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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu 20 Jahre Deutsche Einheit

Archivmeldung vom 02.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

»20 Jahre Deutsche Einheit? Das interessiert doch eh keinen mehr.« Kennen Sie auch solche Sprüche? Bestimmt. So mancher steht den Feierlichkeiten zum 3. Oktober kritisch gegenüber, anderen ist der Tag der Einheit schlicht und einfach egal. Für beide Haltungen gibt es Gründe. Natürlich sind in den vergangenen 20 Jahren nicht alle Erwartungen erfüllt worden. Natürlich gab und gibt es Enttäuschungen. Doch, wie hätte es auch anders sein können?

Für den Einheitsprozess gab es keinen Leitfaden. Vieles musste schnell gehen, manches ging zu schnell. Geschichte lief im Zeitraffer ab. Die Menschen in der DDR hatten einen einmaligen Freiheitskampf entfacht. Im Mauerfall fand diese friedliche Revolution am 9. November 1989 ihren glücklichen Höhepunkt. Doch die Ostdeutschen wollten mehr. Ihr Land hatte abgewirtschaftet - die Idee des Sozialismus war im Arbeiter- und Bauernstaat an ihr Ende gekommen. Und keiner hatte das Glück der Geschichte schneller erfasst als Kanzler Helmut Kohl. Er handelte entschlossen im Innern und mit größtem diplomatischen Geschick auf weltpolitischer Bühne. Das war nicht selbstverständlich, wie Oskar Lafontaines späte Selbstkritik belegt. Erst dieser Tage gestand er: »Ich habe die Einheitseuphorie unterschätzt.« Heute ist die Euphorie längst verflogen, die neue Bundesrepublik ist Alltag. Es gibt Kritik am Soli und an vielem anderen. Und doch bleibt die Einheit ein großes Glück für uns alle - für Deutsche in Ost wie in West. Mit 20 Jahren ist das vereinigte Deutschland endgültig erwachsen. Eine Generation junger Menschen kann keine eigene Erinnerung mehr an Mauer und Stacheldraht, an Schießbefehl und Stasi haben. Deshalb ist es so wichtig, die Geschichte wachzuhalten. Doch ebenso wichtig ist es, die Menschen nicht zu vergessen. Natürlich war die DDR ein Unrechtsstaat, weil sie ihren Bürgern elementare Freiheitsrechte verweigerte und sie systematisch ausspionierte. Die Menschen mussten damit leben. Die allermeisten taten es so gut, wie sie konnten. Das war schwer. Wie viel schwerer aber musste es zu ertragen sein, dass dieses Leben nach 1990 oft pauschal abgewertet wurde. Der Westen hingegen war sich zu lange selbst genug gewesen. So wurde die Einheit für viele schnell zum Ballast, zur unnützen Mühe mit Undankbarkeit als vermeintlich einzigem Lohn. Beide Seiten haben viel lernen müssen. Mitunter fehlt es noch heute an gegenseitigem Respekt und Verständnis. Trotzdem ist Deutschland ein anderes, ein neues Land geworden. Längst ist die ehemalige Grenze in beide Richtungen durchlässig. Ja, es stimmt: Wir sind ein Volk. Zugleich bleibt viel zu tun - mit der Hand und mit dem Herzen. Die Einheit ist nicht vollendet, doch vollendet wurde in 20 Jahren unglaublich viel. Der 3. Oktober ist ein guter Tag, sich darüber zu freuen. Und der 3. Oktober ist ein guter Tag, über neue Ziele zu sprechen. Gerade auch mit Menschen, die glauben, die Deutsche Einheit interessiere eh keinen mehr.

Quelle: Westfalen-Blatt

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