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Börsen-Zeitung: Politikum Bilanzierung

Archivmeldung vom 16.06.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der deutsche Standardsetzer für Bilanzierung steht vor der Zerreißprobe. Große Unternehmen drohen dem privatwirtschaftlich organisierten Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) den Geldhahn zuzudrehen. Die Finanzierung dürfte ein vorgeschobenes Thema sein, geht es doch um eine Lücke von weniger als 1 Mill. Euro. Dem Gremium fehlt es inhaltlich an Rückhalt in Industrie und Finanzwirtschaft, und zur Debatte steht nichts Geringeres als eine grundlegende Neuausrichtung oder gar Auflösung - wobei die internationalen Konsequenzen nicht zu unterschätzen sind.

Das DRSC hatte seit der Gründung 1998 einen schweren Stand. Zwar ging es der Privatwirtschaft vor allem um die Etablierung eines Gremiums, das eine einheitliche deutsche Position zur Rechungslegung erarbeitet und diese international vertritt. Gleichzeitig sollte das DRSC Berater der Regierung sein und eigene Standards für die Konzernrechnungslegung entwickeln. Da börsennotierte Unternehmen inzwischen im Konzernabschluss auf die internationalen Standards IFRS verpflichtet sind, haben die nicht kapitalmarktorientierten Firmen, die nach dem Handelsgesetzbuch bilanzieren, verständlicherweise keine Neigung, das DRSC zu finanzieren - zumal die Bilanzrechtsmodernisierung Sache des Gesetzgebers ist.

In dieser ungesunden Konstruktion hat sich das DRSC zunehmend internationalen Aufgaben gewidmet, sich erfolgreich vernetzt und die nötige Anerkennung gewonnen. Die deutsche Stimme in der Rechnungslegung ist die Institution indes nicht geworden, es herrscht Polyphonie. Das DRSC sei nicht der Vertreter deutscher Interessen, sondern verlängerter Arm des internationalen Standardsetzers IASB, so die Kritik der abtrünnigen Gegenspieler.

Die Verbände waren einst bewusst nicht als DRSC-Mitglieder zugelassen worden, um die Fahne der Unabhängigkeit hochzuhalten. Doch Bilanzierung ist zum Politikum geworden, das hat auch der internationale Standardsetzer IASB leidvoll erfahren müssen. Hier wird sich das DRSC bewegen müssen, ohne ein Fähnchen im Wind zu werden - dann wäre das internationale Ansehen gefährdet. Es ist zu hoffen, dass die Neupositionierung zur Stärkung des Gremiums führt. Fatal wäre es, wenn Deutschland keinen nationalen Standardsetzer mehr aufzuweisen hätte.

Quelle: Börsen-Zeitung

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