mit nicht beweisbaren Behauptungen, die dementsprechend alle im Konjunktiv stehen und nicht selten mit „vielleicht“ beginnen – zum Beispiel: „Vielleicht befänden wir uns heute nicht in dieser Krisensituation, wenn es schon mehr Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft gäbe“.
Das ist, gelinde gesagt, kühn. Außerdem fürchterlich naiv. Und es geht schließlich voll und ganz an den Realitäten vorbei.

Über vieles in der Wirtschaft kann man mit Recht nur den Kopf schütteln. Dass es diverse Personen gibt, überwiegend Männer, die sich in Führungspositionen befinden, obwohl ihnen hierzu die wichtigsten Voraussetzungen fehlen (die Begabung und vor allem die richtige Persönlichkeit, um wirklich effektiv und effizient andere zu führen), ist auch mehr als eine fundierte Vermutung. Doch darf eines nicht vergessen werden: Ja, „die Wirtschaft“, wie wir sie heute vorfinden, ist ein System, das von Männern geschaffen wurde. Oder genauer gesagt: von einer bestimmten Art von Männern. Denn so wie viele Führungspositionen bislang kaum für Frauen zugänglich waren, so waren sie es auch nicht für bestimmte Männer. Nämlich für solche nicht, die nicht in das System passen.

So zauberhaft manche Frauen auch unbestreitbar sind, es haftet dem weiblichen Geschlecht als biologische Tatsache nicht per se etwas Magisches an. Wer glaubt, Frauen seien einfach besser als Führungskräfte, weil sie eben Frauen sind und über all jene Eigenschaften wie Empathie, Kommunikationskompetenz etc. verfügen, die man Frauen zuspricht, der verwechselt „Sex“ mit „Gender“ und sollte sich dringend mit den Studien der gerade neulich erst wieder öffentlich geehrten und geschmähten Judith Butler beschäftigen.
Der Gedanke, eine Frau sei aufgrund ihres biologischen Geschlechts viel einfühlsamer als ein Mann und verfüge über mehr soziale Kompetenz, ist schlichtweg unsinnig. Oder: Frauen sind anders. Männer aber auch.

„Die Wirtschaft“ ist – ich entschuldige mich dafür, diese abgenutzte Bild hier noch einmal zu bemühen – ein Haifischbecken. Und es ist völlig einerlei, ob die Haie männlichen oder weiblichen Geschlechts sind, ob sie Armani oder Jill Sander tragen.
Denn natürlich gibt es auch Frauen, die mit den gleichen Wertvorstellungen, mit dem gleichen Karrierewillen und mit der gleichen Portion an Rücksichtslosigkeit (meist als „Zielstrebigkeit“ bezeichnet) ausgestattet sind wie manche Männer. Und sie sind es, die zukünftig in diesem von Männern geschaffenen System eine bessere Chance haben werden, weil sie dort hinein passen und weil sie vor allem auch dort hinein passen wollen.
Denn sie haben verstanden, dass der Wille zur Macht weder männlich noch weiblich ist, auch dann nicht, wenn er zur Obsession wird. Und das Letzte, was sie im Sinn haben, ist, jenes System, das ihnen Macht bescheren soll, zu verändern.

Für diese Frauen bedeutet die vorgesehene Quote tatsächlich eine Chance auf Gleichberechtigung. Und damit entsprechend für „die Frauen“ an sich, egal wie klein die reale Zahl der Menschen in ihrem Kreis mit einer entsprechenden Persönlichkeitsstruktur auch sein mag.
Für den Rest der Welt wird eine solche Quote nichts verändern. Wer etwas anderes glaubt, der unterschätzt die Homogenität in sich abgeschlossener und ihren Mitgliedern entsprechende Vorteile vermittelnder Systeme. Warum sollte sich ein solches System plötzlich einer Infiltration und Veränderung öffnen, die sein weiteres Funktionieren in der gewohnten und für seine Angehörigen überaus gewinnbringenden Form in Frage stellen würde?

Nein, „die Wirtschaft“ wird auch weiterhin etwas bleiben, das nicht für alle offen ist und mit dem viele Menschen an vielen Stellen aus vielen verschiedenen Gründen auch gar nicht kompatibel sind. Das mögen manche beklagen. Andere, wie z.B. eine große Menge an Beratern, Trainern und Coaches, Psychologen und anderem Fachpersonal für zu einseitig ausgerichtete Persönlichkeiten, werden sich darüber freuen. Sie werden zukünftig mehr Abwechslung bei ihrer Arbeit haben, wenn sie nicht nur Männer, sondern auch zunehmend mehr Frauen unter ihren Klienten finden werden.

Kommentar von Herbert Jost-Hof

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