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Lausitzer Rundschau: Wird alles gut?

Archivmeldung vom 31.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die meisten Jahresrückblicke, die in den vergangenen Tagen angeboten worden sind, machen Angst: Es war wohl ein schreckliches Jahr zwischen Atom-Katastrophe und Neonazi-Terror in Deutschland. Und 2012? Drohend über allem die Europa-, Euro- und Finanzkrise, die auch 2012 für viele - und nicht nur gute - Schlagzeilen sorgen wird. Also haben wir wohl allen Grund, pessimistisch zu sein. Andererseits: In der Krise liegt die Chance. Gewiss, so eine Binsenweisheit klingt ein wenig lächerlich.

Aber lächerlich ist noch nicht falsch. Wäre die Finanzkrise eine schlimme Krankheit, müsste Europa gestärkt daraus hervorgehen - oder ihr erliegen. Fest steht: Europa steht an einem Scheideweg. Es muss sich jetzt von einer ökonomischen Zweck- und Geldgemeinschaft zu einer starken politischen Union mit einer gemeinsamen Finanz- und Wirtschaftspolitik weiterentwickeln, oder es zerfällt in zahlreiche nationale Einzelinteressen. Kurz gedacht erscheint der zweite Weg gerade für stärkere Volkswirtschaften durchaus attraktiv. Nach dem Motto: Mir ist das Hemd näher als der Rock. Langfristig wird sich aber ein europäischer Einzelstaat gegen die bestehenden und emporkommenden Machtzentren der Welt - USA, China, Indien - nicht behaupten können.   Nur Europa als große Volkswirtschaft und politische Union kann sich als Gegengewicht zu den anderen Machtzentren der Welt behaupten - und mit seiner langen demokratischen Tradition ist es sogar ein äußerst wichtiges Gegengewicht, um die politische Großwetterlage in einem gesunden Gleichgewicht zu halten. Macht und Geld gehören zusammen. Von der Ebenbürtigkeit des Euros gegenüber dem Dollar wurde in der Vergangenheit viel gesprochen, manch ein Europäer träumte gar davon, der Euro könne den Dollar als Weltleitwährung ablösen. Darüber wird inzwischen nicht mehr gesprochen, was vielleicht auch ganz gut ist. Dennoch braucht Europa eine starke Währung, weil dies die Eintrittskarte für die Teilnahme am Spiel der großen Akteure ist. Darauf zu verzichten, würde bedeuten, auf politischen Einfluss zu verzichten. Der Verzicht auf Einfluss engt politische Handlungsmöglichkeiten ein und kann sich auch sehr schnell zu einem wirtschaftlichen Nachteil entwickeln. Eine starke politische Einheit braucht eine starke Währung - und umgekehrt. Diese Wahrheit muss Europa schlucken. Europa steht insofern am Scheideweg, als es jetzt den entscheidenden Schritt zu einem einigen politischen Europa machen muss. Doch jede Medaille hat eine Kehrseite: Sollte dies tatsächlich gelingen, bedeutet dies gleichzeitig, dass die europäischen Nationen mehr Macht an ein größeres Ganzes abgeben müssen. Europäische Politik, die heute schon als schwer begreifbar und bürgerfern wahrgenommen wird, könnte noch undeutlicher werden und noch mehr Misstrauen erzeugen. Mehr Macht für ein Super-Europa und weniger für die nationale Einheit kann also nur gelingen, wenn die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen transparent gemacht werden. Davon ist Brüssel leider heute so entfernt wie der Euro von seiner einstigen weltweiten Akzeptanz. Haben wir also überhaupt Grund, optimistisch zu sein? Ja, haben wir, denn die Bemühungen, Europa weiterzuentwickeln, waren noch nie so intensiv wie jetzt in der Krise. Es scheint, als seien in den meisten Ländern Europas die Zeichen der Zeit erkannt worden. Für Europa wird es ein spannendes und ein schwieriges, aber nicht unbedingt ein schlechtes Jahr.

Quelle: Lausitzer Rundschau (ots)

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